Nationalpark Egge – Buchen- oder Blätterwald?

Stellungnahme der ÖDP zum Thema Nationalpark Egge

Kaum war das Halali zur Suche nach einem 2. Nationalpark in NRW aus dem nordrhein-westfälischen Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr erklungen, schon rauschte es heftig im Blätterwald rund um das heimische Eggegebirge. Merkwürdig: es waren fast nur Gegner des Projekts und Bedenkenträger, die die Emotionen hochkochen ließen.

Sachfremd war dieser Sturm der Entrüstung schon deshalb, weil zwei wesentliche Voraussetzungen für eine Ausweisung eines Nationalparks und – in der Folge – für eine sachgerechte Diskussion über dieses Projekt noch fehlen.

1. Es steht noch gar nicht fest, welche Waldgebiete er umfassen soll. Man kann aber davon ausgehen: es wird sich überwiegend um Staats- und öffentlichen Wald handeln. Also brauchen sich die Privatwaldbesitzer eigentlich keine Sorgen um Nutzungseinschränkungen für ihre Wälder zu machen.

2. Wie das angekündigte Beteiligungsverfahren aussieht, ist noch nicht bekannt. Hier hält es die ÖDP für wichtig, die betroffenen Akteure einzubinden, d.h. die Kommunen, Kreise und Verbände.

Bei der ganzen Aufregung um das Thema sollte es jedem Teilnehmer an der Diskussion klar sein, dass …

1. der Anteil der Fläche, die in Deutschland als Nationalpark ausgewiesen ist, im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich ist.

2. es Hauptziel eines Nationalparks ist, die Biodiversität zu fördern und die Intaktheit besonderer Naturräume zu sichern. Ihr Ziel ist also Umweltschutz, nicht monetärer Nutzen.

Wenn bestimmte Interessenvertreter die Biodiversität dieser Region über den grünen Klee loben oder damit argumentieren, dass die Ausweisung eines Nationalparks erhebliche wirtschaftliche Nachteile mit sich bringe oder gar, dass Flächen mit Totholz den Klimawandel fördern, übersehen sie Entscheidendes.

1. Zur Biodiversität

Der Autor (Martin Blumenthal vom Kreisverband Höxter-Lippe der ÖDP – Anm.d.Red) dieser Zeilen erinnert sich, dass an den Seitenstreifen der Wege und Landstraßen unserer Region im Frühjahr/Frühsommer noch mehrere Arten von wilden Orchideen wuchsen, als er vor über 30 Jahren hierhin zog. Davon ist heute nichts mehr übriggeblieben. Und: zwar erfreut es jeden  Autofahrer, besonders die ganz geschwinden, dass im Sommer die Windschutzscheibe des Autos nicht mehr von Fliegen-, Mücken- und Schmetterlingsleichen undurchsichtig wird – aber auch das ist ein Zeichen des Artensterbens!

2. Zu wirtschaftlichen Nachteilen

In der Tat sind die Gebiete, die als Nationalpark ausgewiesen werden, wirtschaftlich weniger rentabel als andere Wälder. Jedoch sind es lediglich staatliche oder öffentliche Wälder, aus denen weniger Holz entnommen oder in denen der Zugang mehr als bisher eingeschränkt würde.

Andererseits zeigt das Beispiel anderer Nationalparks, dass hinsichtlich des Tourismus durchaus positive Effekte für die jeweilige Region beobachtet werden können. Durch die Errichtung eines Nationalparks wird die Gesamtmenge an zur wirtschaftlichen Nutzung verfügbaren Holz nicht in großem Umfang eingeschränkt. Und was den Holzbedarf in Deutschland betrifft: schon jetzt wird Holz aus dem Ausland importiert!

3. Zu: Totholz begünstigt den Klimawandel

Gewiss gibt Totholz CO2 frei, aber nur langsam. Dadurch entsteht aber Lebensraum für viele vom Aussterben bedrohte Arten. Andererseits: ein Wald mit altem Baumbestand, der nicht nach rein monetären Gesichtspunkten abgeerntet wird, bindet wiederum in sehr viel größerem Umfang CO2 als das Totholz freigibt.

Das Fazit aus dem Dargelegten ist für die ÖDP: wir unterstützen die Einrichtung eines National-parks, wenn er mit der nötigen Rücksicht und unter Beteiligung der wichtigen Akteure stattfindet.

Eine Wirtschaftswald, sei er auch noch so (wirtschaftlich!) nachhaltig, wird die Biodiversität nicht so fördern wie ein Nationalpark.

Jedenfalls wird ein Rauschen des Windes in einem naturbelassenen Buchenwald der Umwelt mehr nützen als ein empörter Sturm der Emotionen im Blätterwald!

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