Doris Dietrich
Bad Driburg. Seit 13 Jahren arbeitet Ulrike Roxlau als Einrichtungsleiterin im Bad Driburger „Senioren-Park carpe diem“. Der Tag der Pflegenden wird weltweit am 12. Mai gefeiert. Wir nahmen ihn zum Anlass, mit Ulrike Roxlau zu sprechen. Sie gab „Bad Driburg im Blick“ einen Einblick in ihre Tätigkeit mit allem Licht und Schatten. Auch über aktuelle Themen wie die Europawahl am 9. Juni und die „Künstliche Intelligenz“ in der Altenpflege wurde gesprochen.
Ihr Studium schloss Ulrike Roxlau als Diplom-Sozialpädagogin ab. Danach arbeitete sie 18 Jahre im Münsterland. In einer berufsbegleitenden Qualifizierung bildete sie sich zwei Jahre weiter und schloss das Studium als Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen ab. „Zunächst bestand mein Traum darin, mit Kindern zu arbeiten. Dann wurde eine Stelle im Senioren-Bereich frei und ich nahm diese an. Das habe ich nicht bereut“, erzählt Ulrike Roxlau.
In diesem Jahr feiert sie mit den Bewohnern und Mitarbeitern der Seniorenanlage das 15-jährige Bestehen des Hauses. Sie schätzt die große Gemeinschaft bestehend aus Bewohnern, 130 Mitarbeitern, Mietern und Gästen. Die Einrichtung bietet verschiedene Formen der Betreuung an. Dazu gehören die stationäre Pflege, das betreute Wohnen, die Tagespflege, die Kurzzeitpflege und die ambulante Pflege.
„Die Arbeit in der Altenpflege hat leider kein gutes Image. Dabei sind die älteren Menschen so wichtig und ich schätze besonders ihre eindrucksvollen Biografien“, so Ulrike Roxlau. Junge Leute könnten in der Altenpflege Bestätigung, viel Inspiration und positive Erfahrungen finden.
„Der Alltag in unserem Senioren-Heim ist vielfältig und auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner zugeschnitten. Es wird ein abwechslungsreiches Programm geboten. Zu den Höhepunkten im Jahr zählen unser beliebtes Sommerfest, die Karnevalszeit und auch Ausflüge. Im vergangenen Jahr besuchten einige Bewohner zum Beispiel die Landesgartenschau in Höxter und alle waren begeistert“, berichtete Ulrike Roxlau. Zwei VW Crafter gehören zum Fuhrpark und so können auch Rollstuhlfahrer mitgenommen werden. Aktivitäten in einer Sporthalle in Bad Driburg sind möglich geworden. Diese Aktionen fördern die Gemeinschaft und helfen den Bewohnern, aktiv und geistig fit zu bleiben.
„Unsere Einrichtung ist bei vielen Veranstaltungen in Bad Driburg präsent. Dazu gehören zum Beispiel der jährliche Adventsmarkt oder die Gewerbeschau, auf der 2022 einige Pflegekräfte aus unserem Haus an einem eigenen Stand neue Möglichkeiten in der praktischen Pflege zeigten“, erzählte Ulrike Roxlau.
Es wird immer wichtiger, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten. „Wir haben das große Glück, auch internationale Fachkräfte bei uns zu haben. Ausgebildete Krankenschwestern zum Beispiel von den Philippinen oder aus Indien verstärken unser Team. Sie verfügen über einen großen Erfahrungsschatz in der Pflege und sind sehr motiviert und engagiert. Insgesamt müsste die Willkommenskultur in Deutschland verbessert werden. In England zum Beispiel erfolgt die Anerkennung der Berufsabschlüsse schneller“, berichtete Ulrike Roxlau. Ein großes Problem sieht sie auch in der Bürokratie. Alle zwei bis drei Jahre gibt es neue Reformen, die es dann umzusetzen gilt.
Ulrike Roxlau wohnt in Salzkotten. Sie begeistert sich für Fußball und versäumt kein Heim-Spiel des SC Paderborn. Nach dem Gespräch mit „Bad Driburg im Blick“ ging es auf kurzem Weg nach Paderborn ins Stadion zum Spiel gegen den Hamburger SV. Im Urlaub erholt sie sich am liebsten beim Wandern und ist von den Alpen immer wieder neu begeistert.
„Europa ist eine Gemeinschaft mit großer Vielfalt. Umso wichtiger ist es, dass sich diese Gemeinschaft als starke Kraft erweist. Dabei spielt die Europawahl eine bedeutende Rolle. Beim Wandern durch Slowenien fand ich ein Überbleibsel aus alter Zeit – einen historischen Schlagbaum mit der Jahreszahl 1996. Wie gut, dass viele Grenzen jetzt offen sind und die Menschen diese Möglichkeiten haben“, so Ulrike Roxlau. Auch der Besuch im Europa-Parlament in Strasbourg während des Urlaubs hat sie sehr beeindruckt.
