Jugendamt und Schulamt kooperieren und setzten beim Übergang von Kita zur Schule auf „Zebrastreifen“
Kreis Höxter/Bad Driburg. Wie gelingen gute Übergänge zwischen Kindergarten und Schule? Was kann getan werden, um Kinder und ihre Eltern in dieser Zeit zu unterstützen und zu stärken? Wie gelingt ein guter Einstieg in die Grundschulzeit? Der Kreis Höxter hat sich zusammen mit dem Schulamt für den Kreis Höxter auf die Suche nach Antworten begeben und präsentiert nun gemeinsam mit Kindergärten und Grundschulen Lösungsansätze für Vorschul- und Grundschulkinder. Das dafür entwickelte Projekt heißt Zebrastreifen.
„Mit dem Projekt Zebrastreifen wollen wir uns im Kreis Höxter ganz besonders um die Kinder zwischen fünf und acht Jahren kümmern“, sagt Landrat Michael Stickeln. „Wir wollen erreichen, dass ihr Aufwachsen gelingt, indem sie sich entfalten und ihre Chancen zur Verwirklichung nutzen können.“ Um unnötige Reibungsverluste zu verringern, greift der Kreis Höxter auf bewährte Strukturen zurück und hat dieses neue Projekt bei der Koordinierungsstelle Frühe Hilfen und Kinderschutz angegliedert. „Für die Kommunikation nutzen wir ganz bewusst das gut funktionierende Netzwerk Frühe Bildung“, erklärt Stickeln, „zudem liegt das Projekt bei Silke Merkel und Sandra Wegener in den Händen von zwei kompetenten und erfahrenen Koordinatorinnen.“
Seinen Dank spricht der Landrat aber auch den Grundschulen und Kindertagesstätten aus Bad Driburg und Willebadessen aus, die maßgeblich an dem Projekt mitwirken. „Wir sind sehr froh, dass wir hier enorme Unterstützung bekommen haben. Dadurch ist es uns gelungen, das Projekt gleich in der Startphase auf ein solides Fundament zu stellen“, so Stickeln. Zu der Ausgangsfrage, wie Netzwerkstrukturen tragfähig, verlässlich und fachübergreifend (weiter-)entwickelt werden können, um Kinder im Alter von fünf bis acht an ihrem Lebensort Schule zu fördern, seien nur deshalb Antworten gefunden worden, „weil es uns gemeinsam gelungen ist, mithilfe einer umfangreichen, einjährigen Analyse- und Planungsphase valide Daten zu sammeln.“
Die gute Zusammenarbeit mit der Modellgrundschule „An den 7 Quellen“ in Willebadessen unterstreicht auch Schulrat Hubertus Gockeln. „Sowohl das Kollegium der Schule als auch die dortigen Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern haben sich intensiv an Befragungen und Diskussionen beteiligt.“ Unterstützt wurde die Analyse zudem durch die Kooperation mit der Kita „St. Vitus“ und dem Familienzentrum „Zipfelmütze“. „Sehr kreativ haben die Kinder sich vor allem bei der Entwicklung des Projektlogos und auch des Namens gezeigt“, schwärmt Gockeln von der großen Begeisterung, mit der zahlreiche Kinder an einem Malwettbewerb teilgenommen haben. Die Idee, mit dem Begriff „Zebrastreifen“ den sicheren und guten Übergang vom Kindergarten in die Grundschule darzustellen, findet er einfach klasse: „Nicht umsonst stößt dieses Ergebnis auf große Begeisterung.“
Sehr schnell war nach Auswertung der vorliegenden Erkenntnisse das Projektziel definiert:
Bindungsförderung ist die passende Methode. „In allen Fachbereichen sowie bei den Familien kristallisierte sich deutlich heraus, dass eine engere Bindung zwischen den Beteiligten wünschenswert ist, um zeitnah und umfassend im Austausch zu sein“, erläutert Klaus Brune, Leiter des Jugendamtes des Kreises Höxter. „Die sichere Bindungsentwicklung ist das Fundament einer jeden Persönlichkeit. Sie fördert die körperliche, psychische und soziale Entwicklung und ist auch die Voraussetzung für Lernen und Bildung“, betont er, „sie kann durch vielfältige Weise innerhalb der Familie und auch innerhalb der Gesellschaft gefördert werden.“
