Zwei Szenarien für den Gräflichen Park

Die Verhandlungen zwischen dem Eigentümer des Gräflichen Parks und der Stadt Bad Driburg wurden spätestens mit der Absperrung der Nebeneingänge durch Bauzäune in die Öffentlichkeit getragen. Wir antworten mit zwei Szenarien für den Gräflichen Park, die sich mit der Frage beschäftigen, wie es weiter gehen könnte. Im ersten Szenario zahlt die Stadt weniger als bisher, im zweiten mehr. Beide Szenarios sind so angelegt, dass der Englische Landschaftsgarten langfristig weiter besteht und sogar ausgebaut wird.

Inhalt

Zwei Gedankenspiele

Von Alexander Bieseke und Elmar Hinz

Das Szenarios “Golf im Park” folgt der Grundidee, dass die Stadt nur noch einen Teil des Parks pachtet und so weniger Ausgaben hat, während UGOS mit dem anderen Teil des Parks zusätzliche Einnahmen erzielt. Dafür wird mehr touristischer Wert auf den Rosenberg gelegt.

Das Szenario “Exzellenter Park” sieht vor, dass UGOS tatsächlich wie gewünscht mehr Geld erhält, dafür jedoch für die Öffentlichkeit mehr vertraglich vereinbarte Leistungen zur Verfügung stellt, wie ein verbesserte Barrierefreiheit und öffentliche Veranstaltungen im Park. Das macht Sinn, da die UGOS auch deshalb mehr Geld möchte, um den Park aufwerten zu können.

Zwei Szenarien für den Gräflichen Park: Gräflicher Park
Zwei Szenarien für den Gräflichen Park

Szenario 1: Golf im Park

Für das erste der beiden Szenarien für den Gräflichen Park greifen wir auf den Bebauungsplan für den Park von 2003 zurück. Dieser sieht vor, im westlichen Teils des Parks vom Franzosengrab bis hin zur alten Gärtnerei Golfbahnen anzulegen. Hierdurch würde UGOS zusätzliche Einnahmen erzielen. Die Stadt würde vom bisherigen Gelände nur noch den östlichen Teil des Parks pachten, der mit seinem alten Baumbestand und  dem Ententeich ohnehin der attraktivere ist, und dafür weniger zahlen.

Rosenberg und Park

Karte eines teilgenutzten Parkgeländes
Teilnutzung des Gräflichen Parks als Kurpark plus angeschlossenem Rosenberg blau markiert.

Die Stadt würde vom bisherigen Gelände nur noch den östlichen Teil des Parks pachten, den Bereich hinter den Brunnenarkaden, sowie das Tiergehege. Um dennoch eine ausreichend große Grünfläche für einen Badeort ausweisen zu können, würde zusätzlich der Rosenberg bis zum Mausoleum gepachtet. Voraussetzung wäre ein langfristiger Vertrag, der die günstigeren Pachtkonditionen eines Waldes für den Rosenberg vorsieht, so dass die Stadt bei vergleichbarer  Kurfläche weniger Kosten hat.

Ein großes begehbares Wildgehege entwickelt sich zur Parklandschaft

Der Rosenberg ist bereits jetzt mehr als ein Wald, denn er ist mit einem Netz von Spazierwegen ausgestattet. Dieses würde besonders in Querrichtung noch dichter geknüpft und die Qualität der Wege verbessert. Um noch mehr Parkeigenschaft zu erreichen, würde ein größerer Teil des Rosenberges zu einem begehbaren Wildgehege ausgebaut. Das Wild würde zwischen den Bäumen äsen, so dass unter den Bäumen nach und nach Wiesen entstehen. Die Bäume selbst würden in der Anzahl so weit reduziert, so dass mehr Licht einfällt. So würde der parkartige Charakter zunehmend ausgeweitet und das in einer sehr traditionellen Art und Weise, die ein besonders Merkmal des Parks wäre. Eine langjährige Erfahrung mit einem begehbaren Wildgehege hat der Park bereits gesammelt.

Neue Höhepunkte

Falls sich einmal Fördertöpfe oder Sponsoren finden, könnte im Bereich der Sichtachse, welche durch das derzeitige Wildgehege verläuft, eine barocke Treppenanlage entstehen und damit den unteren mit dem oberen Teil des Parks verknüpfen. Idealerweise stände am oberen Ende der Sichtachse ein Aussichtsturm als Blickpunkt. Dieser wäre das Gegenstück zum Kaiser-Karls-Turm auf der Iburg. Nicht ganz zufällig ist die Sichtachse dorthin ausgerichtet.

