40 Jahre Asylkreis in Bad Driburg

Doris Dietrich

Bad Driburg. Am Sonntag, dem 10. September kamen Menschen verschiedener Religionen in die Südstadtkirche, um einen besonderen Geburtstag zu begehen. Im September 1983 wurde der Asylkreis in Bad Driburg gegründet. Damals brach eine iranische Mutter zusammen, als sie und ihr Mann erfuhren, dass sie wahrscheinlich abgeschoben werden. Diese Begebenheit nahm Bilinda Jungblut zum Anlass, der Arbeit rund um das Thema Asyl Struktur zu geben. Seit dem ersten Tag setzt sie sich als Vorsitzende des Asylkreises für viele Geflüchtete ein. Sie und ihre Mitstreiter haben in den vergangenen Jahren vielen Menschen beim Einleben in unser Gesellschaft geholfen.

Grund genug, den 40. Geburtstag in der festlich geschmückten Kirche „Zum verklärten Christus“ in Bad Driburg zu feiern. Menschen unterschiedlichen Glaubens kamen zum interreligiösen Gottesdienst zusammen. Anna-Maria Köhler und Fatema Allkhatib begrüßten die Gäste herzlich am Eingang. Bilinda Jungblut betonte, dass ihr die Arbeit mit den Geflüchteten immer sehr am Herzen liegt. Die Fürbitten spiegelten die Vielfalt der Religionen wider. So sprachen Anna-Maria Köhler, Fatema Allkhatib, Walter Greiten, Ahmed Elshahawy und Mustafa Bezmawi. In der dritten Fürbitte heißt es: „Wir bitten für alle Bewohner Bad Driburgs –  für die hier Geborenen und Zugewanderten. Barmherziger Gott, stärke die guten Anlagen in uns allen, damit wir respektvoll, freundlich und hilfsbereit miteinander umgehen… Hilf uns miteinander und voneinander zu lernen, damit wir immer mehr eine geschwisterliche Gemeinschaft werden.“

Die Kirche „Zum verklärten Christus“ lud alle Besucher ein
Das Ensemble „Crescendo“ sorgte für die musikalische Begleitung von links: Bernd Krzewitza (E-Piano), Martin Blumenthal (Gesang), Beatrix Hesse (Klarinette), Bärbel Rieckmann (Altflöte), Barbara Wittrock (Querflöte), Monika Beckmeier-Velder (Querflöte)
Bilinda Jungblut als Vorsitzende des Asylkreises während des interreligiösen Gottesdienstes

Die Besucher des Gottesdienstes wurden musikalisch vom Ensemble „Crescendo“ begleitet. Dazu gehörten Monika Beckmeier-Vedder (Querflöte), Beatrix Hesse (Klarinette), Bärbel Rieckmann (Altflöte), Barbara Wittrock (Querflöte), Martin Blumenthal (Gesang) und Bernd Krzewitza (E-Piano).

Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein festlicher Empfang im Pfarrsaal statt. In ihrer Rede erinnerte Bilinda Jungblut an die vielen Jahre der Arbeit unter schwierigen Bedingungen.: „Seit 1983 arbeiteten wir kontinuierlich mit wechselnden Mitarbeitern. Große Dankbarkeit und Herzlichkeit ist uns von den Geflüchteten entgegengebracht worden. Ich danke allen, die uns in der täglichen Arbeit unterstützen. Die Mitglieder sind heute Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Dazu gehört die Begleitung zu Behörden oder Ärzten. Wir helfen den Geflüchteten bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche. Heute leben in Bad Driburg 50 syrische Familien. 80 % besitzen bereits die deutsche Staatsbürgerschaft.“

Grußworte überbrachte der stellvertretende Landrat Werner Dürdoth und überreichte die Urkunde zum Jubiläum. Detlef Gehle als stellvertretender Bürgermeister erinnerte in seiner Rede an die vielen Probleme in der Welt, auf die Antworten gesucht werden. Ein Erlebnis schilderte er anschaulich. Während seines Aufenthaltes in Istanbul Ende August sah er eine junge Flüchtlingsfrau mit ihrem Kleinkind, die auf dem Bürgersteig saß. Sie suchte im Mülleimer nach Essensresten. „Ich gab ihr Geld, schaute sie kurz an und ging betroffen weiter“, so Detlef Gehle. Vikar Peter Lauschus und Miguel Pereira Lima vom Jugendtreff gratulierten ebenso. Frederike Wieneke von der evangelischen Kirchengemeinde Bad Driburg weilte ebenfalls unter den Gästen.

Emotional wurde es, als einige Geflüchtete ihre selbst verfassten Gedichte und Texte vortrugen. Die 40-jährige Fatema Allkhatib aus Syrien rezitierte Gedichte, die von ihren Gefühlen und Sorgen erzählten. Inzwischen ist die engagierte junge Frau deutsche Staatsbürgerin und absolviert eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin in Warburg/Rimbeck. Mustafa (18) erzählte in seiner Geschichte davon, dass er 2019 aus Syrien nach Deutschland kam. Er musste lange warten, bis er seinen Vater nach vier Jahren endlich wiedersehen konnte. „Ich bin dankbar dafür, hier in Deutschland leben zu dürfen“, so Mustafa.

Jeder Gast erhielt am Ende zur Erinnerung ein Säckchen mit dem Leitspruch „Ihr seid das Salz der Erde“. 

Anna-Maria Köhler und Fatema Allkhatib begrüßten die Besucher am Eingang
Werner Dürdoth als stellvertretender Landrat überreicht die Urkunde zum Jubiläum
Detlef Gehle als stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bad Driburg überbringt Grußworte
Fatema Allkhatib trägt eigene Gedichte vor. Daneben Bilinda Jungblut
Die Gäste freuten sich über die nette Geste

Titelbild: Fürbitten wurden verlesen von links: Walter Greiten, Ahmed Elshahawy, Anna-Maria Köhler, Mustafa Bezmawi, Fatema Allkhatib und Bilinda Jungblut


Infobox

Zum Vorstand des Vereins „Asylkreis“ gehören: Bilinda Jungblut als Vorsitzende, Bernarda Hülsmann als stellvertretende Vorsitzende, Walter Greiten als Kassenprüfer und Rainer Linnemann als Schriftführer.

2021 wurde der Asylkreis mit dem Integrationspreis des Kreises Höxter ausgezeichnet. „Die Menschen in Not sind unsere Brüder“, sagte Bilinda Jungblut damals.

Zwei Veranstaltungen gab in den letzten Wochen im Rahmen des Asylkreis-Jubiläums. Am Dienstag, dem 26. September, findet um 19.30 Uhr der letzte Vortrag mit dem Titel „Der Fremde in mir“ von Professor Ullrich Auffenberg im Pfarrzentrum statt. Zur kostenfreien Veranstaltung sind alle Interessierten willkommen.