Zurück zu den Wurzeln – Jüdisches Leben in Bad Driburg

Besuch der Familie Uhlmann aus Kanada und den USA

Wilk Spieker

Bad Driburg. Im September 2024 hat der EGV eine E-Mail erhalten, die so die Mitarbeitenden des EGV eher sehr selten erreicht. Es war die Anfrage zur Unterstützung eines Besuches der Familie Uhlmann aus Kanada und den USA. Der EGV war sehr erfreut über diese Mail, da einige Mitglieder des Hauptvorstandes um die 80 Jahre alt sind und sehr gut über das jüdische Leben in Bad Driburg Bescheid wissen.

Gerade der erste Vorsitzende Dr. Udo Stroop ist bekannt für sein Wissen zur Heimatgeschichte. 
Die Anfrage selbst kam von Tanya Uhlmann, die ihrem Vater den Wunsch erfüllen wollte, noch einmal die alte Heimat der Familie Uhlmann in Bad Driburg zu besuchen. Der mittlerweile 84-jährige Psychiater Peter Uhlmann war bereits vor vielen Jahren in Bad Driburg und hatte zur damaligen Zeit auch Karl Brinkmöller kennengelernt.


Die Intention des aktuellen Besuches war dann auch, die Zweitzeugen und Drittzeugen der Deportation der Juden aus Bad Driburg zu schulen und die Erinnerungskultur in die nächste und übernächste Generation zu übertragen, damit ein Vergessen nie einsetzen wird.
Der Besuch der Familie, immerhin waren auch die Enkelkinder von Peter Uhlmann dabei, war dann für den 21.10.2024 geplant. Die Familie war zu Gast im Hotel Brauner Hirsch, direkt neben dem Mahnmal in der Langen Straße.

Am 21. Oktober um 13 Uhr war es dann so weit, ein Treffen erfolgte mit mir, Schriftführer des EGV, der die Vertretung für den erkrankten Dr. Udo Stroop übernommen hatte. 
Zu Beginn interessierte sich Peter Uhlmann für die Stele der Deportation als Mahnmal, die er selbst noch nicht kannte. Geläufig war Peter Uhlmann das Verlegen von Stolpersteinen, die jedoch in Bad Driburg fehlen. Ich zeigte daraufhin zwischen zwei Häuser auf Höhe des Mahnmals. In einem davon wurden die Juden zusammengepfercht, bevor der Transport über Bielefeld in die Konzentrationslager ging. Im Haus direkt daneben gab es aber Menschen, die den Juden zu helfen versuchten. Der Abstand von nur rund 50 cm machte es möglich, dass zumindest Essen heimlich übergeben werden konnte. Diese Erinnerung sollte das Mahnmal auch in zukünftige Generationen tragen und daher gibt es in Bad Driburg keine Stolpersteine.

In der Schulstraße

Nicht weit vom Mahnmal steht noch das Gebäude der alten Synagoge und das ehemalige Geschäft von Karl Brinkmöller. Hier konnte ich noch die Inschrift der alten Buchhandlung zeigen. Das Haus wurde nach dem Tod verkauft und wird nun anders genutzt. Die Geschichte der Synagoge ging Peter Uhlmann ans Herz, da er anhand einer der Tafeln auch feststellen konnte, dass sein Großvater Josef Uhlmann im ersten Weltkrieg für die Deutschen an der Front gestorben ist. Die Geschichte der Nutzung, auch in der Vergangenheit übergangsweise als Kirche, war von großem Interesse und auch der gute Erhalt des Gebäudes wurde angesprochen.

Wilk Spieker (mi.) führt über den jüdischen Friedhof
Der Verweis auf die Vorfahren.
Titelbild: Peter Uhlmann (83) aus Kanada (re.) mit seiner Tochter Tanya Uhlmann und den zwei Enkelkindern (li.) Banks Uhlmann und Wrenwin Angell

Als dritte Station steuerte ich mit den Gästen den jüdischen Friedhof an. Dieser war Peter Uhlmann nicht bekannt und wurde beim letzten Besuch nicht gezeigt. Peter Uhlmann selbst, aber auch seine Tochter und die Enkelkinder freuten sich über dieses schöne Kleinod. Schnell wurden Inschriften entziffert und familiäre Verbindungen beschrieben. Dass der Friedhof mit den zum Teil über 100 Jahre alten Gräbern noch so gut gepflegt ist, verwunderte die Besucher. Ich reichte das Lob weiter an die Stadtverwaltung, die mit dem Bauhof das Gelände regelmäßig pflegt. 

In einem kleinen Spaziergang ging es dann zum Rathaus, jedoch nicht um dort den Bürgermeister zu treffen. Hinter dem Gebäude, wo heute eine Linde steht, befand sich eines der beiden Häuser der Familie Uhlmann. Ein Haus steht noch, hier befindet sich heute ein Goldankauf, das Gebäude beim Rathaus wurde nach dem Krieg abgerissen.

Nach etwas mehr als zwei Stunden Spaziergang bei schönstem Herbstwetter ging es dann wieder zurück zum Hotel. Mir war es wichtig zu betonen, dass es in Bad Driburg eine große Erinnerungskultur gibt, und wies auf das Musical „Kinder der toten Stadt“ hin, das vom Gymnasium St. Xaver in diesem Jahr aufgeführt wurde. Auch die Demonstration für Demokratie zum 75-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes und die Veranstaltung zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2024 kamen zur Sprache. 

Peter Uhlmann und seine Familie waren ergriffen von den Aktivitäten rund um die Erinnerungskultur in Bad Driburg und alle waren sich einig, dass es nun doch intensiveren Austausch geben müsse.

1 Gedanke zu „Zurück zu den Wurzeln – Jüdisches Leben in Bad Driburg“

  1. Ich freue mich sehr über diesen Besuch ,vielleicht kennt noch jemand meinen Vater ,Johannes Faber ,jetzt 96 Jahre alt ,meinen Großvater Wilhelm Faber , der in der Zeit Geschäfte gemacht hat mit jüdischen Mitbürgern. Mein Vater wohnte zunächst in der Bruchstrasse 5,genannt Bockecke ,später in der Ostenfeldmark ? Grosse Annette Faber-Maxhera

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