Doris Dietrich
Bad Driburg/Kiel. Das Instrument des Jahres 2025 ist die Stimme, das älteste Instrument der Welt. Das gab der Landesmusikrat Schleswig-Holstein in Kiel bekannt. Diese Entscheidung mag im ersten Augenblick verwundern. Beim genaueren Betrachten ist es eine sensationelle Entscheidung.

Singen ist gesund. Beim Singen werden eine Vielzahl an Muskeln beansprucht und Glückshormone ausgeschüttet. Studien an Chorsängern zeigen, dass diese durch das Singen entspannter und glücklicher werden, Stress abbauen, der Cortisol-Spiegel gesenkt wird und sogar das Immunsystem dadurch angeregt werden soll. Von der Chormusik in den Kirchen bis hin zu den Gesängen der Karnevalsvereine ist die menschliche Stimme ein unverzichtbares Element des kulturellen Lebens.
Bad Driburg im Blick hat in Einrichtungen und bei Chören in Bad Driburg nachgefragt. Was wäre eine Kindereinrichtung ohne das Singen. Uschi Stolte, Erzieherin in der Kita „Kleine Freunde“ erzählte: „Das Singen hat einen hohen Stellenwert bei uns. Im Rahmen des Jahreskreises sind Lieder unsere täglichen Begleiter. Wir betreuen Kinder im Alter von einem Jahr bis zu drei Jahren. Viele singen gern und haben viel Freude.“
Ulrike Roxlau, Einrichtungsleiterin des Seniorenparks Carpe diem berichtete: „Singen öffnet Türen. So sind alt bekannte Lieder auch mit einer fortgeschrittenen Demenz noch im Gedächtnis verhaftet und bieten mit den tief gespeicherten bekannten Texten ein Stück Sicherheit, Erinnerung und Freude. Wenn auch ein Gespräch nicht mehr möglich ist, gemeinsames Singen schafft Verbindung und trägt zur Beziehungspflege bei. Uns ist dieses Angebot an die Bewohner und Gäste der Tagespflege so wichtig, dass wir eine Musikgeragogin im Team haben und aktuell auf dem Weg sind, eine ‚Singende Pflegeeinrichtung‘ zu werden.“ Musikgeragogik ist eine Fachdisziplin im Schnittfeld von Musikpädagogik und Geragogik, die sich mit musikalischer Bildung im Alter beschäftigt.
Simon Brüggeshemke ist Kirchenmusiker im Pastoralverbund Bad Driburg und engagierter Leiter des Kirchenchores „Cäcilia“. Er lädt Interessierte ein, am Projektchor teilzunehmen. Am 22. Juni 2025 wird Mendelssohns 2. Sinfonie „Lobgesang“ mit einem großen Projektchor und dem Detmolder Kammerorchester in der Pfarrkirche St. Peter und Paul aufgeführt. Proben dafür sind immer mittwochs von 19:30 bis 21:00 Uhr im Gemeindetreff St. Peter und Paul.
Dagmar Linde, Künstlerin aus dem Ruhrgebiet und Gast in Bad Driburg schrieb anschaulich: „Meine Freude und Erfahrung im Singen verschenke ich an meine Schüler und Studenten. In Situationen, in denen man sprachlos ist, sind die Texte in den Liedern schon da. Sie geben Kraft und Trost. Und es ist ein Erleben, wenn man gemeinsam singt und musiziert. Wer miteinander singt, kommt in Harmonie mit sich und den anderen.“
Der Singkreis „Generation plus“ unter der Leitung von Torsten Seidemann trifft sich jeden 2. Mittwoch von 10:00 bis 11.00 Uhr im Gemeindezentrum in der Brunnenstraße 10. Seit 2019 steht die Freude am Singen im Mittelpunkt. Es sind keine musikalischen Vorkenntnisse erforderlich. Gesungen werden Lieder passend zur Jahreszeit, Lieder querbeet, Schlager und Songs. “Ich freue mich immer sehr auf unseren Singkreis“, so eine Teilnehmerin.
Musik macht das Herz weich. Ganz still und ohne Gewalt macht sie die Tür zur Seele auf.
Sophie Scholl (1921-1943)







Infobox
Die menschliche Stimme ist eines der ältesten und vielseitigsten Instrumente der Menschheit. Sie hat die Fähigkeit, Emotionen auszudrücken, Geschichten zu erzählen und Gemeinschaften zu verbinden. In Nordrhein-Westfalen, einem Bundesland, das durch kulturelle Vielfalt und eine reiche musikalische Tradition geprägt ist, spielt die menschliche Stimme eine zentrale Rolle im kulturellen Leben. Von klassischen Chören über A-cappella-Ensembles und Popformationen bis hin zu den Gesängen, die auf Straßenfesten, in Kirchen oder auf Bühnen zu hören sind, ist das Singen ein elementarer Bestandteil der kulturellen Identität dieser Region.
Mit Tausenden von Chören, von Kinder- und Jugendchören bis hin zu professionellen Vokalensembles, wird in NRW die Tradition des gemeinsamen Singens gepflegt und weiterentwickelt. Das gemeinsame Singen fördert nicht nur die musikalische Bildung, sondern auch soziale Bindungen. Es bringt Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, Kulturen und sozialer Hintergründe zusammen und schafft ein Gemeinschaftsgefühl, das in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft von großem Wert ist.
Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen.
Sir Yehudi Menuhin
4000 Sänger lassen uns am Gemeinschaftserlebnis teilhaben. “Halleluja”
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