Erika-Stratmann-Haus schließt Ende Juni

Bad Driburg. Das Hotel bot Platz für 100 Gäste. Ohne Zusatzkosten konnten sie das Schwimmbad und die Sauna nutzen. Behindertengerechte Doppelzimmer, Massagen, Kosmetikbehandlungen, Maniküre und Pediküre gehörten zu den Angeboten. Seminar- und Tagungsräume mit moderner Technik standen zur Verfügung. Trägerin ist die Evangelische Frauenhilfe Westfalen e.V.

Im Jahresbericht der Frauenhilfe heißt es noch: „Anfang November 2020 wurde das Hotel Erika Stratmann in Bad Driburg wieder für touristische Zwecke geschlossen; es gab lediglich einige wenige Übernachtungen durch Dienstreisende. Somit fiel auch die Demenzfreizeit im Mai aus, im Oktober konnte dieses besondere Angebot aber stattfinden. Für Mai 2021 wurde Kurzarbeit angemeldet. Die vierte Welle der Pandemie ab November 2021 hat beide Häuser [Anm.d.R.: Soest und Bad Driburg] und die Bildungsarbeit wieder stark betroffen, das aufkommende Gruppenleben wurde mancherorts wieder eingeschränkt.“

Zum 30. Juni wird nun der Betrieb eingestellt. Die MitarbeiterInnen wurden benachrichtigt. Ein Verkauf sei derzeit noch nicht beschlossen, Investoren hätten jedoch bereits ihr Interesse bekundet, sagt Manuela Schunk, Referentin der Frauenhilfe.

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Seit 1927 war es Müttererholungshaus, Lazarett, Sanatorium und Kurhaus für Frauen. Seit 1929 betrieb die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. das Haus als Mutterkurheim in der Brunnenstraße dem Kurpark gegenüber. Die Trägerin des heutigen Hotels ist ein Frauenverband mit sozial-diakonischem, bildungs- und kirchenpolitischem Profil und mit 45.000 Frauen als Mitgliedern und 19 Einrichtungen seit über 100 Jahren in Westfalen tätig.
Anfang 2002 wurde die Müttergenesungsarbeit eingestellt. Das ehemalige Sanatorium und Kurhaus ist seit 2002 ein Hotelbetrieb und erhielt 2005 die Hotelklassifizierung „3 Sterne garni“. Es beschäftigte bis zu 25 MitarbeiterInnen.

Erika Stratmann

Die Namensgeberin Erika Stratmann (1921 – 1990) war lange Jahre ehrenamtlich für die evangelische Kirche tätig, ihr Mann war Pfarrer in Dortmund. Sie wirkte für die Frauenhilfe in Wattenscheid, war Leiterin des Stadtverbandes, dann Vorsitzende des Landesverbandes als Nachfolgerin von Elisabeth von Chappuis. Sie war lange Jahre Mitglied der Synode der EKD und der Ev. Kirche der Union sowie im Vorstand der Frauenhilfe. Sie war Mitstreiterin der Initiative, die die Einrichtung eines landeskirchlichen Frauenreferates erreichte.

Sie half ihren eigenen Worten nach mit, die Ära der feministischen Theologie in der evangelischen Kirche einzuläuten. Sie trat für die „Perspektiven für eine weltweite Schwesterlichkeit“ ein, für den Weltgebetstag der Frauen, das Ökumenische Forum Christlicher Frauen in Europa und „Kirchen in Solidarität mit den Frauen“. Sie engagierte sich in europäischen Frauen-Friedensgruppen.
Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung auch in Konfliktzonen waren ihre Ziele, die sie mit anderen Frauen anstrebte. Auch PolitikerInnen wurden in die Pflicht genommen. Mit gelösten Füßen solle die Frauenhilfe über die eigenen Grenzen hinweggehen.

„Für den Landesverband hat sie die partnerschaftliche Verbundenheit zu den Mitarbeiterinnen in der kirchlichen Frauenarbeit in der ehemaligen DDR bis zu den letzten Tagen ihres aktiven Lebens als eigenen, persönlichen Auftrag verstanden. “ So schreibt Referentin Manuela Schunk auf der Seite der Frauenhilfe Westfalen. „Ich kann heute nicht mehr zu allen Fragen unserer Existenz ausgewogen Stellung nehmen“, unterstrich Erika Stratmann, „mich nicht für fromm oder sozial entscheiden.“