Doris Dietrich
Bad Driburg/Rehlingen. Die Zitterpappel wurde am 5. November durch die Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres 2026 gekürt. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald beteiligte sich als Mitglied des Kuratoriums an der Wahl und begrüßt das Ergebnis. Schließlich steht die Pionierbaumart für die Wiederbewaldung brachliegender Flächen und für die Etablierung eines artenreichen Waldes.
Damit soll auf ihre ökologische Bedeutung und ihre Rolle als Symbol für Vielfalt, Lebenskraft und Erneuerung hingewiesen werden. Der BUND bezeichnet sie als „Zukunftsbaum“, da sie im Zuge des Klimawandels eine wichtige Funktion bei der Wiederbewaldung und beim Schutz der Artenvielfalt übernimmt.
Die Zitterpappel ist ein in ganz Europa heimischer Laubbaum, der meist 15 bis 25 Meter hoch wird, in Einzelfällen sogar bis zu 35 Meter. Besonders charakteristisch sind ihre runden Blätter mit abgeflachten Stielen. Schon der leichteste Wind bringt sie zum Zittern wie Espenlaub, was dem Baum seinen Namen gegeben hat. Im Herbst leuchten ihre Blätter in einem intensiven Goldgelb und verleihen ihr ein unverwechselbares Farbenspiel.
Ökologisch spielt die Zitterpappel eine herausragende Rolle. Sie ist ein klassischer Pionierbaum, der kahle Flächen, Windwurfflächen oder Brachland rasch besiedelt. Diese Beobachtung zeigt, dass die Zitterpappel sich von selbst ansiedelt und als natürlicher Wegbereiter für andere Baumarten fungiert. Sie wächst auf unterschiedlichen Böden, ist anspruchslos, anpassungsfähig und widerstandsfähig, was sie besonders zukunftstauglich macht. Über 60 Schmetterlingsarten nutzen sie als Futterpflanze, zudem bietet sie Vögeln und Kleinsäugern wertvollen Lebensraum.
Bad Driburg im Blick fragte nach und erfuhr vom Baumexperten Robert Sammert: „Die Zitterpappel gehört wie die Birke zu den ersten Besiedlern einer Fläche. Der Baum wird der Gruppe der sogenannten Pioniergehölzen zugeordnet. Daher gibt es eigentlich keine Pflanzung dieses Baumes. Für Bad Driburg fällt mir spontan eine größere Fläche ein. Wenn man die B 64 Richtung Paderborn fährt, befindet sich rechter Hand ein größerer Streifen Zitterpappeln. Diesen erreicht man über den Parkplatz gegenüber der Gaststätte ‚Eggekrug‘. Von der Brücke über der B 64 müsste man diese Bäume sehen.“
Auch wirtschaftlich hat sie Bedeutung: Ihr helles, weiches Holz dient zur Herstellung von Papier, Sperrholz und Zündhölzern. Ihre Rinde enthält Salicylate, natürliche Wirkstoffe, die schon in der Volksmedizin zur Schmerzlinderung genutzt wurden.
Mit der Wahl der Zitterpappel zum Baum des Jahres 2026 steht eine Baumart im Mittelpunkt, die auf vielfältige Weise unser Ökosystem bereichert. Ihr lebendiges Spiel im Wind erinnert uns daran, dass Bäume mehr sind als bloße Landschaftselemente – sie sind ein wichtiger Teil der Natur, den es zu bewahren gilt.
Titelbild: Freistehende Zitterpappel im Botanischen Garten Hamburg
(Bildautor: Dr. Rudolf Fenner)
BDIB berichtete auch in den vergangenen Jahren über den Baum des Jahres:
2025 Die Rot-Eiche
2024 Die Echte Mehlbeere