Widersachern widerstehen


75 Jahre Grundgesetz

Ein Kommentar von Alexander Bieseke

♫♪♫♪
„Zum Geburtstag viel Glück,
zum Geburtstag viel Glück,
zum Geburtstag liebes Grundgesetz,       zum Geburtstag,  viel Glück!“

Liebe Geburtstagsgäste,


hier ist das Geburtstagskind, und es hat euch alle eingeladen zum Feiern.
Habt ihr an ein Geschenk gedacht?
Nein?
Das macht nichts. Ich habe auch keines. Aber ich habe in dieses Buch geschaut und viele Geschenke gefunden. Das Buch selbst ist ein Geschenk. Ich lese:

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“

Niemand darf … benachteiligt oder bevorzugt werden

wegen seines Geschlechtes,
wegen seiner Abstammung,
wegen seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft,
wegen seines Glaubens.

Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“

Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern.
Die Presse ist frei. Die Kunst, die Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.
Die Bürgerinnen und Bürger dürfen sich frei versammeln.
Jede und jeder hat das Recht auf Arbeit und die Wahl seines Arbeitsplatzes.
Jede und jeder darf seinen Wohnort frei wählen.

Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“

Diese und andere Sätze haben wir 1949 geschenkt bekommen, von den Müttern und Vätern des Grundgesetzes. Jeder kennt sie, auch wenn er noch nie in dieses Buch geschaut hat.
Das Grundgesetz ist die Grundlage aller unserer Gesetze, die in den Parlamenten beschlossen wurden und werden. Danach muss sich jede Regierung richten. Darüber wachen unabhängige Gerichte.
Wer meint, dass er Ungerechtigkeit erfährt, kann gerichtlich dagegen klagen.
So soll garantiert werden, dass der Staat nicht die alleinige Gewalt ausübt, sondern dass die Staatsgewalt geteilt wird. Das Volk ist der Souverän.
Nur so geht Demokratie.

So habe ich es einst von engagierten Lehrerinnen und Lehrern in der Bad Driburger Friedrich-Wilhelm-Weber-Realschule gelernt.
Ich habe aber auch gelernt, dass unsere, meine Freiheit nicht unbegrenzt ist.
Ich hoffe, das lernt in Deutschland auch heute noch jedes Kind in jeder Schule.

Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit meines Nächsten beginnt. Nur wenn wir dies beachten, wenn wir uns gegenseitig beachten und achten, können wir dieses Grundgesetz wieder mit Leben füllen.

Wir haben mit dem Grundgesetz die Demokratie geschenkt bekommen, aber sie ist nicht selbstverständlich. Einigkeit und Recht und Freiheit müssen wir pflegen. Wir müssen achtgeben, dass unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung bewahrt wird, dass sie nicht von Demokratiefeinden gestört und zerstört wird.
Wir haben die Wahl.
Lassen wir jedem und jeder in unserer Gesellschaft die Würde. Tasten wir sie nicht an.

Dieses Versprechen wäre ein schönes Geschenk.