Heyses löschen mit dem 4. Advent endgültig die letzte Kerze
Alexander Bieseke
Bad Driburg. Was 1985 als Café Heyse in der unteren Langen Straße begann, endet nach 37 Jahren am Sonntag, 18. Dezember 2022. Mit ein wenig Wehmut sitzen mir Christa und Günther Heyse nach getaner Arbeit gegenüber. “Noch eine Woche, dann ist hier endgültig Schluss“, so Konditormeister Günther Heyse, während seine Frau Christa als Cafébetreiberin, fürsorglich wie immer um ihre Gäste besorgt, mich auf eine heiße Schokolade und ein Stück herrlichen Baumkuchen einlädt.
Draußen ist es bereits dunkel und die letzten Gäste verlassen das Caféhaus. Viele von Ihnen ohne zu wissen, dass es dort wohl das letzte Mal gewesen ist. Heyses können sich nun ausführlich mit mir unterhalten und berichten von spannenden Jahren ihres Unternehmertums.
Von Niedersachsen nach Ostwestfalen
Günther Heyse wurde 1946 im niedersächsischen Lingen an der Ems geboren. Seine Eltern zogen mit ihm und seiner Schwester nach Lübeck in Schleswig-Holstein. Der Vater war Bahnbeamter. Als Günther zwölf Jahre alt war, zog die Familie nach Paderborn. Direkt in die Wohnung des Ausbesserungswerks in Paderborn. Sein Vater hatte mittlerweile den Posten als Bahndirektor inne. Günther Heyse wuchs in Paderborn auf und besuchte das Gymnasium. Seine Großeltern betrieben in Lingen einen gastronomischen Betrieb. So ist es zu erklären, dass Enkel Günther schon früh Freude im Umgang mit Gästen und bei der Zubereitung von Speisen hatte.
Allzu verständlich, dass Heyse den Beruf des Konditors im damaligen Café Wiethaup am Neuhäuser Tor in Paderbjorn erlernte. Heute steht dort ein Parkhaus. 1972 erlangte er in Wolfenbüttel den Meistertitel. Zwei Jahre später lernte er Christa in einem Café in Paderborn kennen.
Konditormeister trifft auf Hotelfachfrau
Christa Heyse, geborene Hunold, kam 1952 im Elternhaus, dem damaligen ‘Hotel Stadt Driburg’ zur Welt. Genau an dieser Stelle, in der unteren Langen Straße, steht heute das Café Heyse, welches 1985 seine Tore öffnete. Ihre Eltern betrieben dort damals bereits einen gastronomischen Betrieb. Eines der ältesten der Badestadt, wie Christa Heyse verriet. Nach dem Erlangen der mittleren Reife erlernte sie den Beruf der Hotelfachfrau im Kurhaus nebenan. Sie besuchte die Berufsschule, das heutige Helene-Weber-Berufskolleg in Paderborn.
Nach Abschluss der Lehre machte sich Günther Heyse bereits selbstständig. Das beweist sein frühes Interesse an das Unternehmertum. Er betrieb das damalige Waldbad-Café in Schloss Neuhaus. Nach kurzer Zeit sollte ein zweites Standbein mit einem kleinen Waffel- und Eisstand vor der ehemaligen Kaufhalle in Paderborn für finanzielle Sicherheit sorgen. Wenn Heyse einmal den Einsatzort zwischen Schloss Neuhaus und der Paderborner Innenstadt wechseln musste, rief er auch schon mal über die Lautsprecheranlage des Bademeisters Freiwillige auf, den Verkaufsstand zu betreuen und sich somit ein kleines Taschengeld zu verdienen. Heyse scheint schon früh ein Macher gewesen zu sein. Wenn er ein Problem erkannte, war die Lösung nicht weit.
Im Jahr 1975 wurde dann in Bad Driburg geheiratet. Beide gehörten verschiedenen Konfessionen an. Während Günther aus dem protestantischen Niedersachsen kam, wuchs Christa im katholischen Bad Driburg auf. “Die kirchliche Trauung konnte dennoch aufgrund eines damals aufgeschlossenen Vikars hier durchgeführt werden“, lässt Christa Heyse mich wissen, was zu damaliger Zeit eher selten gewesen sein dürfte.
1978 kam Tochter Ruth zur Welt. Auch sie absolvierte eine Ausbildung zur Konditormeisterin und erhielt etliche Auszeichnungen. Viele Jahre arbeite sie im elterlichen Betrieb mit. Heute arbeitet Tochter Ruth als erfolgreiche Konditormeisterin in einem Kasseler Café.
1977 eröffneten Heyses ihr erstes eigene Café in der Westernstraße in Paderborn. Dieses betrieben sie zwanzig Jahre bis sie an die Westermauer umzogen. Das Café dort betrieben sie bis 2006 parallel zum 1985 in Bad Driburg neu eröffneten Café, wo einst das ‘Hotel Stadt Driburg’ stand. Das neue Café wartete mit einer Wasserorgel auf, welche natürlich ein Highlight für die Region darstellte.
