Kinderärzte gesucht
Elisabeth Affani
Bad Driburg / Kreis Höxter. „Kinderärzte weisen kranke Kinder ab“ und „Kinderärzte verzweifelt gesucht“ lauteten kürzlich Überschriften in der Lokalpresse. Eine Mutter muss mit ihrer zweijährigen Tochter nach Höxter zum Kinderarzt fahren, weil sie in Bad Driburg keinen Termin bekommt. Sie suchte und fand einen Hausarzt in Brakel, denn auch dabei hatte sie hier im Ort kein Glück. „Mich nimmt in Driburg keiner auf“, sagt sie selbst. Gerade hat sie in Paderborn das zweite Kind geboren und macht sich erneut Sorgen.
Eine andere Mutter spricht begeistert vom Bad Driburger Kinderarzt und seiner Frau. Da sie mit ihrem fünfjährigen Sohn zu den Stammpatienten gehört, bekommt sie zeitnah einen Termin. Sie hörte jedoch, dass die Praxis „bis oben hin voll“ ist und manche Driburger keinen Termin bekommen, selbst als Privatpatienten nicht.
Wohnen die Familien am falschen Ort? Suchen sie nicht ausdauernd genug? Geben sie schon nach dem ersten Telefonat, der ersten Absage auf? Kennen sie die zentrale Notrufnummer 116117? Kennen sie die Online-Hilfe der Kassenärztlichen Vereinigung nicht? Wissen sie, dass sie keine Überweisung eines Hausarztes benötigen? Haben sie einen festen Termin nicht wahrgenommen, sich nicht entschuldigt und werden daher abgelehnt?
Oft kommen Eltern in Kliniken und Ambulanzen, zu ohnehin überbelasteten Ärzten. Natürlich kann der Hausarzt in der Not weiterhelfen, aber er ist eben in der Regel kein Kinderarzt.
Im Dezember 2024 gab es laut Westfälischem Ärzteblatt wieder viele Facharztanerkennungen m/w im Bezirk Westfalen-Lippe, darunter 10 Kinder- und Jugendmediziner.
Wohin gehen sie? Wählen sie größere Städte, attraktivere Regionen mit interessanterem Kulturleben? Lassen sie sich nieder, allein oder in einer Praxisgemeinschaft? Ziehen sie eine Klinik vor? Gehen sie ins Ausland?
Vier der zehn Namen weisen auf einen Migrationshintergrund hin.
Die Kassenärztliche Vereinigung KVWL gibt an, dass der Versorgungsgrad im Kreis Höxter bei 71,4 Prozent liegt. Also ist unser Kreis unterversorgt. Dennoch kann ein Kinderarzt sich hier nicht einfach niederlassen, denn wenn einige Kreise im KV-Bezirk Westfalen-Lippe überversorgt sind, wird ein Durchschnittswert ermittelt und die Niederlassung notfalls gesperrt. Darunter leidet auch der Kreis Höxter, in dem die Sperre ebenfalls gilt.
Eine ehemalige Kinderärztin wundert sich nicht über den Mangel. Sie hat andere Zeiten kennengelernt, mit weniger Vergütung und weniger Wertschätzung. Neben der Behandlung von Kindern musste sie am allgemeinen ärztlichen Notdienst teilnehmen, an Werktagen, Sonntagen und Feiertagen. Außerdem hatte sie auch noch eine eigene Familie zu versorgen, die oft zu kurz kam, ganz abgesehen von ihren eigenen Bedürfnissen. Die Vergütung ist besser geworden, die Notdienste sind inzwischen geregelt, sagt sie, aber die Kinderärzte müssen erst nachwachsen. Und sie müssen Lust haben, aufs Land zu gehen.