Burkhard Battran
Künstler erzählen beim Freiluftatelier in Dringenberg, wie sie die Pandemie kreativ verarbeitet haben.
Dringenberg. 30 Künstler und hunderte Besucher haben am Sonntag am 20. Malen rund um die Burg teilgenommen. Seit dem Jahr 2000 veranstalten der Heimatverein Dringenberg und der Kunstverein ArtD dieses größte Freiluftatelier der gesamten Region. Die Kunstvereinsvorsitzende Cornelia Appel und der Heimatvereinsvorsitzende Johannes Georg ziehen eine positive Bilanz.
“Im letzten Jahr musste diese traditionsreiche Veranstaltung ja leider ausfallen und es ist schön zu sehen, wie gut das Malen rund um die Burg doch wieder angenommen wird”, sagte die ArtD-Vorsitzende Cornelia Appel. “Die Burg mit ihrem malerischen Ambiente ist ein idealer Ort für so ein Veranstaltungsformat und Dringenberg einmal mehr ein Besuchermagnet für die Region”, betont der Heimatvereinsvorsitzende Johannes Georg.
Im stimmungsvollen Innenhof der Burg hatten die Künstlerinnen und Künstler ihre Staffeleien aufgebaut und ließen sich bei der Arbeit über die Schulter schauen. Gleichzeitig konnten die Besucher wie bei einer Kunstmesse Exponate anschauen, mit denen die Künstler einen Überblick ihres Schaffens vermittelten.
“Die Pandemie hat das kulturelle Leben sehr zum Erliegen gebracht, aber gerade die Kunst zeigt wie durch ein Brennglas, was das mit den Menschen macht und wie sie damit umgehen”, erklärt der Kunstexperte Albert Schriefer aus Beverungen.
Monika Trauner (62) aus Kamp-Lintfort ist im Oktober in die Bad Driburger Ortschaft Reelsen gezogen. “Da saß ich plötzlich mitten im Lockdown in einem halbfertigen Haus und dann kam auch noch dieser schreckliche Schneewinter der kein Ende zu nehmen schien und ich kam mir vor, wie von der Welt abgeschnitten”, erzählt die frühere hauptberufliche Pharmareferentin. Zum Glück hatte Monika Trauner noch Farbe und Leinwand. “Ich habe begonnen, wie verrückt zu malen und das hat mich wirklich über die Zeit gerettet.”
Eine ganz ähnliche und zugleich auch ganz andere Erfahrung hat die Malerin Uschi Bracker (67) aus Delbrück gemacht. “Ich fühlte mich wie gelähmt und mich hat ein Gefühl ergriffen, dass ich einfach nicht mehr so weitermalen konnte, wie bisher”, erzählt die Künstlerin. Uschi Bracker hat großformatig Personen in Bewegung gemalt. Vornehmlich Männer. Im Tun begriffen, bei der Arbeit oder anderen Tätigkeiten. Oft auch alte Männer.
Jetzt malt sie ganz anders. Nur noch junge Frauen. Im Porträt. Nur die Gesichter, losgelöst von jeglichem Kontext. “In diesen jungen, frischen Gesichtern sehe ich Hoffnung und Zukunft”, sagt die Künstlerin. Sie hat auf ihrer Homepage (www.uschi-bracker.de) sogar ein Corona-Tagebuch geschrieben. “Von März bis April des letzten Jahrews habe ich nicht einen einzigen Pinselstrich machen können, und dann habe ich angefangen, Strandlandschaften zu malen, einfach weil es so unmöglich war, so etwas in Wirklichkeit erleben zu können”, erzählt Uschi Bracker.
Ganz unbeschwert ist Gisela Bernard (74) aus Dringenberg mit der Situation umgegangen. “Ich glaube, je trister sich der Alltag gestaltete, desto bunter sind meine Bilder geworden”, erzählt die Künstlerin.
Aus dem Lockdown wurde ein Hock-Down
Wilfried Mann
Seine ganz eigene Sicht auf die Dinge hat der Bad Driburger Performance-Künstler Wilfried Mann (78). Aus dem Lockdown wurde bei ihm ein Hock-Down mit einer Obstkisten-Plastik, die den fragilen gesellschaftlichen Zusammenhalt symbolisiert. Wilfried Mann: “Zieht man die Drähte raus, bricht alles zusammen und es bleibt nur noch ein bisschen Holz zum Verbrennen.”