“Eine räumliche Gesamtkonzeption ist mehr als wünschenswert”
Ein Interview mit dem Bildungsdezernenten Uwe Damer geführt von Tamara Fleischer, Presseamt Bad Driburg
Bad Driburg. Der Hauptstandort der „Schule unter der Iburg“ in Bad Driburg beherbergt rund 500 Grundschülerinnen und Grundschüler in verschiedenen Gebäudeteilen. Seit dem Schuljahr 2018 sind an diesem Standort zwei Grundschulen zusammengelegt worden: die katholische Grundschule und die Gemeinschaftsgrundschule, die beide in städtischer Trägerschaft waren und mit ihren Grundstücken unmittelbar aneinander lagen. Die immer noch bestehende räumliche Trennung der ehemals zwei Schulen soll bald Geschichte sein. Bildungsdezernent Uwe Damer beschreibt die Pläne der Stadt Bad Driburg und warum die bauliche Zusammenlegung so wichtig ist.
Herr Damer, die „Schule unter der Iburg“ unter der Leitung von Marion Oeynhausen besteht am Hauptstandort immer noch räumlich aus zwei verschiedenen Schulen, wie sehen die Pläne der Stadt aus, um diesen Zustand zu beenden?
Uwe Damer: Fraglich ist, ob ein Neubau, Teilneubau oder eine Sanierung der Schule am meisten Sinn machen würde. Um diese Frage beantworten zu können, haben wir bereits vor Monaten eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht. Die Ergebnisse dieser Studie sollen unserem Stadtrat als Entscheidungsgrundlage dienen, um festzulegen, wie wir weiter vorgehen sollen. Diese Studie ist sehr aufwändig und braucht folglich ihre Zeit. Aufgrund einer personellen Neuaufstellung im zuständigen Fachamt, mussten wir die Machbarkeitsstudie in der letzten Bauausschuss-Sitzung noch einmal als Auftrag an einen externen Dritten vergeben, der allerdings auf die guten Vorarbeiten aufbauen kann. Nun kann das beauftragte Unternehmen umgehend mit seiner Arbeit beginnen. Es ist weiterhin vorgesehen, dass sich das Unternehmen auch in der Sitzung des Ausschusses für Schulen, Bildung, Kultur und Sport am 24. Januar 2023 vorstellen wird. Aufgrund der bereits geleisteten, guten Vorarbeit unseres Fachamtes, gehen wir davon aus, dass das Ergebnis der Machbarkeitsstudie in der zweiten Jahreshälfte 2023 vorliegen wird. Auf der Grundlage dieses Ergebnisses wird dann der Stadtrat entscheiden, in welchem Umfang welche Bauarbeiten angestrebt werden.
Bleibt es definitiv beim bestehenden Standort oder ist auch ein Neubau an anderer Stelle in der Stadt denkbar?
Uwe Damer: In einvernehmlicher Abstimmung mit der Schulleitung sind wir der festen Überzeugung, dass die „Schule unter der Iburg“ definitiv an diesem Standort bleiben sollte, denn hier befinden sich in direkter Nähe zwei von der Schule umfangreich genutzte Turnhallen und das ebenfalls gut genutzte Iburg-Stadion mit Kunstrasenplatz und Leichtathletikanlage – eine Infrastruktur, die man anderswo im Stadtgebiet nicht findet.
Welche Probleme ergeben sich durch die momentane bauliche Situation im Schulalltag?
Uwe Damer: Die Akteure vor Ort haben in den letzten Jahren großartige Arbeit geleistet beim „mentalen Zusammenwachsen“ der beiden Schulen – so etwas ist wahrlich nicht selbstverständlich und hat viel mit Identifikation und Teamgeist zu tun! Die immer noch bestehende baulich-räumliche Trennung der ehemaligen Grundschulen ist im Alltag für die Beteiligten immer noch eine große Barriere, da man oftmals um den gesamten Gebäudekomplex außen herumlaufen muss, um einen Raum in einem anderen Gebäudeteil zu erreichen. Alle am Schulleben Beteiligten wissen wie wichtig es ist, dass sich die Kinder unterschiedlicher Klassen begegnen können oder die Lehrerinnen und Lehrer bei Differenzierungsangeboten auf ein entsprechendes Raumangebot zugreifen können. Eine räumliche Gesamtkonzeption ist daher mehr als wünschenswert!
