Motorsport und Umweltschutz sind kein Gegensatz

Weltumwelttag der Vereinten Nationen am 5. Juni

Bad Driburg – Pömbsen. (bb) Der diesjährige Weltumwelttag der Vereinten Nationen am 5. Juni steht unter dem Zeichen der Restaurierung von Öko-Systemen. Die Pflege und der Schutz der Flora und Fauna ist dem BILSTER BERG seit der ersten Stunde wichtig. Projektsteuerer Hans-Joachim Pillich zieht Bilanz, berichtet über die Anfänge des Umweltschutzes am BILSTER BERG und die Hintergründe der ISO 14001-Zertifizierung für Umweltschutzmaßnahmen.

Eine stabile Population von Kammmolchen, fünf Rotmilanbrutpaare, mindestens zwölf verschiedene Arten wildlebender Fledermäuse – die regelmäßige Zählung der Flora und Fauna am BILSTER BERG bescheinigt der Natur auf dem BILSTER BERG-Gelände eine gute Gesundheit. Die Veränderungen seit Beginn der Kartierungen in 2013 sind stätig positiv, was besonders an den steigenden Zahlen für den Grünspecht, der Feldlerche und der Waldohreule gesehen werden kann.
 
Auch Projektsteuerer Hans-Joachim Pillich freut sich über die positive Entwicklung. Seine 30-jährige Erfahrung als Projektmanager bei Hoch- und Tiefbauprojekten sowie seine Leidenschaft für den Motorsport brachten ihn 2010 an den BILSTER BERG. Als Projektsteuerer war er derjenige, bei dem alle Fäden des Bauprojekts zusammenliefen. So auch das Thema Umweltschutz.
 

Projektteam mit Projektsteuerer Hans-Joachim Pillich 2.v.l. und Dr. Thomas Esser 2.v.r. vom Kölner Büro für Faunistik

Umweltschutz am BILSTER BERG von Anfang an eine Selbstverständlichkeit

Hans-Joachim Pillich erzählt: „Es war für mich schon immer eine Selbstverständlichkeit, auf den von mir betreuten Baustellen für Umweltschutz zu sorgen. Müll trennen reicht da einfach nicht aus. Mit der Geschäftsführung war ich sehr schnell einer Meinung, dass wir bei diesen Themen immer etwas mehr machen wollten, als zwingend erforderlich gewesen wäre.“
Das hatte damals teils zu Erstaunen bei der Genehmigungsbehörde geführt, doch die BILSTER BERG-Entscheider waren sich einig. So entstand 106 Hektar ökologische Ausgleichsfläche außerhalb des 86 Hektar großen, eingezäunten Geländes mit Fahrmodulen. Fledermäuse, die zuvor in den leeren Boxenhallen wohnten, wurden in zwei Fledermaushäuser, einen Fledermaushügel und 100 Ersatzfledermausquartiere umgesiedelt. Für Kammmolche, Salamander und andere Amphibien entstanden zwei attraktive Gewässer mit sonnigen Uferstreifen und schattigen Schilfarealen.

Kammmolchteich

Galloway-Rinder als Vogelschutz

„Die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen mussten ein Jahr vor dem eigentlichen Baubeginn ausgeführt werden, so dass sich die Natur und insbesondere die Tiere ein neues Zuhause suchen konnten“, erklärt Pillich. Zum Schutz der Vögel entstand das Habitat der 20 Galloway-Rinder. Die Idee dahinter: Der Kot der Rinder bietet Lebensraum für Insekten und Maden, die als Futterquelle für Vögel dienen. Somit werden die Vögel weg von der Strecke in ein Schlaraffenland gelockt.

Während der Bau- und Planungsphase stellten die Anforderungen an den Umweltschutz manch eine Herausforderung dar. Während die Baumrodungsarbeiten auf Grund des Schutzes brütender Vögel bis Ende Februar abgeschlossen werden mussten, durften die in den Baumwurzeln lebenden Haselmäuse zu diesem Zeitpunkt nicht in ihrem Winterschlaf gestört werden. Doch Pillich kam mit der Genehmigungsbehörde zu der Übereinkunft, dass die Bäume fristgerecht gefällt und die Wurzeln zum späteren Zeitpunkt gerodet werden. So konnte auch die Haselmaus geschützt werden. Mit zusätzlichen 40 GPS-vermessenen Haselmauskogeln wurden alternative Rückzugsorte geschaffen.

Umweltschutz-Zertifizierung als einzige Rennstrecke im deutschsprachigen Raum
 

Heute sehen wir, dass sich die Tiere und Vögel weit weniger von fahrenden Autos, als von Spaziergängern stören lassen. So nutzen die Greifvögel die FIA-Zäune als Aussichtsplattform zur Jagd, während die Autos vorfahren. „Das regelmäßige Reporting des Kölner Büros für Faunistik zeigt, dass sich die Natur am BILSTER BERG seit 2010 positiv entwickelt hat. Dies verdanken wir einer frühzeitigen Entscheidung für ein ernsthaftes Engagement. Da wir an dieser Stelle das Maximale tun wollten und getan haben, war es nur ein kleiner Schritt, was wir machen auch zertifizieren zu lassen,“ erläutert Pillich die Entstehung der ISO 14001-Umweltzertifizierung.
Daher wurde am BILSTER BERG ab 2010 ein Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 14001 eingeführt als einzige Rennstrecke im deutschsprachigen Raum. Dabei wird nicht nur der Artenschutz in den Fokus gestellt, sondern auch Themen wie Co2-Reduktion, Umgang mit Gefahrenstoffen, das Schallmonitoring, Ressourcenverbrauch und vieles mehr. Geschäftsführer von Glasenapp bestätigt: „Die Ergebnisse des aktiven Umweltschutzes am BILSTER BERG sind sehr zufriedenstellend. Es war die richtige Entscheidung, von Anfang an den aufwendigeren Weg zum Schutz unserer Umwelt zu gehen. Daran halten wir auch in Zukunft fest.“

Infobox

Über den BILSTER BERG:

Gebaut auf einem Munitionsdepot der NATO Rheinarmee in Bad Driburg, ca. 200 km östlich von Köln gelegen, wurde der BILSTER BERG am 1. Juni 2013 eröffnet. Nach einer Planungszeit von 7 Jahren war dies das erste Mal nach 80 Jahren, dass eine neue Rundstrecke in West-Deutschland den Betrieb aufnahm.

Der Formel 1-Architekt Hermann Tilke und die deutsche Rallye-Legende Walter Röhrl waren maßgeblich in die Planung und den Bau involviert. Dennoch wurde der BILSTER BERG nicht vorrangig als Rennstrecke konzipiert. Automobilhersteller mieten den BILSTER BERG oft als Test- und Präsentationsstrecke. Durch das White Label Prinzip der Strecke wird sie auch gerne für Produktpräsentationen und von Filmcrews genutzt.

Zum BILSTER BERG gehören zudem ein Offroad-Parcours, ein Clubhaus, das Restaurant TURN ONE sowie eine Dynamikfläche. Das Projekt kostete 34 Millionen Euro und wurde ausnahmslos privat, von 180 Gesellschaftern, finanziert. Alle Gesellschafter haben die Möglichkeit an ausgewählten Terminen selber auf der Strecke zu fahren

Text & Bilder: BILSTER BERG