Hilfe, in meiner Wohnung schimmelt es – Was kann ich tun?

Eigentlich sollten die eigenen vier Wände oder die Mietwohnungen ein sicherer Ort zum Leben und für die Gesundheit sein, doch es gibt ein paar sichtbare und auch versteckte Schadstoffe in einigen Wohnungen und Häusern. Aber wie erkenne ich Schimmel, Hausschwamm oder Asbest? Wie finde ich die Schadstoffe, die mich unter Umständen schon krank gemacht haben? Das Thema ist nicht so einfach wie viele denken, denn Schimmel ist nicht gleich Schimmel. Wir haben dazu ein paar Fragen an die Firma Müller & Partner – Sachverständige für Schadstoffe und Pilzbefall – gestellt. Dieter Müller kommt ursprünglich aus der hessischen Kleinstadt Offenbach am Main. Von der Ausbildung her ist Müller Umwelttechnologe (Berufsakademie) mit Ausbildung zum Chemisch-Technischen-Assistent, staatlich geprüft.

Hier unser kleines Interview.

Frage: Wie macht sich ein Schimmelbefall bemerkbar? Kann man den gleich sehen oder wie müssen wir uns das vorstellen?

[Antwort]: Schimmelbefall macht sich in der Regel durch seinen typisch erdig, modrig, pilzartigen Geruch bemerkbar (Ausnahmen: geringe Befallgröße und ggf. versteckter Schimmelbefall). Im Anfangsstadium des Wachstums sind Schimmelpilze mit bloßem Auge nicht erkennbar. Schimmel zeigt sich in verschiedenen Farben von weiß über gelb, rot bis schwarz. Das was man auf der Wand oder
z. B. auf der Tapete sieht ist das auskeimende Produkt mikroskopisch kleiner Schimmelpilzsporen zu einem Mycelgeflecht. Schimmelpilze sind sehr genügsame Mikroorganismen. Zu ihrem Wachstum bedarf es nicht viel. Hierzu benötigen Schimmelpilze hauptsächlich Feuchtigkeit. An Stellen, an denen über einen länger andauernden Zeitraum Feuchtigkeit auf organisches Material (hier reicht schon der normale Hausstaub) einwirkt, dort entsteht in der Regel bei Temperaturen zwischen – 5 °C und
ca. + 55 °C Schimmelpilzbefall.

Frage: Was muss ich tun, wenn mir Schimmel in der Wohnung auffällt? Kann ich da selbst den Schimmel entfernen?

[Antwort]: Sofern sich der Schimmelbefall in Mietwohnungen zeigt sollten sie dies unverzüglich Ihrem Vermieter anzeigen. Um Mietstreitigkeiten zu vermeiden sollten Sie keinesfalls sogleich an eine Minderung der Miete denken. Schimmelbefall kann verschiedene Ursache haben. Nicht ausreichend und nicht von Dauer ist es den entstandenen Befall zu überstreichen, auch nicht mit Schimmelfarbe. Vielmehr ist/ sind die Ursache/ Ursachen und damit auch die Schuldfrage des entstandenen Befalls zu ermitteln. Ist der Befall auf einen Havarie- oder Bauschaden zurückzuführen; oder werden die Räume tatsächlich nicht ausreichend beheizt und gelüftet? Zur Ursachenklärung ist ein Sachverständiger zu beauftragen.

Was das Entfernen des Schimmels anbetrifft, so kann ein Befallgröße von bis zu 0,5 m² selbst entfernt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass kein toxischer Befall vorliegt und dieser auch nur oberflächlich, also nicht in die Tiefe geht.

Frage: Gibt es bei Schimmel Unterschiede?

[Antwort]: Schimmel ist nicht gleich Schimmel! Schimmelpilze haben unterschiedliche Feuchtigkeitsansprüche, was das Wachstum anbetrifft. Toxisch wirkende Schimmelpilze beispielsweise haben einen höheren Feuchtigkeitsanspruch als normale, auch in der Außenluft vorkommende Schimmelpilzsporen. Toxischer Schimmelbefall ist meist ein Hinweis auf einen Wasserschaden. Bei nachgewiesenem, toxischem Befall besteht ein sofortiger Handlungsbedarf. Die Räume sind soweit erforderlich von der weiteren Nutzung auszuschließen.

Frage: Wie kann man Schimmel in der Wohnung vorbeugen?

[Antwort]: Um Schimmel in der Wohnung vorzubeugen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Vier der Wichtigsten Möglichkeiten seien hier genannt:

  1. Man sollte niemals einen wenig beheizten Raum, wie häufig das Schlafzimmer, über wärmere Räume mitbeheizen.
  2. Beim Duschen sollte man die Badezimmertür geschlossen halten, damit die Feuchtelast sich nicht in die anderen Räume verteilt und so möglicherweise an Wärmebrücken kondensiert.
  3. Nach dem Duschen sollte man das Spritzwasser von den Fliesen mittels Abzieher, eines Handtuchs oder eines Lappens entfernen. Danach sollte man das Badezimmer, bei weit geöffnetem Fenster und geschlossener Tür, für ca. 10 Minuten gut durchlüften (Stoßlüften).
  4. Bei nicht wärmegedämmten Altbauten sollte man es nach Möglichkeit vermeiden Mobiliar direkt an den Außenwänden aufzustellen. Um Schimmelbefall zu vermeiden sollte der Abstand zur Außenwand etwa 10 cm betragen.

Frage: Wenn neu und modern gebaut wurde, warum gibt es dann immer wieder Fälle von Schimmel und Co. in der Wohnung?

[Antwort]: Das Stichwort hier ist die sogenannte „Neubaufeuchte“. Ein Grund dafür ist, dass in die Wohnungen zu schnell eingezogen wird, bevor diese ausreichend ausgetrocknet sind. Ein weiterer Grund ist, dass bei der Errichtung von Neubauten die gesetzlichen Bestimmungen der Energie Einsparverordnung (EnEV) nebst der Lüftungsnorm (DIN 1949) zu beachten und einzuhalten sind.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen ist die Luftdichtheit von Gebäuden vorgeschrieben und Stand der Technik. „Gebäude sind so auszuführen, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche … dauerhaft luftundurchlässig abgedichtet ist“, so die Norm.

Die in den Räumen durch die Nutzung bedingte Feuchtelast kann aufgrund der Luftdichtheit der Gebäude durch ein 3-4 mal tägliches Lüften häufig nicht ausreichend abgeführt werden. Um dies dennoch zu erreichen sind in den Wohnungen zentrale oder dezentrale Lüftungsanlagen zu installieren.

Frage: Welche versteckten Schadstoffe gibt es in älteren Wohnungen?

[Antwort]: Insbesondere in Häusern, die nach dem 2. Weltkrieg bis in die 90er Jahre erbaut wurden, sind oft Materialien verbaut, deren Wirkung damals nicht bekannt war. Beispiele dafür sind asbesthaltige Bodenbeläge, aber auch Holzschutzmittel und krebserregende Parkettkleber, die mit polycyklischen, aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs) belastet sind. Noch Jahrzehnte nach ihrer Anwendung rufen manche dieser Stoffe gesundheitliche Beeinträchtigungen hervor, die von unspezifischem Unwohlsein über Allergien bis hin zur Krebsgefahr reichen.

Vor allem Asbest war wegen seiner hervorragenden Produkteigenschaften sehr beliebt. So durften beispielsweise Asbestzementprodukte bis 1991 im Hochbau und bis 1993 im Tiefbau verwendet werden. Seit 1993 ist die Asbestherstellung und -verwendung in Deutschland verboten (EU-weit seit 2005).

Frage: Wie gehen Sie bei einem Befall vor oder wie überprüfen Sie die
Wohnung auf Schadstoffe?

