Licht und Luft für Luise Klaholt
Elisabeth Affani
Bad Driburg. „Mein Freund, der Baum, ist tot, er fiel im frühen Morgenrot“, sang die unvergessene Alexandra im Jahre 1968. Die Japanische Blütenkirsche im Wendekreis der Luise-Klaholt-Straße wurde am frühen Freitagmorgen bei leichtem Schneefall von den Baumexperten des Bauhofs in handliche Stücke zerschnitten und abtransportiert.
Die Anwohner der Straße (Foto) hatten in einer gemeinsamen Aktion Anfang der 1990er Jahre den Baum als Setzling eigenhändig in die Erde gepflanzt. Der damalige Leiter des Bauamtes Klaus Fröhlingsdorf plante zunächst, drei Linden in das Rondell zu setzen, das dafür jedoch eindeutig zu klein war. Außerdem hinterlassen Linden relativ viel Dreck, den die Anwohner befürchteten.
Vor dreißig Jahren waren auch kurzfristig Platanen in Mode, aber die Bewohner der Luise-Klaholt-Straße entschieden sich für eine Zierkirsche und pflanzten sie auf eigene Kosten in das Beet. Sie entwickelte sich prächtig und erfreute Groß und Klein mit ihren Frühlingsblüten. Diese fielen leider relativ schnell ab und formten unter dem Baum einen wunderschönen Blütenteppich.
Nicht ganz so begeistert waren die fleißigen Anwohner, wenn sie die Blüten vor ihren Häusern und im Rondell beseitigen mussten. Denn das Straßenpflaster wäre glitschig und unansehnlich geworden. Auch im Herbst sorgten fleißige Hände dafür, dass die unzähligen Blätter von der Straße gefegt und in den grünen Tonnen entsorgt wurden.
Jahrelang pflegten drei Familien das Beet. Das wurde jedoch irgendwann hart wie Beton, durch Fahrzeuge der Abfallentsorger, die es an den Rändern plattdrückten, und Schneepflüge, die den Schnee dann auch auf dem Beet zusammenschoben. Das Unkraut nahm überhand, der Boden war zu verdichtet zum Bearbeiten, und die Bewohner informierten den Bauhof. Wie von Zauberhand bedeckten eines Tages eine weiße Schutzfolie und Kieselsteine darauf den Boden, und am Rand schützten nun drei wuchtige Feldsteine das Beet.
Allerdings drangen zuletzt die Wurzeln des Baumes durch die Folie. Mehrfach mussten die ausladenden Äste des Baumes vom Bauhof zurückgeschnitten werden, weil sie vor allem den Müllwagen behinderten. Der Fahrer des Abfallunternehmens musste in dem engen Rondell vorsichtig rangieren, um sein Fahrzeug nicht zu beschädigen. Eine Anwohnerin wünscht sich, dass die Steinblöcke entfernt werden.
Der Baum soll laut Aussage von Robert Sammert durch eine heimische Stieleiche ersetzt werden. Diese buchenartige Pflanze ist Fachbüchern zufolge anspruchslos und robust, wurzelt tief und verträgt Staunässe und auch Trockenheit. Sie kommt vor allem in Laubmischwäldern und Auwäldern vor, kann eine Höhe von 40 Metern sowie eine Breite von 20 Metern erreichen und bis zu 800 Jahren alt werden.
Die Bewohner der oberen Luise-Klaholt-Straße können sich also demnächst wohl über eine deutsche Eiche als Solitär vor ihrem Haus freuen. Es wird wohl einige Jahre dauern, bis der Baum seine malerische, ausladende Krone entfaltet. Aber im Frühjahr können sich alle Anwohner und Besucher über sein prächtiges Laub freuen, über die hübschen Blüten, seine wundervollen Eicheln sowie später im Herbst über seine eindrucksvolle Färbung.
Er wird ein Schmuckstück für die nachfolgenden Generationen sein.
Titelbild: . „Mein Freund, der Baum, ist tot, er fiel im frühen Morgenrot”