Doris Dietrich
Bad Driburg. Das „Buddenberg-Arboretum“ ist zu jeder Jahreszeit einen Spaziergang wert. Im Baumpark gibt für Groß und Klein viel zu entdecken.
Am ersten Samstag im September bot die Volkshochschule Bad Driburg einen „Literarischen Baumspaziergang“ an. Die fachkundige Leitung übernahm die Naturpädagogin und Diplom-Ingenieurin Landespflege Angelika Haneball. Während eines kurzweiligen und abwechslungsreichen Spazierganges erfuhren die Teilnehmenden nicht nur viel über Bäume und Gehölze, sondern hörten Gedichte und kurze Texte passend zu der jeweiligen Baumart. Das Gedicht von Eduard Mörike „Septembermorgen“ stimmte die Gruppe auf den Nachmittag ein.
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Mörike, Eduard (1804-1875)
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Am Standort der Buche erfuhr man z.B., dass das Wort Buchstabe wahrscheinlich daherkommt, dass die Germanen früher Runen in kleine Stäbchen aus Buchenholz geritzt haben. Diese Stäbchen wurden als Orakel für wichtige Entscheidungen genutzt. Oft hörte man von Teilnehmenden: „Das habe ich noch gar nicht gewusst.“
Wissenswertes gab es auch zum Haselstrauch. Die fettreichen Haselnüsse waren schon bei unseren steinzeitlichen Vorfahren eine wertvolle Sammelnahrung. Deshalb war die Hasel hochgeachtet und wurde schon bei den Kelten als heilig verehrt. Dem Holz schrieb man außergewöhnliche Zauberkräfte zu: Man verwendete gegabelte Haselzweige als Wünschelruten, um Wasseradern und Quellen zu finden. Aber das Holz des Haselstrauchs bot auch Schutz vor Gewitter und Schlangen. Deshalb schlug man drei Stifte aus Haselholz ins Dachgebälk, um Blitze abzuleiten.
Die drei Spatzen
Christian Morgenstern (1871-1914, deutscher Schriftsteller und Dichter)
In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.
Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.
Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrüber, da schneit es, hu!
Sie rücken zusammen dicht an dicht.
So warm wie der Hans hat’s niemand nicht.
Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.
Die Esche hat sehr festes und tragfähiges Holz. Wegen der wertvollen Eigenschaften ist Eschenholz sehr begehrt. Der Vorteil der Elastizität des Eschenholzes findet in verschiedenen Sportgeräten, wie z.B. Ski, Schlitten, Barrenholme, Ruder, Speere und Bögen Verwendung. Weitere Stopps gab es an Eichen und Birken. Birkenblätter im leichten Wind lassen ein außergewöhnliches Geräusch entstehen.
Zum Abschluss verweilten die Teilnehmer am Ginkgobaum. Ihm wird eine besondere Bedeutung als Glückssymbol zugesprochen. Johann Wolfgang von Goethe verfasste 1815 sein Ginkgo-Gedicht. Er widmete es seiner späten Liebe Marianne von Willemer. Interessant war von Angelika Haneball zu erfahren, dass der Ginkgo weder ein Laub- noch ein Nadelbaum ist. Trotz optischer Ähnlichkeit mit Laubbäumen ist er näher mit den Nadelbäumen verwandt. Sie berichtete darüber, „dass einer der wohl bekanntesten Ginkgobäume der ist, der bei einem Tempel in Hiroshima steht. Er überlebte den Atombombenabwurf vom 6. August 1945, der viele Menschen tötete und das Gebiet vollkommen zerstörte – bis auf diesen Baum. Zwar trug auch er Brandschäden davon, doch blühte er im Jahr darauf wieder in zartem Grün. Bis heute gedeiht er. So wurde dieser Ginkgo zum Schicksalsbaum.“
Alle Teilnehmenden waren sich einig, einen sehr interessanten und bereichernden Spaziergang unternommen zu haben.
Angelika Haneball führt am nächsten Samstag einen weiteren Workshop durch. Der Titel lautet „LandArt“ und richtet sich an naturverbundene und künstlerisch interessierte Menschen. Aus verschiedenen Naturmaterialien entstehen unter ihrer Leitung Kunstwerke für den Augenblick. Anmeldungen über das VHS-Telefon: 05253 97407-0 oder E-Mail: info@vhs-driburg.de
Über das „Arboretum“ berichteten wir hier bei „Bad Driburg im Blick“