[Antwort]: Bei einem Befall oder einem Schadstoffverdacht ist eine Vor-Ort-Begehung unerlässlich. Bei der Begehung erfolgt zunächst eine Befragung der Gebäudenutzer zum IST-Zustand der Situation. Hiernach werden sämtliche dem Haus oder der Wohnung zuzuordnenden Räume visuell begutachtet und, soweit zur weiteren Beurteilung erforderlich, Laborproben entnommen. Im Zuge der Beurteilung von Schimmelbefall werden an den Befallstellen Feuchtemessungen vorgenommen. Zur Klärung, ob die erhöhten Baufeuchtewerte durch einen Bauschaden oder durch ein fehlerhaftes Nutzerverhalten bedingt sind, werden die Feuchtemessungen in verschiedenen Bauteiltiefen durchgeführt.

Nach der Begehung erfolgt ein Beratungsgespräch mit Handlungsempfehlung zur Vor-Ort-Situation, oder sofern gewünscht, eine gutachterliche Stellungnahme in schriftlicher Form. So im Allgemeinen der Ablauf.

Frage: Was sagen Sie zu Radon in Gebäuden? (Zur Zeit Messungen in
Grundschule Unter der Iburg?)

[Antwort]: Radon ist ein natürlich in unserer Umwelt vorkommendes, radioaktives Element aus der Elementgruppe der Edelgase. Es entsteht beim natürlichen, radioaktiven Zerfall von Radium, das vermehrt aus Bims, Tuff und granithaltigen Gesteinsschichten über undichtes Mauerwerk aus dem Untergrund in Gebäude eindringen kann.

Der Mittelwert in Innenräumen beträgt in Deutschland ca. 60 Bq/m³ der Raumluft. Da Radon schwerer als Luft ist kann die Konzentration in schlecht belüfteten Kellerräumen diesen Wert um das Wesentliche übersteigen. Die Radonkonzentration kann durch eine vermehrte Belüftung der Innenräume gesenkt werden.

Ein statistisch signifikantes zusätzliches Lungenkrebsrisiko zeigt sich bei Radonkonzentrationen ab
140 Bq/m³. Der Anteil der Bevölkerung in Deutschland mit einer Radon-Exposition von mehr als 250 Bq/m³ beträgt weniger als 1 %. Der Sanierungszielwert sollte nach entsprechend bautechnischen Maßnahmen unter 100 Bq/m³ Raumluft liegen.

Fragen: Zum Abschluss würden wir gerne wissen, was fasziniert Sie an Ihren Beruf und wie sieht es mit Nachwuchs in der Branche aus?

[Antwort]: Mich fasziniert vor allem an meinem Beruf, den ich aus Leidenschaft betreibe, die anspruchsvolle Vielfältigkeit und das detektivische Vorgehen, das zur Ursachenklärung der Projektbearbeitung erforderlich ist.

Seit der Jahrtausendwende ist zu bemerken, dass Schadstoffe wie Asbest, PAK-haltige Fußbodenkleber und PCB- und Holzschutzmittelbelastungen rückläufig sind. Dem gegenläufig sind Begutachtungen zu Pilzbefallstellen wie Hausschwamm und Schimmel. Dem Nachwuchs kann ich daher nur zu einer qualifizierten Hochschul- oder Fachhochschulausbildung in den Bereichen Biologie mir Schwerpunkt Mikrobiologie oder zu einem Bauingenieur-Studiengang raten.

Wir bedanken uns für das kurze Interview.

Sie finden die Firma Müller & Partner in Bad Driburg Neuenheerse. Der Kontakt ist über E-Mail: info@schadstofffrei.de, über WhatsApp unter
Tel. 01577 337 08 57 oder über die Festnetznummer: 05259 932 55 00 möglich. Weitere Informationen erhalten Sie auch auf der Homepage unter https://www.schadstofffrei.de/