„… nur ein Jahr“ mit ARTD im Alten Rathaus Dringenberg


Haben Schmetterlinge ein Herz?

Elisabeth Affani

Bad Driburg-Dringenberg. Fünf Frauen, fünf Kunstschaffende, von denen jede in den vergangenen Monaten ihren individuellen künstlerischen Weg ging und die sich nun im Ausstellungsraum des Dringenberger Alten Rathauses wiedertrafen. Jede hatte eigene Eindrücke in Kunst umgesetzt, Gedanken und Erfahrungen, persönliche Standpunkte, Entwicklungen, Experimente mit Farben, Formen und Materialien. Es war für jede auch eine Art Bilanz.

Bei der Eröffnung begrüßte Maria Föcking die zahlreichen Gäste im Namen der fünf Ausstellerinnen. Julia Wiemers führte in die Ausstellung ein. Sie erhielt im letzten Jahr einen der beiden Kulturpreise des Kreises Höxter. Über die fünf Künstlerinnen sagt sie: „Sie begleiten einander im Leben und über die Kunst hinaus. Ich glaube, die Kunst und der Mensch mögen keine harten Grenzen. Bei dieser Gruppe wird deutlich, dass Gemeinsames und Eigenes einander bedingt.“ Die Kunstwerke laden zur Spurensuche ein. Die Ereignisse der vergangenen Jahre von der Zeit der Pandemie bis zum aktuellen Zeitgeschehen haben bei allen Spuren hinterlassen, die sich in den Exponaten wiederfinden.

Titelbild: Taube im Gleisbett (Maria Föcking)


Ein farbenprächtiges Gemälde Maria Föckings zieht die Betrachtenden an. Doch dann lesen sie die Beschreibung „Taube im Gleisbett“ und erkennen, dass dem bunten Vogel der Kopf fehlt. Im letzten Winter fand die Künstlerin im Atelier auf der Fensterbank einen toten Schmetterling, ein Pfauenauge. „Wie lange hat er gelebt? Ein Jahr? Einen Tag? Hat er sich in mein Atelier geflüchtet vor der Kälte?“ Mit Acryl auf Nessel lässt sie das Bild entstehen, das sie am Ende „Schmetterlingsherz“ nennt.

Gruß an Maria (Vera Jeserich)
In ihrem „Gruß an Maria“ greift Vera Jeserich das Falter-Motiv auf. Die Schmetterlinge in ihrer Collage glänzen, sie wirken real, doch ihre Flügel passen nicht zueinander. Die Künstlerin lässt aus Alltäglichem ein persönliches Mosaik entstehen, „ein Jahr voll leiser Geschichten, die sich zwischen Farbe, Fundstücken und Pflanzen entfalten dürfen“. Ein Exponat trägt den Namen „Himmelsstürmer“ und lässt im Kopf des Betrachtenden eigene Geschichten entstehen.
Innen und Außen (Charlotte Heuel)
Charlotte Heuel verwendet in vielen Installationen familiäre Textilien als Sprachrohr für Zeit- und Familiengeschichte. Sie hält Erinnerungen fest und dokumentiert gleichzeitig Eindrücke der Gegenwart. „Tagesgesichter“ nennt sie ihre Masken aus Seidenpapier, die Gesichter als „Seelenlandschaft“ abbilden.
Anregungen findet sie auch in der Literatur. Nur ein Jahr ist scheinbar überschaubar, bringt Unerwartetes, das anspornt oder geduldig abwarten lässt. „Die Zeit gibt Mut, mic
Ohne Titel (Elisabeth Jux-Hiltrop)
Für Elisabeth Jux-Hiltrop steht das Experiment im Mittelpunkt. „Es darf fragmentarisch, widersprüchlich oder offen sein.“ Eine ihrer Sammlungen heißt „Für jeden Monat eins“. Auf flammendrotem Hintergrund präsentiert sie Holzscheiben „Ohne Titel“ und überlässt die Betrachtenden ihren eigenen Eindrücken.
Nur ein Jahr (Bringfriede Fokken-Eichner)
Zwischentöne und Dissonanzen findet man auch bei Bringfriede Fokken-Eichner, etwa in ihrer Raum-Installation „… nur ein Jahr“ aus Draht, Papier, Garn und Stoff. Sie hat darin Zitate verarbeitet wie den berühmten Satz von Immanuel Kant: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Wer sich über das Kunstwerk beugt, kann auch ein Zitat von Astrid Lindgren lesen: „Es ist gefährlich, zu lange zu schweigen. Die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht gebraucht.“ Einfach zu entziffern sind die Lebensweisheiten nicht. Die Stellung beim Lesen zu verändern könnte am Ende bedeuten, die eigene Einstellung zu ändern und somit die Welt zu verändern.


Über den vielen Besuchern im Ausstellungsraum des Alten Rathauses in Dringenberg schwebte nicht nur der Geist der Musen, sondern auch ein verführerischer Duft aus dem Nebenraum, wo auf die Kunsthungrigen ein leckeres Buffet wartete. Auch die Getränke waren bei dem schönen Sommerwetter willkommen.


Die Ausstellung im Alten Rathaus Dringenberg ist zu besichtigen bis zum 26. Oktober 2025 jeweils samstags von 14.00 – 17.00 Uhr sowie sonn- und feiertags von 14.00 – 17.30 Uhr.

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Weitere Impressionen

Hausapotheke (Vera Jeserich)
Rückgrat (Maria Föcking)
Tagesgesicht (Charlotte Heuel)

Himmelsstürmer (Vera Jeserich)

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