Konzert der Streicherphilharmonie in der Südstadtkirche
Bad Driburg. „Wohltun, wo man kann, Freiheit über alles lieben!“ Mit diesem Zitat von Ludwig van Beethoven begrüßte Torsten Seidemann, Vorsitzender der Musikgesellschaft, alle Musiker und Konzertbesucher in der Südstadtkirche. Die jungen Leute, Jugendliche zwischen zwölf und zwanzig Jahren, waren mit ihrem Chefdirigenten Wolfgang Hentrich aus Dresden angereist. Bad Driburg war die erste Station ihrer Tournee unter dem Motto „30 Jahre deutsche Einheit“ in Nordrhein-Westfalen. Sie wird durch alle 16 Bundesländer führen.„Mit der Sprache und Kraft der Musik wollen die jungen Musikerinnen und Musiker ein deutliches Zeichen der Zusammengehörigkeit im ganzen Land setzen und dazu beitragen, die verbindenden Kräfte in unserer Gesellschaft zu stärken“, heißt es in einer Presseerklärung.
Bürgermeister Burkhard Deppe, die stellvertretende Bürgermeisterin Christa Heinemann, der stellvertretende Landrat Heinz-Günter Koßmann und MdL Matthias Goeken wurden von Torsten Seidemann besonders begrüßt, ebenso die Vertreter der Sponsoren, ohne die die Musikgesellschaft solche hochkarätigen Konzerte nicht anbieten könnte. Dazu zählten Rudolf Jäger von der VerbundVolksbank und Sascha Gödecke von der Fa. Westfalen Weser Energie.Seidemanns Dank galt auch der Pfarrgemeinde „Zum verklärten Christus“, die den Kirchenraum zur Verfügung stellte.
Fast konnten die Zuhörer vergessen, dass es junge Leute zwischen 12 und 20 Jahren waren, die ihnen professionell, überaus diszipliniert und konzentriert solche musikalischen Highlights präsentierten. Wolfgang Hentrich dirigierte präzise und erstaunlich unangestrengt, er lächelte seinen jungen Streichern stets aufmunternd zu. Die Musikschulen in Deutschland schicken ihre begabtesten Streicher in dieses Orchester.
Den Anfang des Konzertes machte das Zwölftonstück „Poco Insanimus“. Übersetzt bedeutet der Titel „Wir sind ein bisschen verrückt“. Martin Zöllner komponierte es 2019 extra für die Tournee des Orchesters. Das Stück wirkt tatsächlich ein bisschen verrückt wegen der originellen Ideen. Die Instrumentalisten müssen zum Beispiel einen kleinen Part summen, anstatt zu spielen. Zöllner ist eine interessante Persönlichkeit: geboren in Halle/Saale 1965, also in der DDR, Sohn eines Kantors, Cellist, Theatermusiker, Schlagzeuger, Kontrabassist, Violinist, Bandmitglied, Fan von Genesis und Pink Floyd und Musiklehrer an einem Dresdner Gymnasium.Dimitri Schostakowitschs Kammersinfonie op. 110 a war schwerere Kost. Sie war angekündigt als Komposition „im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges“ und entstand 1960 unter dem Eindruck der Dreharbeiten zu einem sowjetischen Film über die Zerstörung Dresdens 1945. Die Musik ist hart, aufwühlend und klagend, der letzte Satz endet „morendo“, ersterbend.Ludwig van Beethovens „Lento assai e cantate tranquillo“ op. 135 – „Sehr langsam und ruhig singend“ – schloss sich nahtlos an mit ruhig schwingendem Rhythmus. Ruhig und nachdenklich gingen die Besucher in die Pause.Der zweite Teil des Abends war Antonín Dvořák vorbehalten. Seine Serenade E-Dur op. 22 bot schöne böhmische, heitere Melodien und Tanzrhythmen, beschwingte Walzertakte, lebhafte und frische Themen, temperamentvolle Motive. Das Larghetto verbreitete eine feierliche Stimmung.Der große Beifall und stehende Ovationen des Publikums hatten Erfolg. Als Zugabe hörte es einen Satz aus dem „Palladio“, das der Waliser Karl Jenkins einem Architekten widmete.
Das Jahr 2020 ist nicht nur das 30. Jahr des Mauerfalls und Ende der DDR. Es ist auch Beethovenjahr, der Komponist wurde 1770 geboren. Es gehört noch zum Jubiläumsjahr anlässlich der Gründung der Musikgesellschaft 1994. Zudem feiert die Musikschule Bad Driburg ihr 45-jähriges Bestehen. Ihr Leiter Matthias Menze war maßgeblich am Kontakt zur Deutschen Streicherphilharmonie beteiligt. Träger des Orchesters ist der Verband der Musikschulen in Deutschland. Schirmherr der Tournee ist Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble. Gefördert wird das Projekt von der Kampagne „So geht sächsisch“ der Sächsischen Landesregierung.