Doris Dietrich
Bad Driburg/Bonn. In Deutschland leben rund 55.000 Menschen, die an einem 29. Februar geboren wurden. Davon leben 12 Personen in Bad Driburg, so Tamara Fleischer, Sprecherin der Stadt uns gegenüber. In diesem Februar können sie so richtig auf die Pauke hauen – denn es ist Schaltjahr. Sicher gibt es auch in Bad Driburg einige Geburtstagskinder oder Ehepaare, die an diesem Tag geheiratet haben. Vielleicht können sich einige Leserinnen oder Leser in den Kommentaren melden, die am 29. Februar Geburtstag oder Hochzeitstag haben.
Warum gibt es den zusätzlichen Tag? In unserem Sonnensystem kreist die Erde stetig um die Sonne. Um sie einmal komplett zu umkreisen, benötigt sie 365 Tage. Genau genommen aber sind es – mit einigen Schwankungen der Umlaufzeit – im Mittel 365,2422 Tage, also rund 5 Stunden und 49 Minuten mehr als ein Kalenderjahr. Nach dieser Zeit erreicht die Erde auf ihrer Kreisbahn wieder den Punkt, an dem im Frühling Tag und Nacht gleich lang sind, den Frühlingspunkt. Nach vier Jahren haben sich die zusätzlichen Stunden auf rund 24 addiert, also einen Tag. Dieser wird als 29. Februar eines Schaltjahres in den Kalender eingefügt. Ohne den zusätzlichen Tag würde der Kalender vom Lauf der Jahreszeiten abweichen: So wäre etwa der längste Tag des Jahres nach 400 Jahren nicht mehr der 21. Juni, sondern ein Tag Ende September.
Doch wann gibt es den 29. Februar? Grundsätzlich: in allen Jahren, die durch vier teilbar sind. So waren die Jahre 2020 wie auch 2016 und 2012 alle Schaltjahre. Allerdings gilt das nicht in Jahren, die zugleich durch 100 teilbar sind. Daher hatten die Jahre 1800 und 1900 keinen 29. Februar, genauso wenig wird 2100 einen haben. Doch selbst bei klaren Regeln bleibt Raum für Ausnahmen: Ist das Jahr durch 400 teilbar, gibt es wieder einen 29. Februar – so wie es im Jahr 2000 der Fall war.
Doch nicht alle wissen, was es mit dem Schaltjahr auf sich hat: einer YouGov-Umfrage zufolge zwar immerhin 76 Prozent der Menschen in Deutschland. Aber 13 Prozent können demnach mit dem Begriff nichts anfangen. Der Grund, warum der Tag an den Februar angehängt wurde, liegt in der Antike. Im alten Rom endete das Jahr lange Zeit im Februar, während es mit dem März begann. Unser heutiger zwölfter Monat war damals der zehnte, daher heißt er auch Dezember (vom lateinischen Wort „decem“). Das römische Jahr zählte damals über Jahrhunderte 355 Tage; jedes zweite Jahr wurde ein ganzer Schaltmonat hinter den Februar gesetzt, um den Kalender dem Sonnenstand anzugleichen.
Roms Herrscher Gaius Julius Caesar beendete dann 46 vor Christus dieses Prozedere. Er führte längere Monate ein sowie nur noch einen einzigen Extratag – alle vier Jahre. Dieser lag weiter Ende Februar, obwohl mit der Julianischen Kalenderreform der Jahresanfang endgültig auf den 1. Januar sprang.
Wie gehen nun Statistiker und Juristen mit den Tücken des Schaltjahres um? Im Bürgerlichen Gesetzbuch gibt es sogar eine Regelung für Menschen, die am 29. Februar geboren sind. Aus Paragraf 188 folgt, dass an einem 29. Februar Geborene ihre Volljährigkeit zum 18. Geburtstag zum 1. März erhalten. Arbeitgeber haben in einem Schaltjahr einen Tag mehr Zeit, um fristgerecht Kündigungen auszusprechen.
Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden in den beiden vergangenen Schalttagen in Deutschland weniger Menschen geboren als im allgemeinen Februar-Durchschnitt. So kamen im Jahr 2020 etwa 1700 Babys am 29. Februar in Deutschland auf die Welt. 2016 waren es 1810. Im Februar-Schnitt waren es in beiden Jahren mehr als 2000 Babys pro Tag.
Auch in der Promiwelt wird gefeiert. In Deutschland stehen die Ehrentage bei Ex-Fußballer Benedikt Höwedes, Model Lena Gercke und dem Schriftsteller Benedict Wells („Vom Ende der Einsamkeit“) am 29. Februar an. Für Demet Maden ist es diesmal wieder eine Pflichtfeier. „Ich habe halt nur alle vier Jahre Geburtstag und dieses Jahr ist es wieder möglich“, betont sie.
Wir wünschen allen Bad Driburgern Geburtstagskindern und Ehepaaren am 29. Februar einen schönen Ehrentag.
Hier die anschauliche Erklärung des Schaltjahres: