Sozialbericht 2024 – Demografie und Arbeitskräfte-mangel

Elisabeth Affani


Bad Driburg. Immer wieder ist die Rede von der größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich, teils auch in den westdeutschen und ostdeutschen Bundesländern. In letzter Zeit kam die Altersarmut als Thema in den Medien dazu. Wenn man sich als Bürgerin oder Bürger in der Sozialstruktur einordnen möchte, kann der Sozialbericht 2024 helfen. Er wird von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Statistischen Bundesamt, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung herausgegeben.

Im Jahr 2021 verfügten demnach zehn Prozent der Haushalte über 56 Prozent des Gesamtvermögens. Das mittlere Nettohaushaltsvermögen betrug im Durchschnitt 316.500 Euro. In Ostdeutschland liegt es dagegen bei nur 150.900 Euro.
Die Eigentumswerte legten zwischen 2011 und 2021 real um 39 Prozent zu. Die Statistiker führen dies auf die stark gestiegenen Immobilienpreise zurück.
Wer Häuser kauft, vermietet oder damit spekuliert, ist oft im Vorteil. Schenkungen und Erbschaften lassen weitere Personen profitieren. Man spricht dabei von intergenerationalen Transfers.

Die Armutsrate ist den Statistikern zufolge nicht kleiner geworden. Im Jahr 2022 lebten etwa 15 Prozent aller Haushalte unterhalb der Risikoschwelle. Diese lag für Singles bei rund 1200 Euro monatlich, für Eltern mit Kind bei 2.160 Euro.
Rund 22 Prozent der 20- bis 29-Jährigen waren betroffen. Als armutsgefährdet galten Alleinerziehende, Menschen mit Hauptschulabschluss oder ganz ohne Abschluss und Berufsausbildung sowie Personen mit Einwanderungsgeschichte.
Die Altersarmut beträgt bei den 60- bis 69-Jährigen im Bundesdurchschnitt 17 Prozent, in Ostdeutschland sogar 24 Prozent.
Die Reallöhne sind zwar gestiegen, das Armutsrisiko ist jedoch nicht gesunken.

Kritiker sehen gravierende strukturelle Ungleichheiten und warnen vor einer zunehmenden sozialen Polarisierung innerhalb der Bevölkerung. Auf den sozialen Stress führen einige auch die sinkende Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie zurück. Der negative Trend zeige sich vor allem in den ostdeutschen Bundesländern.

Die Folgerungen daraus sind theoretisch klar. Bildungspolitisch dürfte es keine Schulabbrecher oder junge Leute ohne qualifizierte Berufsausbildung geben. Wer möglichst früh in eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle kommt, ist eher vor Altersarmut geschützt. Alleinerziehende sollten berufstätig sein können, sie müssten also für ihre Kinder genügend Betreuungsangebote erhalten. Zugewanderte sollten möglichst rasch in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Überalterung und Arbeitskräftemangel sind die Hauptthemen zukünftiger Politik.

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