Bezirksausschuss Neuenheerse tagte

Ausschuss einstimmig für den Erhalt des Stausees

Tobias Kröger

Neuenheerse. Der Bezirksausschuss Neuenheerse hatte am Dienstag, den 29. August 2023 zur neunten Sitzung um 18:30 Uhr in die Nethehalle geladen. Der Einladung folgten knapp 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger. Auf der Tagesordnung standen unter anderen die Themen „Vorstellung der Machbarkeitsstudie Stausee Neuenheerse“, „Schlammreduktion im Stausee Neuenheerse“, „Notwendige Arbeiten am Überlaufswehr des Stausees“, der „Zeltplatz Neuenheerse“ und der Bau eines Callisthenics Parks am Stausee. Bezirksausschussvorsitzender Thomas Arens eröffnete die Versammlung.

M. Eng. Anja Siekmann während des Vortrages
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Vom Planungsbüro UIH Planungsbüro Landschaftsarchitekten Figura-Schackers PartGmbB waren die Referenten M. Eng. Anja Siekmann und Dipl.-Ing. Bernd Schackers anwesend. Es folgte eine Präsentation der „Machtbarkeitsstudie zur Umgestaltung des Nethestausees. Vorab erläuterte Schackers, dass der Schwerpunkt der Studie auf Wasserwirtschaft, Ökologie und Naturschutz läge. Das Ergebnis stelle nicht zwangsläufig die beste Lösung dar. Weitere Aspekte wie z.B. Naherholung, Löschwasserreserve und wirtschaftliche Machbarkeit seien bzgl. zukünftiger Überlegungen einzubeziehen, so die einleitenden Worte vor Beginn der Präsentation. Folgende Punkte wurden anschließend vorgestellt und erläutert.

Dazu gab es vorab ein paar Daten zum Stausee. Der Planungsraum umfasst die 700 m Gewässerstrecke einschließlich des Dammkörpers sowie 100 m Gewässerstrecke ober – und unterwasserseitig. Zuerst wurde der aktuelle Bestand Oberwasser besprochen und danach der aktuelle Bestand Unterwasser mit einigen Erklärungen. Es folgten die technischen Daten zum Stausee der 1975 als Anlage zur Freizeit- und Erholungsnutzung gebaut wurde. Die Länge des See wurde mit 468 m angegeben und die durchschnittliche Breite mit 80 m. Die durchschnittliche Tiefe wurde mit 3,15 m angegeben. Der Dauerstau beträgt 3,57 ha und das Volumen 95.000 m³. Der Dammkörper hat eine Länge von 112 m und eine Breite von 48 m, die Kronenbreite beträgt 3,8 m. Der Grundablass liegt bei 7,95 m.

Nach den technischen Daten wurde der Bestand der Fauna besprochen. Hier ging man auch auf das Thema Bieber am Stausee ein, was aber ohne weitere Sichtungen und Hinweise schnell besprochen war.

Bei demThema Sediment- Schlammauflage im Stausee, sei bei einer ersten orientierenden Erkundung mit einer Auflage von 2,1 m zu rechnen. Das würde bei der Größe des Sees ein Volumen von 71.400 m³ betragen. Als auffällig ergab sich eine Belastung mit Zink, das unter anderem durch die Dachrinnen aus Zink über Jahre in den See gelangte. Die Belastung überschreite deutlich die Vorsorgewerte nach Bundesbodenschutzverordnung. Der organische Anteil der entnommenen Proben lag bei 11 % im Durchschnitt. Je nach Lage im See auch teilweise bei 20 %.

Eine vertiefte Überprüfung wurd durch das Unternehmen Sönnichsen & Weinert im Jahr 2020 durchgeführt. Hier lag das Augenmerk auf der detaillierten Prüfung und Bewertung des Zustandes technischer Bauwerke im Bereich des Stausees. Grundlage für Kostenermittlung wurden überschläglich geschätzte Bau – und Unterhaltungskosten für einen Zeitraum von etwa 30 Jahren für die Planung angenommen.

Es folgten Stellungnahmen vom Angelsportverein Neuenheerse, der Feuerwehr Bad Driburg, Bezirskbrandmeisterei, Kreisbrandmeisterei und dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Alle sprachen sich für einen Erhalt des Stausees aus und betonten die Wichtigkeit unter anderem als Löschwasserreserve für den Bereich Eggegebirge Torfbruch.

Zur Halbzeit der Vorstellung der Machbarkeitsstudie übernahm Siekmann das Mikrofon und führte die Anwesenden weiter durch die Präsentation. Folgende Möglichkeiten wurden besprochen:

Erhalt der Bestandsituation, Ertüchtigung des Stausees mittels Sedimententnahme (Schwimmtechnik), Ertüchtigung des Stausees mittels biotechnischer Sedimentreduktion und die Verlegung der Nethe in den Nebenschluss und Aufgabe des Stausees mit Neugestaltung Netheaue einschl. Sedimententnahme.

