Caspar-Heinrich-Klinik meldet Insolvenz an

Antrag auf Eigenverwaltung – Ziel ist nachhaltige Sanierung

Bad Driburg. Laut einer Pressemitteilung hat die Geschäftsführung der Caspar-Heinrich-Klinik Bad Driburg und ihrer beiden Dienstleistungsgesellschaften Insolvenz angemeldet. Als Ursache werden coronabedingte Einnahmeausfälle genannt, die zu Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung führten. Das Amtsgericht Paderborn hat dem Antrag stattgegeben und einen vorläufigen Sachwalter des Insolvenzverfahrens bestellt.
Der Klinikbetrieb soll „uneingeschränkt und vollumfänglich“ in allen Abteilungen weiterlaufen. Die therapeutische und pflegerische Versorgung der Patienten ist gesichert. Ziel ist die nachhaltige Sanierung über einen Insolvenzplan „im Interesse ihrer Patienten, Mitarbeiter und Gläubiger“.

Marco Schwartz

Marko Schwartz, Geschäftsführer der Reha-Fachklinik für Kardiologie, Gastroenterologie und Orthopädie, erklärt in der Pressemitteilung: „Unser Ziel ist es, die Caspar Heinrich Klinik nach der Corona-Pandemie durch eine nachhaltige Sanierung für die Herausforderungen des Gesundheitsmarktes aufzustellen sowie eine optimal und qualitativ hochwertige Versorgung unserer Reha-Patienten wie bisher anzubieten. Gleiches gilt auch für weiterhin gute, moderne und sichere Arbeitsplätze für das Klinikpersonal.“
Er wird in dem Eigenverwaltungsverfahren von zwei Restrukturierungs- und Sanierungsexperten beraten und unterstützt.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „ändert sich zunächst einmal nichts, da die Löhne und Gehälter der rund 250 Beschäftigten bis März über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert sind“. Darüber wurden sie auf einer Mitarbeiterversammlung informiert.
„Unsere Mitarbeiter sind unser höchstes Gut. Sie verdienen jede Unterstützung in dieser Sondersituation und sind mitzunehmen in diesem für die langfristige Zukunft wichtigen, aber auch notwendigen Sanierungsprozess.“

Das Insolvenzverfahren soll eine Chance darstellen, neben der Verantwortung gegenüber den Reha-Patienten und den Mitarbeitern den Versorgungsauftrag als Vertragsklinik der Deutschen Rentenversicherung zu erfüllen. Der Sanierungsplan soll kurzfristig eine „nachhaltige Restrukturierung und tragfähige Fortführungsprognose“ bewirken.

Laut Mitteilung kam die Klinik bereits aus einer wirtschaftlich schwierigen Lage, als die Corona-Pandemie sie traf. Weniger Patienten als notwendig für einen kostendeckenden Betrieb, zu wenige Einnahmen, steigende Kosten für Medizin- und Hygieneprodukte sowie die Rückforderung staatlicher Unterstützungsleistungen führten zur Verunsicherung. Geschäftsführer Schwartz spricht von einem ungleichen Wettbewerb zwischen privaten und staatlichen Kliniken. Wettbewerbsverzerrend sei, „dass Kliniken von staatlichen Trägern ihre negativen Ergebnisse ausgeglichen bekämen, während wir als privat geführte Klinik zwar Zuschüsse beantragen können, diese jetzt aber wieder zurückerstatten müssen“.
Das Vergütungssystem in der Rehabilitation und die zu geringen Entgeltzahlungen für Behandlungen gelten seit langem als reformbedürftig. Im Jahr 2023 sollen die Träger der Deutschen Rentenversicherung darüber neu beschließen.

Marko Schwartz hofft, dass durch die Eigenverwaltung der Insolvenz und die Sanierungsperspektive „zum 50-jährigen Bestehen in 2025 die Caspar Heinrich Klinik wieder auf einem soliden Erfolgskurs und als spezialisierte Qualitätsklinik punkten wird“. Das Verfahren soll laut Aussage der Generalbevollmächtigten im Sommer 2022 abgeschlossen sein.

Die Caspar-Heinrich-Klinik gehört zum Verbund der Gräflichen Kliniken der Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff (UGOS). Sie wurde 1975 als Kurklinik erbaut und wird seit Ende der 1980er Jahre als Rehabilitations-Fachklinik geführt. Die Klinik verfügt über 266 Betten und ist auf die Indikationen Kardiologie, Gastroenterologie und Orthopädie mit Unfallchirurgie ausgerichtet.