Golfplatz und Park

Karte eines möglichen Golfgeländes im Park
Mögliches Golfgelände im Park blau markiert

Den gültige Bebauungsplan umsetzen

Der Bebauungsplan für den Park von 2003 sieht vor, im westlichen Teils des Parks vom Franzosengrab bis hin zur alten Gärtnerei Golfbahnen anzulegen, sowie eine sogenannte Driving Range, also einen Übungsplatz für das Schlagen der Golfbälle. Mit dem Betrieb dieses Geländes könnte die UGOS direkt zusätzliche Einnahmen erzielen. Insbesondere die nahe dem Hotel gelegene Driving Range würde zudem die Attraktivität des Hotels für Golfspieler erhöhen. UGOS plant ohnehin fest, nach 2023 die Angebote im Bereich Golf professionell auszubauen.

Zukunft für den Landschaftsgarten

Der Golfplatz würde so gestaltet, dass er zugleich ein Teil des englischen Landschaftsparks bleibt. Es würden zusätzlich Bäume für die Zukunft angepflanzt und Sichtachsen vorgesehen, auf denen zugleich die Golfbahnen verlaufen. So kann der Golfplatz jederzeit wieder vollwertiger Teil des Parks werden.

Bebauungsplan: Nördlicher Teil de Golfgeländes
Seit 2003 gültiger Bebauungsplan zeigt drei nördliche Bahnen bei der alten Gärtnerei
Bebauungsplan: Driving Range
Seit 2003 gültiger Bebauungsplan zeigt eine Driving Range östlich der Moritz-Allee
Bebauungsplan: Südlicher Teil de Golfgeländes
Seit 2003 gültiger Bebauungsplan zeigt zwei Bahnen südlich der Gräfin-Margarete-Allee

Quellen zum Bebauungsplan: 

  • Teil 1
  • Teil 2

Fazit

Durch eine Aufteilung des kostenintensiven Englischen Landschaftsgartens verbessern beide Seiten ihre Kostenrechnung. 
Der Englischen Landschaftsgarten bliebe nicht nur erhalten, er wird auf beiden Seiten sogar als Landschaftspark weiter ausgebaut. Alle Optionen blieben langfristig offen. 

Szenario 2: Exzellenter Park

Das zweite der beiden Szenarien für den Gräflichen Park sieht vor, dass UGOS tatsächlich wie gewünscht mehr Geld erhält, dafür jedoch für die Öffentlichkeit mehr vertraglich vereinbarte Leistungen zur Verfügung stellt. Eine Verbesserung des Parks liegt im Interesse beider Seiten, da nur ein außergewöhnlicher Park eine große touristische Reichweite erzielt. Das Potential dazu ist vorhanden.

Parkgestaltung

Strukturverbesserungen von Alleen und Englischem Landschaftsgarten

Das Geheimnis des Parks

Das Gestaltungsprinzip des Parks ist zeitlos schön. Das Zentrum von Gebäuden und Alleen, die den Ideen von Symmetrie und Rhythmik folgen, wird umgeben und kontrastiert von einem englischen Landschaftsgarten, der sich ganz den organischen Prinzipien verschrieben hat. Dieses Zusammenspiel der Gegensätze ist das charakteristische Merkmal unseres Parks. Es sollte erkannt und bewahrt werden. Wir stellen erfreut fest, dass seit langem wieder Bäume nach den Gestaltungsprinzipien des englischen Landschaftsgartens gepflanzt worden sind.

Bewährtes bewahren

Bei der Reparatur der Alleen sollte darauf geachtet werden, dass die gleichmäßige Rhythmik der Bäume erhalten bleibt. Da gibt es Defizite. Eventuell sollte auch einmal mutig eine ganze Allee neu angepflanzt werden, damit die Bäume eine einheitliche Größe haben. Auch das zeitversetzte Austauschen jeden zweiten Baumes würde die Rhythmik bewahren, ohne dass alle hohen Bäume auf einmal entfernt würden.

Die Idee fortentwickeln

Hinter dem Brunnenhaus in der Umgebung der Lilienwiese gibt es Bereiche, die sich weder klar der barocken Symmetrie der Alleen noch den organischen Prinzipien des Landschaftsgartens zuordnen lassen und daher nicht die Anmut des übrigen Parks erreichen. Hier sollte die Anlage des Parks überprüft werden. Hecken verstellen hier zum Teil die Sichtachsen und den freien Blick, die der Landschaftspark braucht. Insbesondere wollen wir eine Sichtachse von der Lilienwiese zum Turm im Irrgarten in die Diskussion bringen, um die verschiedenen Teile des Parks visuell besser miteinander zu verknüpfen.

