IG BAU fordert „Booster für den Neubau“
Bad Driburg / Kreis Höxter. „In Bad Driburg lässt es sich gut leben!“, heißt es auf der Internet-Seite der Stadt Bad Driburg. Lässt sich hier auch gut wohnen?
Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Programmen, Projekten, Planungen, Förderrichtlinien und weiteren Anstrengungen der Stadt sowie privater Investoren, um jungen und älteren BürgerInnen Angebote zu machen. Nicht nur Neubauten, sondern auch die Nutzung und Sanierung von Altbauten einschließlich leerstehender Wohnungen hat die Stadt im Blick.
Anfang Mai hatte die Stadt einem privaten Investor, der 23 Mietwohnungen mit öffentlicher Förderung errichten will, eine Bedarfsbestätigung ausgestellt. Sie bezieht sich auf eine Wohnbedarfsprognose aus dem Jahr 2021. Demnach fehlen in Bad Driburg Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, besonders solche für einkommensschwache Haushalte.
Laut Grundstücksmarktbericht 2023 verzeichnet Bad Driburg den höchsten Bodenrichtwert für beitragsfreies Wohnbauland. Mit 195 Euro pro Quadratmeter liegt dieser Preis jedoch noch weit unter den Preisen etwa in Paderborn. Das macht Wohnen in Bad Driburg attraktiv.
Allerdings machen die aktuellen Probleme auf dem Heizungsmarkt, steigende Zinsen und Lieferschwierigkeiten bei Handwerkern und Firmen es Bauwilligen zur Zeit nicht leicht.
Die IG BAU, die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, untersuchte das Wohnungsangebot im Kreis Höxter und stellt die Fakten dar:
„Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Höxter insgesamt 399 Wohnungen neu gebaut – darunter 250 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das sind 175 Wohnungen mehr als im Vorjahr. Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihen- und Mehrfamilienhäuser: Insgesamt investierten die Bauherren im vergangenen Jahr im Kreis Höxter rund 80,1 Millionen Euro für den Wohnungsneubau.“ Die IG beruft sich auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Ihre Vorsitzende Sabine Katzsche-Döring warnt vor einem Abwärtstrend. „Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau.“ Die Kaufpreise beim Neubau seien längst „aus den Fugen geraten“ und die Mieten „klettern enorm nach oben“, vor allem bei neu gebauten Wohnungen.
Sie fordert einen „Booster für den Neubau“. Vor allem müssten die Wohnungen zur Lohntüte der Menschen passen. Es komme darauf an, bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen.
Katzsche-Döring appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein „massives Aufstocken der Fördergelder“ stark zu machen. Auch das Land Nordrhein-Westfalen sei mehr gefordert. Es müsse ein Sondervermögen für den sozialen Wohnungsbau geben und zusätzliche Gelder für den Neubau bezahlbarer Wohnungen. Davon könne der Kreis Höxter auch profitieren. Außerdem drängt die IG BAU auf ein „schlankeres Baugesetzbuch“. „Es geht um das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet.“
Infobox
Die Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) steht in der Kritik, weil sie den im Koalitionsvertrag angestrebten Neubau von 400.000 Wohnungen, darunter 100.000 Sozialwohnungen, nicht erreicht hat. Es wurden nur knapp 300.000 Wohnungen fertiggestellt. Geywitz hat die Neubauförderung trotzdem gekürzt, weil sie stattdessen den sozialen Wohnungsbau fördern und die geplante Umstellung der Heizungssysteme bei Neubauten sozialverträglich gestalten will.
Wohnungen für Azubis und Studenten sollen entstehen, junge Familien mit geringem Einkommen sollen preiswerte Immobilienkredite bekommen.
Auch eine Wohngemeinnützigkeit wird in der Koalition diskutiert, damit bezahlbare Wohnungen mit dauerhafter Sozialbindung statt Luxusappartments entstehen. Unternehmen könnten dann mit staatlicher Förderung Betriebswohnungen errichten und zu einem geringeren Preis vermieten.
Der DGB, der Deutsche Gewerkschaftsbund, fordert mehr Aktivität beim Bau von Sozialwohnungen, mehr Unterstützung kommunaler Wohnungsbauunternehmen bei ihren Bauvorhaben und mehr Bauten und Investitionen der BImA, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Kommunen sollten ein preislimitiertes Vorkaufsrecht für Baugrundstücke erhalten, damit sie die Stadt- und Gemeindeentwicklung besser gestalten können.
Auch der DGB hält die Gemeinnützigkeit für ein geeignetes Mittel, die zu hohen Renditeerwartungen und den Renditedruck zu verringern.