Viele Busse mit Gästen wurden in den Jahren betreut. Die musikalische Unterhaltung war legendär, wenn in der oberen Etage, die schon 1985 mit einem Aufzug barrierefrei erreichbar war, das Tanzbein geschwungen werden konnte. Zuletzt sorgte Heinz Kirstein für die musikalische Unterhaltung. Im Spätsommer dieses Jahres ist er verstorben.
Auch von seiner seit längerer Zeit gehegten Idee eines Outlet-Stores, nach Bad Münstereifeler Vorbild, hat er sich bis heute nicht verabschiedet. Leider, so lässt es Heyse wissen, wäre er immer wieder seitens der Verwaltung, Politik und anderer Unternehmer eher auf “taube Ohren” gestoßen. Selbst ein von ihm initiiertes Zoom-Meeting während der Corona Pandemie zusammen mit Verantwortlichen der Stadtverwaltung, dem Beigeordneten und der Touristik sowie Ratsmitgliedern auf der einen Seite und der Bürgermeisterin und dem Wirtschaftsförderungsamt der Stadt Bad Münstereifel auf der anderen Seite, blieb eher ergebnislos. Zu groß seien die Schwierigkeiten, nicht zuletzt auch wegen der fehlenden aber notwendigen Infrastruktur.
So ganz können sich die beiden von Ihrem Unternehmertum aber nicht trennen. “Die Pralinen-Präsent Manufaktur, welche bereits 2012 gegründet wurde, wird natürlich weiter betrieben”, so Günther Heyse mir gegenüber. Gleichzeitig stellt er mir seine selbst entworfene Pralinengussform vor. Er ist ganz in seinem Element, wenn es um die Herstellung feiner Köstlichkeiten geht. Bereits vor Jahren begann er mit dem Onlinehandel seiner Pralinen-Präsente. Kunden wie Porsche und Claas bestellen regelmäßig online. Aber auch kleinere Unternehmen. Selbst Schulklassen, die Ihrer Lehrerin zum Beispiel ein besonderes Abschiedsgeschenk mit jedem einzelnen Gesicht ihrer Schüler/innen auf einer Praline, machen wollen, zählen zum Kundenkreis.
Infobox
Die Pralinenpräsent-Manufaktur verwendet für die Pralinen- und Schokoladenherstellung nur die hochwertige belgische Barry Callebaut Schokolade. Die Barry Callebaut AG zählt weltweit zu den bekanntesten Schokoladenproduzenten und setzt sich für Nachhaltigkeit ein. Diese Schokolade steht für höchste Qualität und exklusiven Genuss aus Schokolade. Schon ab dem ersten Bissen verführen unsere Pralinen und Schokoladen Ihren Gaumen.
Als ehemaliger (bestimmt nicht pflegeleichter) Azubi in in den 80ern und trotz einiger Querelen in der Paderborner Backstube, muss ich sagen das es mir sehr leid tut das nun für immer dort das Licht aus geht.
Schon der Weggang aus Paderborn riss ein großes Loch in die Paderborner Cafehaus-Szene, denn wenn “Cafe Heyse” für eines stand, dann waren das 1A Produkte auch aufgrund der hochwertigen Rohstoffe und die Sorgfalt die die täglich dort zum Einsatz kamen.
Hinzu kommt der Fleiss den man dem Ehepaar Heyse niemals nachsagen konnte. Er konnte zwar unwirsch sein, oder “kurz von ab”, wie man in Paderborn sagt aber das machte seine Frau durch ihre Art wieder wett. Außerdem ist das auch eine Art der Anpassung an Paderborn gewesen, “herzhaft westfälisch” eben :p
Auf jeden Fall kann ich mich (auch nach ca 40 Jahren noch) sehr gut daran erinnern das Herr Heyse immer diesen flotten Gang drauf hatte; ich wette Er kann nicht anders als ein Tempo vorzulegen. – Und der Erfolg gab “den Heyse`s” ja auch recht.
Ich wünsche Ihnen das Sie ihren verdienten Lebensabend in Ruhe und Frieden geniessen können.
Ein sehr schöner und ausführlicher Artikel zu Abschied des Cafes Heyse👍Ich bin immer sehr gerne zu Heyses gegangen. Bin immer sehr nett und mit leckerem Kuchen ( Philadevia Torte😋) bedient worden. Habe auch immer gerne mit Herr oder Frau Heyse ein ” Pläuschchen” gehalten. Es ist sehr schade,aber auch aus Altersgründen verständlich,das dieses schöne Cafe nun schließt. Ich werde das leckere Eis und den leckeren Kuchen vermissen. Trotzdem wünsche ich Herrn und Frau Heyse von hier aus alles alles gute zum wohlverdienten Ruhestand.