Forschen, staunen und mitmachen

Doris Dietrich

Bad Driburg. Bei traumhaftem Spätsommerwetter ist am Samstag das Glasstadtfest in Bad Driburg gestartet. Bei „Sonne satt“ zog es zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Innenstadt, wo der beliebte Glasstadtmarkt mit regionalen Erzeugnissen und kunsthandwerklichen Angeboten zum Bummeln einlud. Neben Honig und anderen Spezialitäten präsentierten auch Glasbläser ihr traditionelles Handwerk – ganz im Zeichen der Glasstadt Bad Driburg.

Der erste Tag stand unter dem Motto „Tag der Wissenschaft“ mit dem Solar.Cup 2025 als unbestrittenem Höhepunkt. Der Verein Natur und Technik e. V. organisierte diesen Wettbewerb und zog nicht nur viele interessierte Zuschauer an, sondern auch zahlreiche engagierte Schülerteams aus dem gesamten Kreis Höxter.

In Teams von zwei bis vier Personen konstruierten und bauten die Schülerinnen und Schüler eigenständig Solarboote mit Luftschraubenantrieb. Die Antriebskomponenten wurden dabei als Bausatz zur Verfügung gestellt, während die Rümpfe unter Anleitung der betreuenden Lehrkräfte individuell entwickelt und gefertigt wurden. Der Wettbewerb legte besonderen Wert auf projektorientiertes Arbeiten, Teamarbeit sowie einen kreativen und praxisnahen Umgang mit Solarenergie.

Das Wettbewerbsbecken – 4 x 10 Meter groß und mit 10.000 Litern Wasser gefüllt – wurde am Samstagmorgen von der Jugendfeuerwehr Bad Driburg bereitgestellt. Die Betreuung übernahm das THW Höxter unter der Leitung von Thorsten Götz, stellvertretender Ortsbeauftragter. Die Bedingungen waren dank des anhaltend sonnigen Wetters optimal, was Moderator Markus Finger in seiner Begrüßung ebenso lobte wie Juliane Jütten, Leiterin der Geschäftsstelle des Vereins Natur und Technik. Auch der „Wettergott“ wurde für seinen Beitrag humorvoll bedankt.

Als Schirmherr erinnerte Michael Scholle in seiner Rede an die wissenschaftliche Tradition der Stadt und die Gründung der Max-Planck-Gesellschaft in Bad Driburg im Jahr 1946. Der Solar.Cup selbst wurde maßgeblich von Friedhelm Körner ins Leben gerufen, der als Ideengeber das Projekt seit Beginn begleitet.

Der Wettbewerb war in drei Bereiche unterteilt: die Fahrgeschwindigkeit der Solarboote, die Modellbewertung durch eine Jury sowie die Präsentation mittels eines gestalteten Plakats. In spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich die Boote packende Duelle – sehr zur Freude der zahlreichen Zuschauer am Beckenrand.

Am Ende setzte sich das Team des Gymnasiums St. Xaver Bad Driburg, betreut von Lehrer Benedikt Speer, in der Einzelwertung durch. Es wurde mit einer Urkunde und einem Geldpreis ausgezeichnet. In der Schulwertung belegte das König-Wilhelm-Gymnasium Höxter den ersten Platz. Insgesamt nahmen Schulen aus Höxter, Brakel, Steinheim, Nieheim und Bad Driburg teil.

Im Gespräch mit Lehrer Godehard Singer von den Schulen der Brede in Brakel sowie den Zehntklässlern Levin und Joel wurde deutlich, wie motivierend der Solar.Cup für junge Tüftlerinnen und Tüftler ist. Im Rahmen eines MINT-Projekts (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) hatten sich die beiden intensiv mit dem Bau ihres Solarbootes beschäftigt.
„Es macht einfach Spaß, etwas mit den eigenen Händen zu bauen und dann auch zu sehen, wie es funktioniert“, sagte Joel. Auch Levin betonte die Freude am Basteln und Forschen: „Man lernt viel über Technik, aber auch, wie wichtig Teamarbeit ist.“ Lehrer Godehard Singer zeigte sich stolz auf das Engagement seiner Schüler: „Solche Projekte bringen den naturwissenschaftlichen Unterricht ins echte Leben – das ist motivierend und praxisnah zugleich.“

Ein weiteres Highlight auf der Wissenschaftsmeile entlang des Hellwegs war die Präsentation des Projekts „Zukunft mit NEMO“ (Neue Mobilität), vertreten durch Jonathan Behm, Geschäftsführer der „Neue Mobilität Paderborn“. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie automatisiertes Fahren künftig den öffentlichen Nahverkehr – insbesondere im ländlichen Raum – verbessern kann.

Im Gespräch mit Besuchern erläuterte Jonathan Behm, welche Chancen automatisierte Fahrzeuge für dünn besiedelte Regionen bieten. „Gerade auf dem Land ist der klassische ÖPNV oft schwer aufrechtzuerhalten. Neue Technologien können helfen, flexible, bedarfsgerechte und umweltfreundliche Mobilitätsangebote zu schaffen“, erklärte Behm.

Vor Ort konnten sich Interessierte ein Fahrzeug-Messemodell anschauen – ein autonom fahrendes Auto für vier Personen, das künftig ohne Fahrer unterwegs sein soll. Es veranschaulichte anschaulich die technischen Möglichkeiten, die bereits heute bestehen, um Mobilität neu zu denken.

Ein weiterer Publikumsmagnet war das Glasmuseum Bad Driburg in der Schulstraße. Über 100 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, das Museum zu besichtigen. Besonderes Interesse galt dem neu aufgestellten Glastransportwagen, der am Vorabend zum Museum überführt worden war. Das über 100 Jahre alte Stück industrieller Glastradition zog viele Neugierige an und wurde zum beliebten Fotomotiv.

Im Inneren des Museums erwarteten die Gäste kreative Mitmachaktionen: Der Glaskünstler Heiner Düsterhaus bot Glasgravuren an, bei denen Kinder und Erwachsene ihre eigenen Namen oder Motive auf Gläser bringen konnten. Der jüngste Teilnehmer war der kleine Ben, gerade frisch eingeschult – er brachte stolz seinen eigenen Namen mit der Gravurnadel auf ein Glas.

In der zweiten Etage präsentierte Künstler Dietmar Reil seine Ausstellung „Glas meets Holz“, in der er filigrane Glaselemente mit rustikalen Holzstrukturen kombiniert. In persönlichen Gesprächen mit den Besucherinnen und Besuchern erklärte er seine Arbeitsweise und die Verbindung beider Werkstoffe. Die Ausstellung stieß auf großes Interesse und bildete einen gelungenen Kontrast zur historischen Sammlung im Erdgeschoss.