Bad Driburgs politische Zeitenwende

Von der Dominanz zur Zerreißprobe

Alexander Bieseke

Bad Driburg. Die Kommunalwahl 2025 in Bad Driburg hat ein fragmentiertes und zugleich spannendes Bild ergeben. Zwar bleibt die CDU mit 40,8 Prozent der Stimmen und 14 von 34 Sitzen die stärkste Kraft im Stadtrat, doch eine absolute Mehrheit ist weit entfernt. Die Zeiten unangefochtener CDU-Dominanz sind vorbei. Fast erwartbar ist das starke Abschneiden der AfD: Mit 18,9 Prozent und sieben Sitzen ist sie zur zweitstärksten Kraft aufgestiegen. Politisch wird sie jedoch isoliert bleiben, da keine der übrigen Parteien zu einer Zusammenarbeit bereit ist.

Die SPD erreichte lediglich 15,5 Prozent und fünf Sitze (vorher sechs) und spielt damit nur noch eine Nebenrolle. Auch die Grünen mit 9,7 Prozent (drei Sitze vorher sechs) bleiben hinter Erwartungen zurück. Kleinere Parteien wie die ÖDP (6,0 Prozent, zwei stabile Sitze), die UWG (4,8 Prozent, zwei Sitze plus eins) und die FDP (4,3 Prozent, ein Sitz vorher zwei) sind zwar zahlenmäßig schwach, gewinnen durch die Zersplitterung aber strategische Bedeutung: Sie könnten künftig als Mehrheitsbeschaffer entscheidend sein.

Gewinn- Verlustrechnung – Votemanager

Koalitionsbildungen werden zur Herausforderung

Zur Sitzverteilung im Stadtrat wird besonders darauf
hingewiesen, dass die Sitzzahl von 32 auf 34 aufgrund des Verhältnisausgleichs auf den
Reservelisten aufgestockt wurde.

Eine große Koalition aus CDU und SPD hätte eine stabile Mehrheit von 19 Sitzen. Ebenfalls denkbar ist eine schwarz-grüngelbe Allianz mit CDU, Grünen und FDP (18 Sitze). Auch eine Kooperation mit ÖDP und UWG könnte rechnerisch eine Mehrheit ergeben, wäre aber politisch deutlich fragiler. Klar ist: Die CDU wird auf Bündnisse angewiesen sein, um ihre Position im Rat behaupten zu können.

Die Bürgermeisterwahl unterstreicht den Wunsch vieler Wählerinnen und Wähler nach Veränderung. In der Stichwahl setzte sich der Einzelbewerber Tobias Tölle gegen den CDU-Kandidaten Michael Scholle durch. Bemerkenswert dabei: Lediglich im Stadtteil Dringenberg konnte Scholle die Mehrheit für sich gewinnen. In allen übrigen Stimmbezirken lag Tölle vorn. Damit zeigt sich, dass parteipolitische Bindungen bei der Wahlentscheidung weniger Gewicht hatten als die persönliche Glaubwürdigkeit und Ausstrahlung des Bewerbers.

Lediglich in Dringenberg konnte Michael Scholle die meisten Stimmen auf sich vereinen. – Votemanager

Das Gesamtergebnis weist auf eine deutliche Neuordnung der politischen Kräfteverhältnisse hin. Die CDU bleibt zwar stärkste Fraktion, verliert aber ihre unangefochtene Führungsrolle. Die AfD gewinnt deutlich hinzu, ohne realistisch Einfluss auf die Ratsarbeit nehmen zu können. SPD und Grüne bleiben schwach, kleine Parteien können Mehrheiten sichern oder blockieren.

Mit Tobias Tölle als parteiunabhängigem Bürgermeister und einem stark zersplitterten Rat ist für Bad Driburg eine lebhafte, teils kontroverse politische Debattenkultur in den kommenden Jahren zu erwarten.

Die konstituierende Sitzung des neu gewählten Stadtrates findet am 10. November 2025 um 18 Uhr im Rathaus statt.

Die Ergebnisse der Stichwahl innerhalb der Stimmbezirke:

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