Welche Ziele verfolgt die Stadt Bad Driburg mit dem Umbau bzw. (Teil-) Neubau noch außer der räumlichen Zusammenlegung von ehemals zwei Schulen?
Uwe Damer: Es werden immer mehr Kinder angemeldet, sodass es ein weiteres wichtiges Ziel ist, die Voraussetzungen für eine Sechs-Zügigkeit zu schaffen. Bisher fahren die einzelnen Jahrgänge überwiegend fünf-zügig. Derzeit werden an der „Schule unter der Iburg“ zusammen mit dem Teilstandort in Pömbsen insgesamt 551 Schülerinnen und Schüler beschult. Da die Geburtenzahlen der letzten Jahre natürlich bekannt sind, ist absehbar, dass wir zum Schuljahr 2025/26 voraussichtlich an beiden Standorten zusammen erstmalig die 600er Grenze überschreiten werden. Was wir nicht abschätzen können, ist die weitere Flüchtlingssituation – insbesondere aus der Ukraine. Dass hier sowohl weitere Kitaplätze als auch Möglichkeiten im Grundschul- und auch im weiterführenden Schulbereich geschaffen werden müssen, ist für alle nachvollziehbar.
Dafür braucht man eben nicht nur grundsätzlich einige weitere Klassenräume, sondern der Unterschied ist in Wirklichkeit viel größer: moderner Unterricht ist eben kein Frontalunterricht für große Klassenverbände mehr, sondern hat den Anspruch, Kinder in Klein- oder Differenzierungsgruppen individueller zu fördern. Das braucht aber verschiedene Kleingruppenräume zusätzlich zum eigentlichen Klassenraum. Auch diese zusätzlichen Räume wollen wir schaffen, um somit modernen Unterricht noch besser als bislang zu ermöglichen. Nicht zu vernachlässigen ist auch der auf den Weg gebrachte Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026. Bereits jetzt besuchen 200 Schülerinnen und Schüler unsere offene Ganztagsgrundschule und 86 Kinder unsere Randstundenbetreuung. Wir gehen auch hier von einer erhöhten Nachfrage spätestens ab 2026 aus. Und ein drittes wichtiges Ziel gibt es: die zukünftige Schule muss behinderten-gerecht sein, um die in unserer Schule bereits gelebte Inklusion durch die entsprechenden gebäude-technischen Voraussetzungen weiter zu vereinfachen.
Zusätzlich ergeben sich durch den geplanten Um- oder Neubau natürlich viele Gestaltungsmöglichkeiten, die unser gebildeter „Arbeitskreis Schule“ – bestehend aus Vertretern aller Fraktionen, Verwaltung und Mitarbeitern der „Schule unter der Iburg“ – bereits bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie möglichst berücksichtigen möchte. Mitte Januar 2023 wird dieser Arbeitskreis erneut tagen. Denn bei einem so großen Projekt ist es natürlich wichtig, dass die Entscheider und Beteiligten stets auf dem aktuellen Sachstand sind.
Auch, wenn es sich hierbei um eine gute Investition in die Zukunft des Bildungsstandortes Bad Driburg handeln wird, so muss natürlich der entstehende Kostenrahmen grundsätzlich im Auge behalten werden und jede einzelne Maßnahme der Stadt wohlüberlegt sein. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass die gute und ausgesprochen konstruktive Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Schule bei diesem großen und zukunftsweisenden Projekt zu einem Ergebnis führen wird, dass im Interesse unserer Kinder in Bad Driburg auch zukünftig ein weiterhin attraktives Grundschulangebot vorgehalten wird.
Hallo Uwe,
mein alter Fussballkamerad!
Obwohl ich die Entwicklung der Grundschulszene der letzten Jahre in Bad Driburg nicht verfolgt habe, bin ich positiv überrascht über deine Überlegungen zur möglichen zukünftigen Gestaltung des Unterrichts in der Grundschule “Unter der Iburg” ( sicherlich mit Absprache der Beteiligten)!
Wenn die Neu (Um)- Gestaltung es auch räumlich ermöglichen soll, Kleingruppen -Projekt- und z. B.lerngruppen- und fächerübergreifenden Unterricht zu gestalten, ist dieses sehr zu begrüßen!
Liebe Grüße aus Düsseldorf
Arnd Markus