Mathematikunterricht in der Kritik
Elisabeth Affani
Bad Driburg/Paderborn. „Also lautet ein Beschluss: / dass der Mensch was lernen muss“, heißt es bei Wilhelm Busch. Max und Moritz haben da ihre eigene Ansicht.
Über dem Was und Wie gehen die Meinungen auch bei uns auseinander.
Wenn jedoch ein Universitätslehrer beißende Kritik an den Schulen, den Lehrenden und Lernenden und der Bildungspolitik übt, darf man aufhorchen.
An der Paderborner Universität lehrte ab 1972 die Germanistin Gertrud Höhler, die sich in der Lokalpresse über Lehrer echauffierte, die lässig in Jeans auf der Kathederkante säßen. Youtube und „soziale Medien“ gab es noch nicht, ein Shitstorm blieb aus.
Seit einiger Zeit erregt ein Mathematikprofessor der Paderborner Universität mit seiner öffentlichen Kritik auf einem als privat bezeichneten Kanal Aufsehen bei universitär Lehrenden und Studierenden. Bernhard Krötz schildert dort die moderne Didaktik als „Gebilde letzter Verblödungskraft“ und eine Form von „Bullshit science“. Er kritisiert die Ausbildung junger MathematiklehrerInnen, die sich mit „sprachsensiblem“ Unterricht befassen müssten. Alberner gehe es kaum. Er spottet über das Genderdeutsch und „albernes Grafikdesign“ in wissenschaftlichen Publikationen.
In einer didaktischen Forschungsarbeit vermisst er das Erscheinen von Räuber Hotzenplotz. Er sieht „toxische Bildungsideologien“ an Gymnasien wirken. Das deutsche Abitur habe dramatisch an Wert verloren, in der Folge gelte das auch für naturwissenschaftliche Studiengänge.
„Früher, wo alles besser war, hätte das jeder bessere Hauptschüler gekonnt.“
Der Mathematikprofessor kritisiert Schulbücher, in denen er binomische Formeln verhunzt sieht. Am Beispiel einer englischen Sekundarschule zeigt er auf, dass lehrerzentrierter Unterricht mit dem Fokus auf Aufmerksamkeit und Disziplin herausragende Leistungen der Lernenden bewirke. Sogar in Marokko und Gabun seien Abiturienten besser auf ein Mathematikstudium vorbereitet als in Deutschland.
Er mokiert sich darüber, dass man in Deutschland alles besser zu wissen und zu machen glaube. Er amüsiert sich über eine Fortbildung mit dem Thema „Mathematik mit Pupskraft“.
Lehrkräfte für Mathematik, von der Grundschule bis zur gymnasialen Oberstufe, müssen sich vorwerfen lassen, „mathematische Analphabeten“ zu erziehen.
Kürzlich wurde publik, dass er in einer E-Mail an Studierende eine zu schwach besuchte Lehrveranstaltung absagte und dabei auf das Kinderlied mit dem N-Wort hinwies. Damit provozierte er laut der Plattform news4teachers einen Rassismus-Eklat. Auf den Protest von Studierenden und des AStA reagierte die Universitätsleitung mit der Feststellung, es handele sich nicht um strafrechtlich relevante Aussagen. An der Universität Paderborn dulde man keine Formen von Rassismus und Intoleranz oder andere Formen von Diskriminierung und Gewalt.
Prof. Gertrud Höhler stand einst in der Kritik, als sie einem sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Büroräume vermietete. Sie und auch der Mathematikprofessor Bernhard Krötz publizierten in einem Presseorgan der „Neuen Rechten“.
Titelbild: Lehrer Lämpel aus Max und Moritz