Ausgehend von diesem Ansatz wurden Bausteine entwickelt, die dazu beitragen sollen, Kinder und Familien in der Vorbereitung auf die Schule im Rahmen der Vorschulphase zu unterstützen. Ängste sollen abgebaut, erste Kontakte bereits vor der Einschulung gestaltet werden. Zudem sollen Eltern sowohl im Vorschuljahr als auch im ersten und zweiten Schuljahr die Möglichkeit haben, die für sie relevanten Fragen und Themen adäquat zu diskutieren und in angenehmer Atmosphäre ganz ungezwungen in den Austausch mit andere Eltern, Lehrern und Fachpersonen zu kommen. „Durch solch einen frühzeitigen Austausch mit der Schule kann hier Vertrauen wachsen. Ganz automatisch sorgen wir damit für die Voraussetzungen, um bestmögliche Bildungschancen für alle Kinder zu schaffen“, so Brune.
Als gemeinsames Angebot für Familien und Lehrer sind Familiencafés geplant, die ab September 2021 angeboten werden. Familien sollen hier einen Ort zum Austausch mit „ihrer“ Schule finden. Zudem werden Inputveranstaltungen zu diversen Themen angeboten, die zeitgleich zu einer vielseitigen Kinderbetreuung durchgeführt werden. „Familien erhalten so die Gelegenheit, gemeinsam bei Kaffee und Kuchen zu klönen und im Anschluss zielgruppengerecht in den Austausch zu interessanten Themen zu gehen“, erklärt Koordinatorin Silke Merkel. „Weitere Bausteine, unter anderem eine Kooperation mit dem Kreissportbund Höxter oder Schulungs- und Workshop-Angebote, sind in Vorbereitung“, ergänzt Sandra Wegener. Nach Projektende sollen die Ergebnisse allen Grundschulen und Kindertageseinrichtungen im Kreis Höxter zur Verfügung gestellt werden.
Infobox
LWL steht mit Rat und Tat zur Seite
Der Jugendhilfeausschuss des Kreises Höxter hat für die Umsetzungsphase des Projekts „Zebrastreifen. Wege gelingenden Aufwachsens im Kreis Höxter“ grünes Licht gegeben. Eine Förderung erfolgt durch den Landesverband Westfalen-Lippe (LWL). Mit dessen Förderprojekt „LWL-Servicestelle Gelingendes Aufwachsen – Netzwerke für Kinder“ werden in Kooperation mit der gemeinnützigen Förderorganisation Auridis seit 2019 die Träger der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe bei der Verbesserung und Intensivierung bestehender Kooperations- und Vernetzungsbezüge unterstützt, um die Teilhabechancen für Kinder und Familien in benachteiligten Lebenslagen strukturell zu verankern.
Das Projekt Zebrastreifen findet als Kooperation zwischen dem Jugendamt des Kreises Höxter und dem Schulamt für den Kreis Höxter im Netzwerk Frühe Bildung statt. Es soll eine Bearbeitung auf zwei Ebenen erfolgen: Zum einen die direkte Zielgruppe, also Kinder, für die die operativen und strategischen Unterstützungsleistungen im Sinne der Verbesserung der Verwirklichungschancen etabliert werden sollen, zum anderen das Netzwerk, in dem sich das Jugendamt und weitere Kooperationspartner begegnen.
Eingebunden in die Umsetzungsphase sind die Grundschule „Unter der Iburg“ aus Bad Driburg sowie die dortigen Kitas der AWO, „Miteinander“ sowie „Jesus und Zachäus“. Von Anfang an dabei sind die Grundschule „An den 7 Quellen“ sowie die Kita „St. Vitus“ und das Familienzentrum „Zipfelmütze“ in Willebadessen.