Die „Künstliche Intelligenz“ hat Einzug auch im Senioren-Park gehalten und entlastet die Pflegekräfte enorm. So haben sie mehr Zeit für die Bewohner. Die Pflegekräfte nutzen ihr Smartphone zur Dokumentation. Auch Ärzte können ihre Daten zum jeweiligen Bewohner dokumentieren. Der „Senioren-Park carpe diem“ Bad Driburg ist Vorreiter in diesem Bereich. Auch den internationalen Mitarbeitern erleichtert die App die Arbeit.
„Der Tod gehört zum Leben. Während die Verweildauer der Bewohner früher zwei bis drei Jahre betrug, sind es heute oft nur einige Monate. Viele pflegebedürftige Bewohner in Seniorenheimen wissen, dass sie nach einem langen und erfüllten Leben im Senioren-Park ihre letzte Station haben. Umso wichtiger ist es, dass mit den Bewohnern Gespräche geführt werden, welche Wünsche sie in der letzten Lebensphase haben.“ Ulrike Roxlau fährt fort: „Wenn ein Bewohner im Sterben liegt, werden Mitarbeiter informiert und sensibilisiert. Wir haben zum Beispiel auch eine Kooperation mit dem Palliativ-Netzwerk. Angehörige können bei uns übernachten, um in den letzten Stunden nahe zu sein. Es ist auch für uns schwer, wenn ein Bewohner geht. Im Wohnbereich gibt es ein Kondolenzbuch und es liegen Kerzen, Kreuze und Bücher bereit. Der Sarg wird später durch den Haupteingang getragen und nicht durch die Hintertür, so dass jeder Abschied nehmen kann. Die Teilnahme an der Trauerfeier gehört dazu. Seit kurzem haben wir eine Erinnerungsecke draußen angelegt. Dort gibt es für jeden Verstorbenen aus unserem Haus einen Stein mit ihrem oder seinem Namen. Keiner wird vergessen“, so Ulrike Roxlau zum Schluss.
Infobox
Über den „Senioren-Park carpe diem“ Bad Driburg:
Stationäre Pflege mit Kurzzeit- und Verhinderungspflege (87 Pflegeplätze)
Betreutes Wohnen (16 Wohnungen von 40 – 90 m²)
Individuelle Lebensführung mit gleichzeitiger Vollbetreuung
Möglichkeit der eigenständigen hauswirtschaftlichen Versorgung
Spezieller Wohnbereich für demenziell erkrankte Bewohner mit 2 Wohngruppen in 21 Einzelzimmern und einem Sinnesgarten
15 Plätze in der Tagespflege
Ambulanter Pflegedienst
Rehabilitative Aufbaupflege
Öffentliches barrierefreies Café-Restaurant, hausgemachter Mahlzeitenservice
Öffentlicher Friseur, eigene Wäscherei
Die „carpe diem Gesellschaften“ bestehen seit 1998 und haben heute ihren Sitz in Wermelskirchen. 1998 wurde das erste Haus in Niederselters bei Limburg eröffnet. Mittlerweile betreibt carpe diem 35 Einrichtungen in ganz Deutschland. Insgesamt verfügt carpe diem damit derzeit über ca. 2400 stationäre Pflegeplätze, ca. 1100 Betreute Wohnungen, Tagespflegeeinrichtungen mit ca. 500 Plätzen, 2500 ambulante Kunden, sowie solitäre Kurzzeitpflege, mobile Mahlzeiten- und Wäschedienste und eigene gastronomische Einrichtungen als Café-Restaurants mit den dazugehörigen Großküchen-, Wäscherei- und Reinigungsbetrieben. Die carpe diem Gesellschaften beschäftigen ca. 3500 Mitarbeiter – darunter über 200 Auszubildende.
Der Internationale Tag der Pflegenden wird jährlich am 12. Mai gefeiert. Er würdigt die Arbeit und den Einsatz von Pflegekräften weltweit und hebt ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem hervor. Das Datum geht auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale im Jahr 1820 zurück. Sie gilt als Begründerin der professionellen Krankenpflege und setzte sich bereits im 19. Jahrhundert für eine Reihe von Reformen im Gesundheitswesen ein.
Quellen:
Titelbild
Ulrike Roxlau als Einrichtungsleiterin des Senioren-Parks carpe diem (links) mit der Seniorin Christel Schwarz in der Mitte. Sonja Niggemeyer (rechts) als Pflegedienstleitung Tagespflege