Aufwertung des westlichen Parkteils

Der westliche Teil des Parks zur Bahn hin wirkt seit Jahrzehnten unfertig und bietet damit umso mehr schöpferische Möglichkeiten. Diese sollten auch genutzt werden. Der Mangel an alten Parkbäumen kann nicht allein durch ein paar Hecken ausgeglichen werden. Hier muß eine landschaftsgärtnerische Gestaltung entwickelt werden, die sowohl kurzfristig als auch auf ein Jahrhundert gesehen, den Landschaftsgarten bereichert. Entsprechende Schritte sind zur Brunnenstraße hin bereits unternommen worden.

Der Piet-Oudlof-Garten ist ein absolutes Highlight, doch so wie er in der Wiese liegt, wirkt er ein wenig wie ein Fremdköper. Hier wünschen wir uns einen Entwurf, wie dieser durch eine Handvoll Bäume und Büsche so ergänzt werden kann, dass er integrierter Teil des Landschaftsgartens wird. Aus Sicht des Beetes sollte dieses Randgehölz den Charakter der Bachaue noch verstärken.

Blütenmeer im Frühling

Zwei Szenarien für den Gräflichen Park: Nazsissenwiese
Narzissenwiese im Gräflichen Park

Ein besonders Highlight des Parks ist im Frühling die Narzissenwiese mit Tausenden verwilderten Narzissen. Das Thema verwilderte Frühlingsblumen bietet sich zum Ausbau an. Das beweist nicht zuletzt die Wiese hinter dem Gräflichen Haus, im Frühling ein Meer von Schneeglöckchen und Winterlingen. Die Krokusblüte im Husumer Schlosspark und das dazu gehörige Krokusblütenfest zeigen, was bei den so ausgedehnten Rasenflächen möglich wäre.

Gewässergestaltung

Die Gewässer im Park sollten stärker in der gärtnerischen Gestaltung berücksichtigt werden, z.B. mit Seerosen, Schilfgürteln und Hängeweiden.

Zwei Szenarien für den Gräflichen Park: Ententeich
Es gibt Gestaltungsspielräume mit Seerosen, Rohrkolben und Trauerweiden.

Ausbau das Parks am Nordrand

Karte der Parkausdehnung laut Gutachten
Ungefähre Parkausdehnung laut Gutachten vom 12.08.2019

Das Gutachten zur Ermittlung einer angemessenen Pacht vom 12.08.2019 bemißt den zu pachtenden Bereich mit 43.5 Hektar. Darin enthalten sind das Wildgehege, bis zu dem Fußweg, der das Wildgehege quert. Enthalten sind zudem die Torfbecken und die Wiese zwischen Moritz-Allee und Gräfin-Margarete-Allee. Die Torfbecken werden im Gutachten als Moorgarten bezeichnet. Bisher war dieser Bereich nicht zugänglich. Die Wiese ist bisher ebenfalls kein Bestandteil des Parks. Es wurden jedoch schon erste Randbepflanzungen angelegt.

Wir schlagen die Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes für die Wiese vor. Unsere Ideen wären eine Wildblumenwiese mit Erklärungstafeln, ein Themengarten Rhododendron, der bei der Bodenbeschaffenheit des Parks gut gedeiht, ein Barfußpfad oder eine Kombination verschiedener Ansätze. Wir weisen zudem auf den begradigten Bauchlauf am Südrand der Wiese hin, der sich renaturieren und gärtnerisch gestalten ließe, inspiriert von der Bauchaue des Piet-Oudlof-Gartens.

Laut Gutachten ist für die Torfbecken ein Moorgarten angedacht. Das finden wir eine sehr bereichernde Idee für den Park und hoffen auf eine Lösung die gärtnerische Gestaltung und ökologisches Biotop miteinander in Einklang bringt. Auch hier wären Informationstafeln zu Fauna und Flora dann ein zusätzlicher Pluspunkt.

Zugänglichkeit und Barrierefreiheit

Barrierefreiheit heute 

Ein Kurpark mit Barrieren? Kaum vorstellbar. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bild unseres Kurbades drastisch verändert. War man in den 70ern und 80ern vermehrt noch bezüglich einer Erholung in Bad Driburg, so sind es mehr und mehr Rehabilitationen, die die Gäste der Stadt hier in den zahlreichen Kliniken erfahren. Diese erwarten heute mehr denn je von einem Kurort zurecht eine barrierefreie Infrastruktur und zwar spätestens dann, wenn es sich um eine öffentliche Einrichtung, wie zum Beispiel einen Kurpark handelt.

