Doris Dietrich
Bad Driburg. Immer mehr mutige Frauen aus ganz Deutschland melden sich in Gottesdiensten zu Wort und setzen ein Zeichen für eine geschlechtergleiche Kirche, denn in der katholischen Kirche ist das Predigen eigentlich Männern vorbehalten. Im vergangenen Jahr predigten bundesweit rund 100 Frauen rund um den Predigerinnentag, der seit 2020 vom „Katholischen Frauenverband Deutschlands (kfd)“ veranstaltet wird. Vom 29. April, dem „Tag der Diakonin“ wurde die Zeitspanne in diesem Jahr bis zum 17. Mai 2024, dem „Tag der Junia“ gewählt.
Gabi Lüttig war ein von mehreren Predigerinnen im Diözesanverband Paderborn, darunter auch Karin Boye Toledo und Elisabeth Niehaus aus Bielefeld, Raphaele Voß aus Olpe und Mechthild Wohter aus Soest.
Gabi Lüttig als Mitglied des „Katholischen Frauenverbands Deutschlands – kfd“ lud am 8. Mai zu einem besonderen Gottesdienst in die Kirche „Zum verklärten Christus“ in der Bad Driburger Südstadt ein. Etwa 60 Besucherinnen und Besucher nahmen die Einladung an. Die Morgensonne an diesem Frühlingstag meinte es gut. Die Kirchenglocken waren weithin zu hören. Die Kirche war liebevoll mit Blumen und Kerzen geschmückt. Am Eingang begrüßte Gabi Lüttig viele bekannte Gesichter und führte nette Gespräche.
Ihre Predigt stand unter dem Thema: „Gott bewahre! Und führe uns in Seine Zukunft“. Für die musikalische Unterstützung sorgten Beatrix Hesse (Klarinette), Barbara Rieckmann (Flöte) und Melanie Humborg (Gesang und Gitarre), die den Gemeindegesang während des Gottesdienstes begleiteten. Es folgte eine Lesung, die Erika Buchholz vortrug. Gabi Lüttig legte danach anschaulich und ausdrucksvoll ihre Gedanken dar. „Wenn man Predigten vorbereitet, geht man einige Zeit schwanger damit.“ Sie erinnerte an den langen und beschwerlichen Weg im Frauenrecht. So durften zum Beispiel Frauen vor 1900 nicht studieren. Erst ab 1918 erhielten Frauen in Deutschland das Recht zu wählen. Bis 1977 durften Frauen in der BRD nicht gegen den Willen ihres Ehemannes einen Beruf ausüben. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands hat sich in vielfältiger Weise für die Frauen eingesetzt und schon viel erreicht, so zum Beispiel in der Sozialpolitik. „Frauen können Kirche. Wir fordern nichts Unrechtes – gleiche Würde und gleiche Rechte.“
Das Gedicht „Frauenfragen“ spiegelt die Wünsche, Hoffnungen und Gedanken vieler Frauen wider.
Frauenfragen – Andreas Knapp
(Auszüge: Strophen 1 und 2)
„wenn eine frau
das WORT geboren hat
warum sollten frauen dann
das wort nicht von der kanzel künden
wenn eine frau
für ihr zuhören gelobt wird
warum sollten frauen dann
das gelernte nicht auch lehren …“
Quelle: „Christ in der Gegenwart“ Nr. 22/2015
Gedicht von Andreas Knapp (geboren 1958). 1988 promovierte er und arbeitete danach als Studentenpfarrer. Seit vielen Jahren ist er Arbeiterpriester in Frankreich, Bolivien und Deutschland, wo er in Leipzig als Packer am Fließband arbeitet.
Melanie Humborg trug im Rahmen des Gottesdienstes ein Solo vor. Ihr Lied brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Saat der Liebe irgendwann aufgehen möge.
In den Fürbitten heißt es u.a.
„Gott, wir stehen auf,
wir stehen zusammen auf für dich.
Mögest du uns und alle, die deine Kirche formen,
mit Mut und Fantasie überschütten,
mögest du uns alle zu einer Gemeinschaft formen,
in der deine Gerechtigkeit unsere Herzen erneuert und dein Friede uns lehrt,
geschwisterlich zusammenzuleben.“
Gabi Lüttig wandte sich an die Besucher: „Schenken Sie Ihrer Nachbarin ein Lächeln“. Dieser wertschätzenden Aufforderung kamen viele gern nach. Nach dem gemeinsamen Gebet folgte die freundliche Einladung zum anschließenden Frühstück. Viele Besucher nahmen dann die bereitliegenden Blühtüten am Ausgang mit. „Vielfalt schenkt Zukunft. Sät davon kräftig aus. Nehm, was ihr braucht“, hieß es auf dem Plakat dazu.
Viele Besucherinnen trafen sich beim Frühstück, das im Pfarrzentrum schon liebevoll vorbereitet war. Zu den fleißigen Helferinnen gehörten Beatrix Hesse, die sich um den Einkauf kümmerte sowie Ursula Middeke, Elisabeth Thrun und Johanna Huser-Frevert.
Eine Bad Driburgerin gab ihre Eindrücke so wieder: „Ich bin das erste Mal hier. Eine Bekannte fragte mich, ob ich nicht mitkommen möchte. Ich freue mich, hier so viele nette Menschen zu treffen. Das war ein interessanter Vormittag für mich.“
In einigen Kirchen des pastoralen Raumes predigten am 11. und 12. Mai weitere Frauen: Gemeindereferentin Anne Frank in der Krankenhauskapelle St. Josef in Bad Driburg, in der Kirche St. Urbanus in Herste und in St. Peter und Paul in Bad Driburg, Gabi Lüttig in der Kirche St. Martinus in Reelsen und Theresia Meier-Wolff in der Kirche St. Johannes Nepomuk in Langeland-Erpentrup.
Viele Wege führen nach Rom,
Unser direkt auf die Kanzel!
(kfd zum Predigerinnentag)
Titelbild: Gabi Lüttig im Rahmen des Predigerinnentages in der Kirche „Zum verklärten Christus“
Im letzten Jahr berichteten wir über den Predigerinnentag in Bad Driburg:
In der Kirche “Zum verklärten Christus” hat am vergangenen Wochenende auch noch Bilinda Jungblut in der Messe um 18.00 Uhr gepredigt.
Die Information erhielt ich soeben.