„Graue Wohnungsnot“ – Wohin mit den Senioren?

Elisabeth Affani

Bad Driburg. Der Kreis Höxter kommt in die Jahre und ist auf das Wohnen der älteren Menschen nicht vorbereitet. Die Baby-Boomer gehen bis 2035 komplett in Rente. Dann werden im Kreis Höxter rund 6.700 Menschen mehr im Ruhestand sein als heute, insgesamt nämlich rund 38.600. Im Jahr 2045 werden 7.700 Seniorenwohnungen mehr gebraucht.
Das geht aus einer Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat. Die Firma aus Sarstedt bei Hannover begreift sich als Forschungsinstitut und Dienstleister für Kommunen, Unternehmen und Verbände.

Das Institut warnt die Politik: „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert.“ Es betont, dass der Wohnungsmarkt im Kreis Höxter mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge („Boomer“) komplett überfordert sei. Der Mangel an altersgerechten, bezahlbaren Seniorenwohnungen werde sich verschärfen.
„Bereits heute braucht der Kreis Höxter rund 5.500 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt bei weitem nicht her.“

Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher. „Ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar.“

Eine Sanierungsoffensive sei notwendig, ein effektives Programm, um für mehr seniorengerechte Wohnungen im Kreis Höxter zu sorgen. Der Bund dürfe nicht den Kopf weiter in den Sand stecken und die Wohnungsnot ignorieren.
Das Wohnen müsse bei den Koalitionsverhandlungen ein absoluter Schwerpunkt sein. Der Wohnungsbau brauche einen gewaltigen Schub. Es sei wichtig, „dass die CDU und die SPD im Kreis Höxter dieses ‚SOS-Notsignal fürs Wohnen‘ deutlich nach Berlin funken“.
Es gehe um mehr Seniorenwohnungen, die durch Neubau und Sanierung entstehen müssten, um mehr bezahlbare Wohnungen und um mehr Sozialwohnungen, um sozialen und letztlich auch demokratischen „Sprengstoff“. Wenn die Altersarmut wachse und die kleinen Renten nicht mehr für die Miete reichten, würden immer mehr Menschen auf staatliche Unterstützung angewiesen sein.

„Statt wenige Gebäude mit übertriebener Klimaschutztechnik zu fördern, muss der Bund künftig deutlich mehr Geld für mehr Wohnungen in die Hand nehmen, die dann auch barrierearm sein müssen. Was er bislang in das Senioren-Wohnen investiert hat, ist nicht mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein.“

Die durchschnittliche Kaltmiete im Kreis Höxter liegt der Untersuchung zufolge aktuell bei günstigen 4,80 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Das werde sich ändern, wenn die Wohnungen seniorengerecht umgebaut werden müssten. Ein Heimplatz würde noch teurer.

In Auftrag gegeben und bezahlt hat die Untersuchung übrigens der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). Er warnt vor einer Zuspitzung der Krise und einem erheblichen Verlust von Arbeitsplätzen auch im Kreis Höxter, von „Jobs“ von Bauarbeitern, die im Kreis Höxter dringend gebraucht würden, für den Neubau und für das Sanieren von Wohnungen.

Titelbild: Der Hellweg aus der Vogelperspektive

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