Schlaglöcher, schlechte Wegebeschaffenheit, mangelnde Ausleuchtung, fehlende barrierefreie Toiletten mit entsprechenden Hinweisen, fehlende Automatiktüren zu den Kureinrichtungen, sind da weniger von Vorteil. Zumal der Gast mit dem Kurtaxenbeitrag, der in der oberen Liga sämtlicher Kur- und Erholungsorte in Deutschland mithalten kann, eine entsprechende  Infrastruktur erwarten darf.

Ausgang zum Bahnübergang

Der für Fußgänger wichtigste Zugang zum Park am Bahnübergang wurde entfernt. Um den Park zu erreichen, müssen Besucher aus der Stadt zunächst entlang der Brunnenstraße laufen. Hier wünschen wir uns zumindest einen automatischen Ausgang, so dass der vorherige Zustand wenigstens in eine Richtung wieder hergestellt wird.

Freier Eintritt für Bad Driburger

Der Eintritt für Bad Driburger, auch wenn er voll verzehrt werden kann, hat stark dazu beigetragen, dass sich das Verhältnis zwischen Gräflichem Park und Bevölkerung abgekühlt hat. Es wäre eine ganz einfache und praktikable Lösung, dass Personen mit einem Bad Driburger Wohnsitz im Personalausweis freien Zugang erhalten. Die bisherigen als Zurückweisung empfundene Situation würde in ein Privileg umgewandelt.

Attraktionen

Der Park verfügt bereits über verschiedene Attraktionen für Kinder und Erwachsene. Für die Kindern gehören Ententeich, Wildpark und Irrgarten zu den Attraktionen. Für die Erwachsenen ist das Parkensemble selbst eine Attraktion mit seinen historischen Gebäuden und alten Baumriesen. Hinzu kommen die gepflegten Blumenrabatten, Themenbereiche und der von hohen Hecken umkränzte Brunnen hinter den Brunnenarkaden.

Die Brunnenarkaden wiederbeleben

Die Brunnenarkaden sollten eigentlich das Herz des Parks und damit auch das Herz des ganzen Badebetriebes von Bad Driburg sein. Ausgerechnet dieser Ort wird eher weniger gepflegt. Das halten wir für einen Fehler.  Hier wünschen wir uns eine besseren Unterhalt des Gebäudes, eine bessere Ausleuchtung und eine ideenreiche Nutzung z.B. für Kunstausstellungen.

Insbesondere schlagen wir einen Trinkbrunnen für jedermann im Brunnenhaus vor, der sowohl mit mitgebrachten Tassen oder auch kontaktlos durch einen vertikalen Wasserstrahl genutzt werden kann. Dieser kleinen Veränderung messen wir eine hohe Symbolkraft zu. Es wäre nicht nur ein qualitatives Entscheidungsargument für einen Aufenthalt in Bad Driburg. Es würde das Bad wieder zu einem Bad machen und könnte auch langfristig dafür entscheidend sein, dass die Stadt Bad Driburg ihren Status als Bad behält.

Zusätzliche Elemente im Westteil des Parks

Der westliche Teil des Parks sollte nicht nur durch gärtnerische Planung, sondern auch durch Attraktionen interessanter gemacht werden. Es muß nicht unbedingt römische oder griechische Mythologie sein. Es böte sich auch das Thema Grimms Märchen an, da Bad Driburg nicht weit entfernt von der Weser und der deutschen Märchenstraße liegt. Auch die großen Dichter, Denker, Aufklärer und Komponisten könnten ein Thema sein. Die Themen von Bad Driburg sind Glas und Wasser und damit verbunden auch das Licht.

Events

Die wenigen öffentlichen Events der letzten Jahre, wie Trümmerbahn-Minigolf oder Strohballen im Park hatten nicht die Ausstrahlungskraft von kulturellen Leuchttürmen. Hier muß es mehr Events geben und hochwertige Events, die der außergewöhnlichen Schönheit und Bedeutung des Parks gerecht werden.

Um nicht einfach Veranstaltungen unserer Nachbarstädte wie das Sparkassen-Waldleuchten in Bad Lippspringe zu kopieren, schlagen wir vor, sich überregional umzusehen und sich von gut besuchten Events inspirieren zu lassen. Neben Ausstellungen kämen Volksfeste, Musikveranstaltungen, Theatertage und natürlich verschiedene Märkte in Betracht.

Gastronomie

Für Gäste mit einem etwas kleinerem Portemonnaie fehlt es bisher an Angeboten. Hier hören wir Vorschläge wie Kiosk, Eisverkauf, Biergarten mit Selbstbedienung oder Café mit Selbstbedienung.

Credits

Karten von “© OpenStreetMap contributors” unter der Open Data Commons Open Database License (ODbL).

Ihre Meinung

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