Lebendige Innenstadt – Umfrage ausgewertet
Bad Driburg. (ea) Die Lage ist bekannt: Immer wieder geben Geschäftsinhaber auf, immer mehr leere Schaufenster halten immer mehr potentielle Kunden davon ab, in der Innenstadt nach attraktiven Angeboten zu suchen.
Der wirtschaftliche Druck durch die Lockdown-Maßnahmen trägt zur Verschärfung der Lage bei. Ladenmieten und Mieten für Gastronomiebetriebe können nicht mehr geleistet werden, weil die Einnahmen fehlen. Die Konkurrenz durch den Online-Handel ist groß.
Lange vor der Pandemie war es das Bestreben der Stadt, des Rates und der Ausschüsse, Konzepte zu finden, um die Innenstadt und die Ortszentren attraktiv und lebendig zu halten.
Das Land NRW legte Programme zur Städtebauförderung auf und öffnete die Fördertöpfe. Investitionen in die Infrastruktur sehen alle Bad Driburger Bürger, die mit offenen Augen durch ihre Stadt und die Ortschaften gehen.
Ein Zentrenmanagement und die Moderation der Stadt etwa bei Mietverhandlungen oder der Umwandlung von Immobilien in andere Nutzungen wurde erörtert. „Ziel muss es sein, nicht einzelne zu Gewinnern und andere zu Verlierern zu machen, sondern im Sinne einer attraktiven Gesamtsituation für alle einen Mehrwert zu erzielen“, heißt es in einer Mitteilungsvorlage der Stadtverwaltung.
Im Herbst 2020 bewarb sich die Stadt um das Sofortprogramm Innenstädte, Anfang Dezember kam der Förderbescheid. Eine Analyse musste her. Informationsveranstaltungen, Workshops und Einzelberatungen sollten folgen. Sechs externe Planungsbüros wurden angeschrieben. Vor allem das Hellwegzentrum steht wieder im Fokus, dazu kommen die Schulstraße und die Pyrmonter Straße. Bis Sommer 2021 soll ein Einzelhandelskonzept erstellt sein. Die Beteiligung am Regionalplan OWL läuft bis zum 31. März. Das Büro ILB Rinteln stellte den Regionalplan-Entwurf vor, die Stadt nahm Stellung dazu. Die Ortschaften wurden einbezogen. Gesucht wird nach Potenzialflächen für zumindest ein weiteres Gewerbegebiet etwa westlich der Diekbrede.
Ohne Bürgerbeteiligung geht es nicht. Die Vertreter der Ortschaften konnten in einer Webex-Videokonferenz Anfang Februar ihre Ideen, Anregungen und Vorschläge einbringen. „Auf diese Weise soll ein Konsens zur langfristig angelegten Stadtentwicklung erzielt werden, um die Interessen der Stadt Bad Driburg gegenüber der Bezirksregierung gemeinsam stark vertreten zu können“, heißt es in der Beratungsvorlage.
In der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Stadtentwicklung am 17. Februar wurden Zwischenergebnisse präsentiert.
Das Kölner Fachbüro GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH) initiierte eine Online-Umfrage. Ein Arbeitskreis wurde gebildet.
An der Umfrage beteiligten sich (leider nur) 276 Bürgerinnen und Bürger.
Mit dem Auto kaufen in der Kernstadt und den Ortschaften bis zu 80 Prozent von ihnen ein. Sie bezeichnen die Parkplatzsituation als gut. Nur 17 Prozent besorgen ihre Kleidung in der Innenstadt, 49 Prozent fahren nach Brakel. Auch Schuhe, Schreibwaren, Haushaltswaren, Heimwerkerbedarf u.a. kauft nur rund ein Fünftel in der eigenen Stadt. Dennoch wurden die Einkaufsmöglichkeiten mit der Durchschnittsnote 2,5 bewertet.
Die Erhebung ergab 113 Gewerbe im Einzelhandel mit steigenden Betriebsgrößen. Ein Google-Business-Eintrag ist bei 79 Prozent vorhanden. Die Hälfte der Betriebe präsentiert ihre Leistungen auf einer eigenen Homepage, 26 Prozent sind online sehr aktiv und updaten ihr Profil regelmäßig. GMA-Mitarbeiterin Monika Kollmar stufte dennoch das Kundenverhalten als dem deutschlandweiten Trend entsprechend ein. Als Mangel im Gewerbebereich nannte sie die – auch nach einem Jahr Pandemie – noch fehlende Verkaufsplattform im Internet und die fehlende Präsenz in den sozialen Medien wie Facebook u.a.
Die Gastronomie, in der Umfrage mit der Note 2,5 bewertet, könnte verbessert werden: mehr Grün, mehr Atmosphäre, nettere Fassaden, ein schöneres Stadtbild. Im Mai sind eine weitere Präsentation und die öffentliche Auslage eines weiteren Konzeptes geplant. Die Frage, warum immer mehr Bücher online bestellt werden, obwohl wir die überaus kundenfreundliche Buchhandlung Saabel haben, warum Spielwaren im Internet oder in Nachbarstädten und nicht „bei König“ gekauft werden, warum Kleidung, Drogeriewaren u.a. nicht im Ort gekauft werden, warum sie also durch ihr Kaufverhalten zur Verödung der Innenstadt beitragen, müssen unsere Bürgerinnen und Bürger selbst beantworten.
Kritisieren ist einfach. Nur Mitmachen hilft. Dringenberg und andere Ortsteile machen es vor. Das Osterfest naht. Unser Tourismus-Experte Daniel Winkler wurde einst beim Dekorieren der Innenstadt gesehen. Wir sollten ihn und die aktiven Geschäftsleute nicht allein lassen.