Eine Betrachtung von Wilk Spieker (Mitglied der damaligen Bürgerinitiative “Freie Schulwahl”
Bad Driburg. Vor über einem Jahrzehnt formierte sich in Bad Driburg die Bürgerinitiative „Freie Schulwahl“. Unterstützt wurde sie damals von zahlreichen Eltern sowie engagierten Persönlichkeiten wie Ingrid Liebs, der damaligen Leiterin des städtischen Gymnasiums, und der Pfarrerin Karin Antensteiner.
Auslöser der Bewegung war der Schulentwicklungsplan für den Kreis Höxter aus dem Jahr 2012. Bereits zwei Jahre zuvor hatte der Stadtrat von Bad Driburg begonnen, die Zukunft der weiterführenden Schulen zu diskutieren. Besonders intensiv wurde über mögliche Kooperationen mit Gesamtschulen in Paderborn nachgedacht – insbesondere mit der Gesamtschule “Auf der Lieth”.
Nach Veröffentlichung des Schulentwicklungsplans wurde das Thema im Stadtrat weiterverfolgt. Im September 2012 entschied man sich, Realschule und Hauptschule auslaufen zu lassen. Bemerkenswert: Eine breit angelegte Diskussion über ein Gesamtschulkonzept blieb damals aus – im Fokus stand vor allem die Entwicklung der Schülerzahlen.
Schülerzahlen als Knackpunkt

Zahlen ab 2002 (10 Jahre = Klasse 4)
Schon 2012 war absehbar, dass die Mindestanforderungen für bestimmte Schulformen nach dem nordrhein-westfälischen Schulgesetz schwer zu erfüllen sein würden. Für eine Gesamtschule sind mindestens 100 Anmeldungen, für eine Sekundarschule 75 erforderlich. Die Verwaltung erkannte früh, dass diese Zahlen aus Bad Driburg allein nicht erreicht werden konnten. Daher wurde eine Kooperation mit Altenbeken ins Leben gerufen – zunächst eine Lösung.
Doch bereits 2015 war klar: Der Teilstandort Altenbeken wird geschlossen. Die Mindestanzahl von 50 Anmeldungen war nicht erreicht worden. Damit war auch die Hoffnung auf eine stabile Schülerzahl in Bad Driburg dahin.
Erfreuliche Entwicklung bei Geburtenzahlen – aber reicht das?
Prognosen aus dem Jahr 2012 gingen von jährlich rund 130 Kindern im Übergang von der Grund- zur weiterführenden Schule aus. Tatsächlich lagen die Geburtenzahlen in den Jahren 2016 bis 2018 höher als erwartet – ein erfreulicher Trend. Doch ab 2019 zeichnet sich wieder ein Rückgang ab, wie aus der Grafik zur Schülerzahlprognose hervorgeht.
Für das aktuelle Jahr 2025 bedeutet dies: Rund 140 Kinder (Geburtsjahrgänge 2014/15) verlassen die Grundschulen. Auch für die kommenden Jahre sind die Zahlen bereits bekannt – Geburtenjahrgänge bis 2024 stehen fest. Besonders ab dem Jahr 2027 und erneut ab 2031 ist mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen.

Neue Schulform als Chance – aber mit Hürden
Trotz des großen Engagements der Lehrkräfte, der Schulleitung und des digitalen Angebots der Gesamtschule bleibt die Zukunft ungewiss. Ein Fortbestand in der jetzigen Form erscheint unwahrscheinlich. Eine Neuausrichtung ist notwendig – möglicherweise in Form einer Sekundarschule. Laut dem Schulrechtsänderungsgesetz von 2021 wäre dies eine realistische Option, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Ein Rechenbeispiel zeigt: Drei Eingangsklassen könnten gebildet werden, wenn eine davon als Inklusionsklasse mit 15 Schüler*innen geführt wird – also 2 Klassen à 25 plus 1 à 15. Das Problem: Die Akzeptanz der Eltern für eine Sekundarschule ist fraglich, ebenso wie die notwendige Kooperation mit anderen Kommunen.
Mut zur Innovation gefragt
Ein kompletter Neustart könnte Perspektiven eröffnen – etwa mit einer PRIMUS-Schule oder einer Europaschule als Verbundschule. Gerade diese Konzepte könnten frischen Wind in die Bildungslandschaft bringen und Eltern wie Schüler*innen gleichermaßen überzeugen.
Fazit: Ein letztes Zeitfenster öffnet sich
Die aktuellen Zahlen lassen hoffen: Der demografische Wandel hat Bad Driburg offenbar verschont. Die Kinderzahlen steigen, teilweise um bis zu 30 % im Vergleich zu geburtenschwachen Jahrgängen. Die ursprünglich angesetzten 130 Kinder pro Jahrgang sind nun deutlich höher!
Der Elternwille ist entscheidend. Er war es immer – und wird es auch bleiben. Bad Driburg hat noch die Chance, seine städtische Oberstufe zu retten. Jetzt kommt es auf Geschlossenheit, Mut zur Veränderung und einen langen Atem bis mindestens 2027 an.

Infobox

Schulwahl

Zeit der Diskussion anonym an den Schulen
angebracht wurden.







