Wanderausstellung #StolenMemory in Bad Driburg geht noch bis zum 31. August
Doris Dietrich
Seit vergangenen Freitag, dem 12. August ist in der Fußgängerzone in der Langen Straße ein großer Container nicht zu übersehen. In diesem umgebauten Seecontainer befindet sich die Ausstellung, die in ganz Deutschland unterwegs ist. Sie wird von den „Arolsen Archives“ zur Verfügung gestellt. Im Mittelpunkt stehen persönliche Gegenstände ehemaliger KZ-Häftlinge, die sie im Moment ihrer Festnahme bei sich trugen. Zusammen mit Freiwilligen suchen die Arolsen Archives nach den Familien der Verfolgten, um die gestohlenen Erinnerungsstücke zurückzugeben. Die Arolsen Archives sind ein internationales Zentrum mit der weltweit größten Sammlung zu den Opfern und Überlebenden. Sie sind Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes.
Sie lebten unter uns. Sie sollten nicht vergessen werden.
Karl Brinkmöller
Im Frühjahr 1942 wurden auch jüdische Bürger aus Bad Driburg deportiert. Von den verschleppten Kindern, Frauen und Männern kehrte niemand in ihre Heimatstadt zurück. Wie kann man das Erinnern an diese Ereignisse wachhalten? In Bad Driburg wurde überlegt, wie man auch heute dieser Menschen gedenken kann. Es wurde eine Projektgruppe gebildet, um geeignete Veranstaltungen zu organisieren. Zu den Initiatoren gehörten Andreas Amstutz und Burkhard Nickel sowie Karin Rosemann als Stadtheimatpflegerin, Renate Mügge und Dr. Udo Stroop vom Heimatverein und Peter Fabian. Auch die Volkshochschule mit ihrer Leiterin Janine Brigant-Loke sowie Ann Kathrin Hickl sicherten ihre Unterstützung zu. Die Stadtverwaltung schuf die Rahmenbedingungen.
Zur Eröffnung begrüßte Andreas Amstutz viele Bad Driburger Bürger und Gäste. Bürgermeister Burkhard Deppe hob in seiner Rede die Bedeutsamkeit solcher Aktionen hervor. Christiane Weber als Vertreterin von den Arolsen Archives führte in die Ausstellung ein. Sie berichtete von unvergesslichen Momenten, wenn Angehörigen Gegenstände ihrer Familienmitglieder zurückgegeben werden konnten. Schüler der Gesamtschule, der Gymnasium St. Kaspar und St. Xaver stellten ihre Projekte vor und zeigten, wie sie sich mit der Thematik im letzten Schuljahr auseinandergesetzt haben.
Schüler der Gesamtschule verteilten z.B. Karten mit Informationen zum Leben von Ellen Meyer, einer Bad Driburger Jüdin. Die musikalische Umrahmung erfolgte durch das Blasorchester der Gesamtschule mit seinem Leiter Martin Rieckmann.
Bis zum 31. August kann die Ausstellung in der Zeit von 9-18 Uhr besucht werden. Die Initiatoren hoffen auf interessierte Besucher.
Wo ist eigentlich Dein selbstverständliches Stellungnehmen gegen Unrecht
Jenny Aloni
Eine würdige Bereicherung stellte die nachfolgende Lesung im Foyer der Volkshochschule dar. Frank Meier-Barthel stellte Erzählungen der deutsch-israelischen Autorin Jenny Aloni vor. Sie wurde 1917 als Jenny Rosenbaum in Paderborn geboren. Die Familie lebte seit Jahrhunderten in Westfalen und ihre Eltern betrieben ein Warenhaus. Frank Meier-Barthel verstand es sehr eindrucksvoll, den Gästen das Leben von Jenny Aloni nahezubringen. In der Erzählung „Kristall und Schäferhund“ beschreibt Aloni die Zerstörung des elterlichen Hauses in der Pogromnacht 1938.
Herzlichen Dank, liebe Frau Rosemann für Ihre Worte.
Eine wertvolle Erinnerungskultur regt zum Nachdenken ein. An diesem Platz vor 80 Jahren wurde aufmaschiert. Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass gegenüber Minderheiten wuchsen und mündeten in den schrecklichsten Holocaust, den diese Welt je erlebt hat.
Auch der Minderheit der Menschen mit Behinderungen wurde im sogenannten Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten als lebensunwertes Leben ein jähes Ende bereitet.
Umso bedauerlich finde ich es, dass die Ausstellung laut Veranstalter in Bad Arolsen und vor Ort, von vornherein nicht barrierefrei konzipiert wurde.
Das nennt man Ausgrenzung und Diskriminierung. Auch heute 2022 noch.
Liebe Frau Dietrich,
ein sehr guter und informativer Beitrag! Herzlichen Dank dafür! Ich kann nur jedem empfehlen, sich einmal in der Ausstellung mental mit dem Thema “Wegnahme von persönlichem Eigentum” zu beschäftigen.
Diese Ausstellung müssten sich meiner Meinung nach alle Klassen 5 bis 12/13 ansehen. Die Zeit darf nicht vergessen werden, gerade weil es auf der Welt so brodelt.
Wehret den Anfängen, man sollte jede Chance nutzen die Geschichte weiter zu tragen. Nichts ist so wichtig, wie die Demokratie zu schützen.