Den Wolken ein Stück näher – 120 Jahre Kaiser-Karls-Turm

Doris Dietrich

Bad Driburg. Der Kaiser-Karls-Turm ist eine viel besuchte Sehenswürdigkeit im Eggegebirge. Viele Wanderer, Touristen und Einheimische steigen die 82 Stufen der Wendeltreppe hinauf, um von dort oben bei gutem Wetter eine beeindruckende Fernsicht zu genießen. Jahr für Jahr begeistert ein atemberaubender Blick auf Bad Driburg und die weite Umgebung zahlreiche Besucher.

Blick vom Kaiser-Karls-Turm

Karl der Große hatte Ende des 8. Jahrhunderts die sächsische Fluchtburg an dieser strategisch so wertvollen Stelle erobert. Bei seinen Eroberungszügen zwang er die Besiegten zum Bekenntnis zum Christentum.

Bereits 1872 wurde der Driburger Kaiser-Karls-Verein gegründet. Sein Ziel war es, auf der Iburg ein Denkmal für Karl den Großen zu errichten. 1899 löste sich der Verein wegen fehlender finanzieller Mittel auf.

1898 wurde der Driburger Verschönerungs- und Verkehrsverein (seit 1932 Heimatverein Bad Driburg e.V. Abteilung des Eggegebirgsvereins) gegründet, der den Bau eines massiven Aussichtsturms auf dem Iburg-Kegel vorantrieb. 1901 begannen die Ausgrabungen auf der Iburg und weckten das Interesse an diesem Gebiet. Auf der Generalversammlung am 2. Januar 1902 beschloss der Verschönerungsverein, den Bau des Kaiser-Karls-Turms in die Wege zu leiten.

Die Grundsteinlegung fand am 9. August 1903 statt. Im Anschluss an diese feierte der Verschönerungs- und Verkehrsverein ein Waldfest auf der Iburg. Baurat Herzig aus Hildesheim stellte den Bauplan zur Verfügung. Die Stadtverwaltung unterstützte das Projekt mit der unentgeltlichen Bereitstellung von Sandsteinen aus dem nahegelegenen Steinbruch Hausheide. Die Fertigstellung schritt zügig voran, obwohl Maurermeister Wiegand erhebliche Schwierigkeiten beim Bau zu bewältigen hatte. Am 5. und 6. Juni 1904 war es endlich soweit. Eine große Besucherschar von rund 1000 Teilnehmern feierte die Einweihung des Turms. Viele Ehrengäste, Mitglieder der benachbarten Abteilungen des Eggegebirgsvereins und Bewohner der Stadt Driburg waren gekommen. Der Festredner, Landgerichtsrat Otto Schmidt, betonte, dass der Wanderer hinausblicken könne „über grüne Wälder, die prangenden Wiesen, die blitzenden Buchen, die bunten Dächer und die emporragenden Kirchtürme“. Zum Programm der Einweihung gehörten ein Festessen in der Schützenhalle, der Festzug zur Iburg, ein Waldkonzert, die Festansprache sowie Abendunterhaltung in der Schützenhalle. Der neue Aussichtsturm erfreute sich großer Beliebtheit, sodass schon im Jahr 1904 fast 900 Besucher hinaufstiegen.

Im Laufe der 100 Jahre hatten Witterungseinflüsse tiefe Spuren im Mauerwerk des Kaiser-Karls-Turmes hinterlassen. Auf dem Sims des eckigen Turmteils wuchsen kleine Baumschösslinge, die bereits zur Lockerung einiger Sandsteine geführt hatten. Es bestand die Gefahr des Abbrechens. Die Eingangstür war in einem desolaten Zustand. So beschloss der Vorstand des Heimatvereins Bad Driburg im Jahr 2004 den Turm zum 100. Geburtstag instandzusetzen.  Nach Gesprächen mit dem Bürgermeister Karl-Heinz Menne und Herrn Tewes vom Bau- und Planungsamt beauftragte der Heimatverein eine ortsansässige Firma mit der Renovierung. Für die Bad Driburger Bürger zeigte sich beim Blick zur Iburg ein ungewöhnliches Bild, denn der Turm musste für einige Wochen mit einer Plastikfolie à la Christo verhüllt werden. Auf den Zinnen der Aussichtsplattform befestigten einige Vorstandsmitglieder sieben Messingtafeln. (z. B. Desenberg, Solling, Köterberg, Pömbsen und Weserbergland) Diese helfen dem Besucher sich in der Ferne zu orientieren. Die über der Eingangstür eingelassene Bronzetafel wurde intensiv gesäubert, sodass das Bildnis Karls des Großen und die angebrachte Inschrift wieder deutlich erkennbar sind.

„Alter Hain, aus dessen Wipfeln
Einst die Irminsäule ragte,
die zum Schmerz und Schreck der Sachsen
König Karl zu brennen wagte.“

Zeilen aus dem Versepos „Dreizehnlinden“ von Friedrich Wilhelm Weber (1887)


Zum 100. Geburtstag erstrahlte der Kaiser-Karls-Turms in neuem Glanz. Es fand ein großes Fest mit einer Sternwanderung und einer Feierstunde an der Iburg statt. Viele Gäste, Wanderfreunde und Bad Driburger folgten der Einladung des Heimatvereins. Die Stadtkapelle umrahmte die Feierlichkeiten.

Im nächsten Jahr steht ein weiteres Jubiläum vor der Tür. Das Ausflugslokal „Sachsenklause“ feiert ihr 100-jähriges Bestehen.

Ein besonderer Dank geht an Renate Mügge, der Vorsitzenden des Heimatvereins Bad Driburg e.V. und an Hubert Meiners für die bereitgestellten Informationen und Fotos.

Renate Mügge als Vorsitzende des Heimatvereins Bad Driburg vor dem Kaiser-Karls-Turm im August 2023
Renovierung des Turms im Jahr 2004
Quelle: Heimatverein Bad Driburg

Impressionen vom Kaiser-Karls-Turm

Titelbild: Kaiser-Karls-Turm mit Sachsenklause aufgenommen nach 1925

Quelle: Archiv Meiners.               Retuschiert: Alexander Bieseke