Von der Kurheim-Tradition zur modernen Reha-Klinik:

Park Klinik feiert 100-jähriges Bestehen

Alexander Bieseke

Bad Driburg-Bad Hermannsborn. Mit einem Festakt und einem großen Parkfest am 5. Juli 2025 hat die Park Klinik in Bad Hermannsborn ihr 100-jähriges Jubiläum begangen. Gegründet 1925 als Kur- und Erholungsheim der Barmer Ersatzkasse, zählt sie heute zu den größten Fachkliniken für Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie in Deutschland. Seit 2006 gehört die Klinik zur Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff (UGOS).

Gratulanten aus Politik und Gesundheitswesen waren beim Festakt anwesend. Dazu zählten Magdalena Volmert (stellvertr. Landrätin Kreis Höxter), Burkhard Deppe (Bürgermeister Bad Driburg), Detlef Gehle (stellvertr. Bürgermeister), Thomas Keck (Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung Westfalen), Marko Schwartz (Geschäftsführer Gräfliche Kliniken), Heinrich Brinkmöller (Alt-Bürgermeister Bad Driburg), Michael Scholle (Beigeordneter). Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff wurde von seinen Söhnen Luis und Christoph sowie seinen  Enkelkindern begleitet.

Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff erhebt sein Glas mit Bad Hermannsborner Wasser
Foto: Hubertus Holtgrewe

Graf Oeynhausen-Sierstorpff erinnerte sich daran, vor zehn Jahren zum 90-jährigen Bestehen hier gestanden zu haben – damals unter dem Motto „Neue Therapien in alten Mauern“. Er betonte, dass die Klinik auf eine lange Geschichte zurückblickt, die im Jahr 1858 mit dem Dortmunder Kaufmann Gustav Thieme begann, der die Quellen erwarb und erfolgreich Heilwasser vertrieb. Später übernahm Hermann Böckmann das Haus, bevor es 1922 in den Besitz der Rentenversicherung überging, die es als Kur- und Erholungsheim ausbaute. Aufgrund der “guten” Verkehrsanbindung entstand ein Gebäude mit schlossartigem Charakter, das nach nur einjähriger Bauzeit eröffnet wurde.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Klinik von englischen und belgischen Besatzern genutzt, bevor die Barmer  den Betrieb wieder aufnahm. In den 1990er Jahren drohte eine Schließung, da hohe Investitionen anstanden. Nach intensiver politischer Diskussion entschied sich die Barmer, weiter zu investieren, aber den Betrieb an einen externen Betreiber zu vergeben. In diesem Zusammenhang erhielt die Wittgensteiner Kliniken-Gruppe schließlich den Zuschlag. Graf von Oeynhausen-Sierstorpff schilderte, wie die Übernahme nur knapp gelang: Kurz vor dem Notartermin kam ein Konkurrenzangebot, sodass er nochmals nachbessern musste. Die Finanzierung war herausfordernd, da gleichzeitig mehrere große Projekte liefen, darunter die Sanierung des gräflichen Parks und ein weiteres Klinikprojekt. Trotzdem gelang es, die Klinik zu integrieren.

Ein zehnjähriger Belegungsvertrag mit der Rentenversicherung sicherte die Auslastung, allerdings blieb zunächst wenig Zeit, das Haus neu zu positionieren. 2016 kam es zu Unsicherheiten, da Wettbewerber Belegungen stoppten. Dennoch entwickelte er selbst die Vision, das Haus zu einer rein psychosomatischen Klinik auszubauen. Mit nur fünf Patienten begann der Neuanfang. Heute verfügt die Klinik über 260 Betten und gehört zu den größten Fachkliniken für Psychosomatik. Jährlich werden hier rund 3.000 Patienten mit modernen Therapieverfahren behandelt.

Abschließend betonte Graf vonOeynhausen-Sierstorpff, dass die demografische Entwicklung – etwa die steigende Lebenserwartung – auch die Rentenversicherung vor große Herausforderungen stellen. Er sieht darin zugleich Chancen für die Gesundheitsbranche und die weitere Entwicklung des Standorts Bad Driburg. Er dankte allen Mitarbeitenden, Handwerkern und Unterstützern für ihren Einsatz. Dabei erhebte er sein Glas mit Mineralwasser aus Bad Hermannsborn und wünschte dem Haus eine gute Zukunft.

Das denkmalgeschützte Hauptgebäude liegt in einem 18 Hektar großen Kurpark im Teutoburger Wald und bietet ideale Bedingungen für die Genesung.

Die Park Klinik ist spezialisiert auf die Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS), Depressionen, Angst- und Anpassungsstörungen sowie Erschöpfungs- und Schmerzsyndrome.

Beim Parkfest konnten Besucher bei Mitmachaktionen, Workshops und Infoständen Einblicke in die Arbeit der Reha-Klinik gewinnen und den besonderen Ort erleben, der medizinische Kompetenz und individuelle Betreuung verbindet.

Galerie: Alexander Bieseke

Titelbild: Ballonfahrt über den Park – Foto: Ugos


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100 Jahre Park Klinik Bad Hermannsborn
Die Geschichte beginnt mit einer Quelle …
Die Geschichte der Park Klinik beginnt an einem besonderen Ort: Bereits das „Born“ im Ortsnamen Hermannsborn deutet auf die Existenz von Quellen hin. Im Jahr 1858 erwarb Gustav Thieme, ein Kaufmann aus Dortmund, das Recht an der Quelle in der Bornwiese sowie an der Quelle am Rothen Berge in Pömbsen. Ab 1860 wurden die vorhandenen Heilquellen genutzt und das Quellwasser als „Sprudel“ verkauft. Besonders bedeutend war der Flaschenversand des Hermannsborner Mineralwassers, das 1895 auf der Weltausstellung in Antwerpen mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde.

Nach 50 Jahren verkaufte Direktor Gustav Thieme 1922 die Firma an den Gutsbesitzer Hermann Böckmann. Der Erste Weltkrieg und die anschließende Wirtschaftskrise erschwerten jedoch den Vertrieb von Sprudel erheblich. Zwei Jahre später erwarb die Barmer Ersatzkasse das „Brunnengut“ und entwickelte daraus einen Kurort mit einem rund 20 Hektar großen Kurpark. Der Brunnenbetrieb, auch als „Füllerei“ bekannt, war bis 1973 aktiv im Verkauf von Mineralwasser und Limonaden tätig. Danach wurden die Quellen ausschließlich für den Bade- und Trinkbedarf der Kurgäste genutzt.



Das Kur- und Erholungsheim der Barmer Ersatzkasse
Im Jahr 1924 erwarb die Barmer Ersatzkasse die damalige Bad Hermannsborn GmbH und errichtete auf dem Gelände ein Kur- und Erholungsheim mit einer Fläche von etwa 3.000 m². Nach nur einjähriger Bauzeit wurde die große Kuranlage noch im gleichen Jahr von dem Architekten Julius Beckmann aus Barmen geplant und erbaut. Der neubarocke Kurpark entstand nach den Plänen des Gartenarchitekten Richard Hartnauer. Bis 2007 wurden hier die Zierpflanzen und Stauden noch in einer eigenen Gärtnerei im Kurpark kultiviert.



Die Park Klinik im Verbund der Gräflichen Kliniken
Die Park Klinik im Verbund der Gräflichen Kliniken wurde am 28. August 2006 von der Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff übernommen. Was einst als Kurheim für die Fachbereiche Kardiologie und Diabetologie begann, hat sich heute mit 216 Betten zu einer der größten psychosomatischen Reha-Kliniken in Deutschland entwickelt.

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