Zweite Veranstaltung für Solidarität
Bad Driburg. Auch am Montag dieser Woche versammelten sich viele Bad Driburger Bürgerinnen und Bürger am Leonardo-Brunnen, um ihre positive Haltung den Corona-Maßnahmen und der Impfung gegenüber zu zeigen und ihre Solidarität „für Schwache und Pflegende“ zu bekunden.
Die Initiatoren des Bündnisses für Demokratie und Toleranz stellten erfreut fest, dass sich die Zahl der Zuhörerinnen und Zuhörer deutlich erhöht hatte. Die Kundgebung war nicht als Gegendemonstration für die „Spaziergänger“ am Rathaus gedacht, sondern als Alternative. „Respekt, Demokratie, Verantwortung“ hatte eine Teilnehmerin auf ein Plakat geschrieben. Unter diesem Motto konnte man die folgenden Redebeiträge verstehen.
Die Wirtschaftsjuristin Beate Beck, Ratsfrau und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Bad Driburg, appellierte an die Zuhörer, auf Experten zu hören, sich von Verschwörungsmythen nicht blenden zu lassen, dem Narrativ einer Spaltung der Gesellschaft nicht zu folgen. Sie plädierte für die Impfungen, für eine rationale und wissenschaftliche Einstellung ihnen gegenüber, um die Pflegenden, das Gesundheitssystem und alle Mitmenschen zu schützen. Die Corona-Pandemie dürfe nicht von Ideologen für ihre Ziele missbraucht werden. Wer gemeinsam mit Rechten demonstriere, verhelfe antidemokratischen, wissenschaftsfeindlichen und menschenverachtenden Positionen zur Normalität.
Der Politologe Ricardo Blaszczyk hält es für notwendig, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme erheben, wenn die Verschwörungsideologen unsere Demokratie gefährden und die Spaltung erst herbeiführen, die sie dann kritisieren. Solidarität bedeute immer Solidarität mit den Schwachen in unserer Gesellschaft. Egoismus, aus welchem der streitenden Lager auch immer, sei schädlich. Wer gesund und stark sei, müsse Rücksicht auf Schwächere und Gefährdete nehmen. Kritisch ging der Redner mit denjenigen Demonstrierenden um, die die Ängste in der Bevölkerung für ihre Ziele instrumentalisierten.
Die stellvertretende Landrätin Magdalena Volmert zeigte Verständnis für die Sorgen vor allem der Kulturschaffenden, die durch die Pandemie ausgebremst wurden. Sie engagiert sich seit langem für das Kulturforum Warburg. Sie organisierte eine Kulturveranstaltung unter Absprache mit dem Ordnungsamt, unter den geltenden Corona-Regeln einschließlich einer zertifizierten Testung. Ein Mitglied warf ihr dennoch vor, sie spalte die Gesellschaft, weil ungeimpfte Mitglieder ausgeschlossen worden seien. Das habe sie fassungslos gemacht. Ihr Wahlspruch sei der von Johannes Rau: „Versöhnen statt spalten.“ Ihr Bericht über die eigene Corona-Erfahrung und die damit verbundenen Ängste im Familien- und Freundeskreis berührte die Zuhörenden. Sich impfen zu lassen, sich und andere zu schützen sieht sie als Ausdruck der Solidarität. „171 Tote im Kreis Höxter – das reicht!“
„Dass wir hier stehen, hat nichts mit Meinung zu tun, es hat damit zu tun, dass wir einfachste Diagramme auswerten und unseren Verstand gebrauchen“, erklärte Louisa Rohe, Studentin der Politik- und Sozialwissenschaften, in ihrer engagierten Rede. Sie sprach den „Spaziergängern“ das Recht ab, ihre Demonstrationen mit den Montagsdemos in der DDR vor der Wende zu vergleichen. Sie erzeugten eine Pandemie der Angst. Man solle ihnen offen begegnen, sich gegen Populismus aussprechen, man dürfe die Wissenschaftsleugner nicht verharmlosen und ihnen damit nicht in die Karten spielen. „Es gibt übrigens noch andere gute Fitnessstudios in Bad Driburg.“
Wilk Spieker moderierte die Redebeiträge. Wie schon am vergangenen Montag betonte er, wie notwendig es angesichts der wieder steigenden Inzidenzzahlen sei, die Situation in den Krankenhäusern und Pflegeheimen zu entlasten. „Ausgerechnet in dieser Zeit gehen einige MitbürgerInnen aus Bad Driburg und Umgebung gemeinsam mit Rechtsextremen ungeimpft und ohne Maske auf die Straße!“ Eine klare Mehrheit der Menschen in unserer Stadt verhalte sich vernünftig, solidarisch und empathisch. Leidende Kinder, Gastronomen, Gewerbetreibende, Unternehmer, Schulen, Kultur und Sport – es gehe nur gemeinsam, diesen Zustand zu beenden. „Es fällt uns auch schwer, aber wir tragen die temporären Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus mit, aus Verantwortungsgefühl unseren Mitmenschen gegenüber.“