Elisabeth Affani
Bad Driburg / Brakel. Als Beitrag zum Findungsprozess für einen zweiten Nationalpark in NRW veranstaltete der BUND, Kreisgruppe Höxter, in der Brakeler Stadthalle einen öffentlichen Informationsabend. Die Moderation übernahm die Journalistin und Biobäuerin Katharina von Ruschkowski.
Die Autorin Tanja Busse referierte über das Thema „Warum Wildnis in der Egge helfen kann“, Bernd Stecker von der Hochschule Bremen über wirtschaftliche Effekte von Nationalparks und Perspektiven für einen zukünftigen Nationalpark Egge, Friedhart Knolle über Erfahrungen aus dem Nationalpark Harz, Diplom-Biologe Günter Bockwinkel über ein „Ökologisches Portrait und touristische Aspekte“ sowie Riverwatch-Gründer Ulrich Eichelmann über den „Steinigen Weg zur Perle der Schutzgebiete“ mit Beispielen aus der Entstehung anderer Nationalparke „und was man davon lernen kann“.
Der BUND wollte laut Pressemitteilung mit Hilfe der Fachleute und Praxiserfahrungen Argumente liefern, begeistern und bestärken und Mut machen mit „Visionen, die Wirklichkeit werden“. Es gebe keinen Grund, der gegen den Erfolg eines Egge-Nationalparks spräche. Er wäre „ein Segen für die Natur und ein Gewinn für die ganze Region und die hier lebenden Menschen“.
Die Fachreferenten, die wie die Moderatorin zum Teil aus dem Kreis Höxter stammen, lieferten ökonomische Daten und Belege dafür, dass sich öffentliche Investitionen lohnten. Nicht nur die Region OWL würde profitieren, sondern auch das Bundesland. Kein anderer Nationalpark in Deutschland wäre mit der Bahn und einer ICE-Strecke so gut verkehrlich erreichbar, und die Kombination von Gesundheitsregion und Naturtourismus passe ideal zusammen.
Die Nationalparke in Deutschland würden von Praktikern geleitet, nicht von Ideologen. Mit einem guten Nationalparkmanagement, mit viel Kommunikation und Kooperation sei es im Harz gelungen, eine Erfolgsgeschichte zu schaffen. Vor allem die ehrenamtliche Arbeit sei beeindruckend.
Deutschland werde als Urlaubsziel immer wichtiger. Der Nationalpark Egge sei die gute Antwort auf eine sich verlagernde Nachfrage.
Aus ökologischer Sicht sei die Wildnis unverzichtbar für den Erhalt der Arten, für Biodiversität und einen starken Naturschutz. Dafür seien Nationalparke ein zentrales Instrument. Im Kreis Höxter als Ökomodellregion brauche man „mehr Schutz der höchsten Kategorie und weniger Beeinträchtigung der Natur auf allen anderen Flächen“.
Es sei unstrittig in der Fachwelt, dass die Egge mit ihren besonderen Qualitäten „vor allen anderen denkbaren Gebieten in NRW am besten für den zweiten Nationalpark geeignet ist“.
Die Bedeutung des sich lang erstreckenden Areals liege unter anderem in seiner geologischen Vielfalt, in seinem Wasserreichtum und in seiner Verbindungsfunktion mit anderen Naturräumen.
Es gehe beim Nationalpark darum, inmitten der üblichen Forstbewirtschaftung, die selbst in Naturschutzgebieten stattfindet, eine Ausnahme für die freie Natur zu schaffen. Erst das biete die besonderen Entwicklungsmöglichkeiten, jahrhundertealte Wälder und deren einzigartige Lebensgemeinschaften hervorzubringen. Das könne selbst vorbildlich arbeitende nachhaltige Forstwirtschaft nicht im erforderlichen Maß leisten.
Wissen und Informationen genügten jedoch nicht. Der Zustand der Welt sei vom Verstand her klar. „Die Herzen der Menschen müssen gewonnen werden.“
Schließlich gehe es auch um demokratische Mitwirkungsmöglichkeiten, um „gelebte Demokratie“, darum, wie demokratischer Streit gelingen könne. Der Bürgerentscheid sei eine Chance, mitzumachen und mitbestimmen zu dürfen.
Die Veranstalter hoffen, dass der Funke, „der die Menschen begeistert“, auf die zahlreichen Zuhörer in der Brakeler Stadthalle übergesprungen ist. Die Präsentationen des Abends sollen im Netz zur Verfügung gestellt werden. Möglichst viele Entscheider sollen überzeugt und für den Nationalpark Egge gewonnen werden. Das sei keine unlösbare Aufgabe. „Aber in Zeiten von grundlosem Misstrauen gegenüber Fachleuten, von Anfeindungen gegenüber Umwelt- und Naturschützern und von sich rasch verbreitenden Falschmeldungen in digitalen Netzwerken ist es gleichwohl keine leichte Aufgabe.“
Titelbild: Die Bühne mit der Moderatorin Katharina von Ruschkowski und Publikum Foto: Ludger Roters
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