Stimmen für Mitmenschlichkeit
Elisabeth Affani
Bad Driburg/Kreis Höxter. Sie stehen für demokratische Werte, für die Vielfalt aller Kulturen und Nationalitäten und ein respektvolles Miteinander, für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt. Sie engagieren sich gegen rechtsextreme Strömungen, gegen Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund, gegen jegliche Stigmatisierung und gegen alle Formen der Gewalt.
Nun blicken die Omas gegen Rechts auf ihr Gründungsjahr zurück – „engagiert,
hartnäckig, vernetzt“. So schreibt es Helmut Lensdorf in einer Pressemitteilung.
Mit vier Frauen begannen die „Omas gegen Rechts“ (OgR), inzwischen sind es 16 Aktive, die sich zu einer vielbeachteten zivilgesellschaftlichen und überparteilichen Initiative für Demokratie entwickelt haben. „Das ist ein Erfolg einerseits“, meint die Sprecherin der OgR, Linda Papenberg, „die Anlässe zur Gründung der Gruppe andererseits sind ernst und gefährlich für die Demokratie, Menschenrechte und Freiheit.“
Jede der aktiven Frauen sei tief beunruhigt „durch den seit Jahren zunehmenden Rechtsruck in der Politik und der deutschen Gesellschaft“. Wirkungsgebiet sei das gesamte Kreisgebiet mit Frauen von Warburg bis Marienmünster, Bad Driburg bis Höxter, aber auch grenzüberschreitend aus Boffzen und Niese.
Die im Frühjahr 2024 bekanntgewordenen Ergebnisse der Recherche von CORRECTIV seien ein Katalysator gewesen, der viele Hunderttausend Menschen deutschlandweit auf die Straße gehen ließ, um für Demokratie und gegen rechtsextreme Hetze, Hass und „Remigration“ zu demonstrieren.
Die inzwischen 16 aktiven Frauen machten mit Demonstrationen, Kundgebungen, Infotischen vor den jeweiligen Wahlen, Mahnwachen an vulnerablen Orten und einem sehr gut besuchten, kulinarischen Infostand mit Speisen aus verschieden Ländern als Beitrag im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus immer wieder auf ihre Anliegen aufmerksam.
Intensiv informierten sie über die demokratiefeindlichen Hintergründe, die menschenverachtenden Ziele rechtsextremer Politik und deren Gefahren für unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung informiert.
Neben den konkreten Aktionen vor Ort ist Vernetzung eines der wichtigsten Ziele der Gruppe. Die Kooperation mit Gleichgesinnten und die gegenseitige Unterstützung bundesweit sind mittlerweile eine tragfähige Basis, die noch weiter ausgebaut wird.
Zur Vernetzung mit anderen OgR Gruppen in OWL fand eine gemeinsame Exkursion mit den „Omas gegen Rechts Paderborn“ zur Gedenkstätte Wewelsburg statt.
In einer beeindruckenden Ausstellung wird hier auf die Schicksale von Menschen aufmerksam gemacht, die an diesem Ort furchtbarste Erfahrungen machen mussten. Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler wollte ab 1933 die Wewelsburg zu einer zentralen Versammlungsstätte der SS umbauen. In dem angrenzenden Konzentrationslager waren 3.900 Zwangsarbeiter, ausschließlich Männer, inhaftiert und wurden Opfer der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus. 1285 von ihnen starben durch die Gewalt der SS und die unmenschlichen Bedingungen.
Während der sehr guten, professionellen Führung durch die Räume erschloss sich die ganze Tragweite der geplanten, baulichen Veränderungen des ehemaligen Schlosses sowie die ideologischen Abgründe und menschlichen Tragödien, die die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten hervorbrachte. Die Berichte lösten bei den Frauen tiefe Betroffenheit aus und bestärkte die entschlossene Haltung gegen Rechts.
Titelbild: Omas gegen Rechts aus den Kreisen Höxter und Paderborn besuchen gemeinsam die Wewelsburg.
Infobox
Die OMAS GEGEN RECHTS Deutschland sind eine zivilgesellschaftliche, überparteiliche Initiative, die 2018 gegründet wurde, inspiriert von den österreichischen OMAS gegen RECHTS.
Im Kreis Höxter sind der Mitteilung zufolge aktuell Teilnahmen an den Demokratiefesten – etwa in Marienmünster, an den Treffen der städtischen Bündnisse für Vielfalt – beispielsweise in Höxter, an Kundgebungen – zuletzt in Beverungen – und an Aktionen vor der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen vorgesehen.