Alle Möglichkeiten wurden mittels Folie und Zeichnungen besprochen und erklärt. Sollte z.B. die Nethe in einen Nebenschluss verlegt werden so würde dieser am Rande des Bollberges entstehen. Es müssten dann 450 m Wasserbausteine verbaut und der Stausee von 3,57 ha auf 2,88 ha reduziert werden. Mit dieser Maßnahme würde der Sedimenteintrag in den Stausee deutlich verringert werden.  Auch das Ausbaggern und die Sedimentreduktion wurden besprochen. Als letztes wurde dann die Aufgabe des Stausees auf der Folie vorgestellt. So würde die Nethe wieder in das alte Bachbett kommen und zwei Löschwasserteiche würde angelegt. Die Stillgewässer hätte dann eine Größe von 0,9 ha.

Am Ende der Vorstellung wurden die einzelnen Kosten zu den jeweiligen Maßnahmen genannt. Der Zeitraum von 30 Jahren wurde hier zu Grunde gelegt.

Für viele erstmal eine große Überraschung hatten einige nicht mit so hohen Kosten gerechnet. Das beste Ergebnis war die Aufgabe “Nethestausee und Neugestaltung Netheaue”. Bei diesem Ergebnis lag der Schwerpunkt jedoch wie beschrieben auf Wasserwirtschaft, Ökologie und Naturschutz. Bei der Abstimmung entschied sich der Bezirksausschuss Einstimmig für den Erhalt des Stausees Neuenheerse und gibt somit eine Empfehlung an die Stad Driburg für den nächste Ausschusssitzung mit auf den Weg. Thomas Arens betonte nochmal als Bezirksausschussvorsitzender wie wichtig der Stausee Neuenheerse als Naherholung für das gesamte Stadtgebiet sei.

Ein Vertretet der Firma OASE stellte anhand von Folien eine Gewässertherapie vor. Bei den jetzigen 71.400 m³ Schlamm, wächst diese Schicht rechnerisch um 42 mm (54 mm) pro Jahr. Das würde bedeuten es kämen pro Jahr 1.500 m³ Schlamm hinzu. Der meiste Schlamm habe sich laut OASE im Bereich Eingang Stausee und am Stauwehr angesammelt.  Das Verfahren SchlixX Plus wurde erklärt und vorgestellt. Mit diesem umweltfreundlichen Verfahren könne man eine Schlammreduzierung erreichen und somit 25 bis 50 % erreichen. Durch Sauerstoff würde der organische Teil zersetzt. Damit könne der Stausee um 0,5 Meter an Tiefe gewinnen. Am Ende würde bei einer Ausbaggerung weniger Schlamm anfallen, eine mögliche Lösung, den Stausee erstmal zu entlasten.

Instandsetzung Stausee

Für den Stausee verantwortlich sind seitens der Stadt als Betriebsleiter Thomas Sonntag, Stauwärter Markus Knoke und Andreas Rehermann. Der Stausee gehört der Stadt Bad Driburg und unterliegt der Aufsicht der Bezirksregierung Detmold. Der Stausee ist gemäß DIN 19700 Teil 11 als Talsperre Klasse 2 klassifiziert, da die Höhe des Absperrbauwerks 15 Meter und die Gesamtstauraum 1.000.000 m³ unterschreitet. Am Stauwerk selbst sind einige Rennovierungs- und Instandsetzungsarbeiten notwendig. Unter anderem müssen einige Schäden am Beton beseitigt werden. Auch Rost muss entfernt und einige kleine Arbeiten ausgeführt werden. Damit die Staumauer vor Baumstämmen und Treibgut geschützt ist, soll eine Art Schutz in Form eines Schildes installiert werden. Somit würden Bäume an den Rand gespült und könnten besser beseitigt werden. Gleichzeitig fallen diese nicht in den Mönchsüberlauf, wo Sie zu Schäden und Verstopfungen führen können.

Die Fahrplan zur Behebung der Mängel wurde wie folgt empfohlen: Impfung Stausee im Frühjahr 2024 und 2025. Ablassen des Sees im Herbst 2025 Instandsetzung Herbst 2025 bis Frühjahr 2026. Beim Ablassen müsse besonders darauf geachtet werden, dass der Schlamm im Stausee verbleibt. Somit wird der See wohl über eine Art Siphon abgelassen werden. Dieses müsste dann von Tauchern am Ablass im See installiert werden.


Aufnahmen während der Teilablassung des Stausees im Jahr 2000. Fotos: H. Ostermann