Interims-Übernahme der Eurobahn durch den NWL, bestmögliche Lösung


Das Bahnangebot in Westfalen-Lippe für die Fahrgäste langfristig sichern.

Zustimmung der Kreise und kreisfreien Städte in Westfalen-Lippe sowie der fünf  Mitgliedszweckverbänden erforderlich.

NWL

Unna/Altenbeken. Nach Prüfung aller Optionen: Interimsübernahme der Eurobahn durch den NWL wäre bestmögliche Lösung, um finanzielle Risiken für alle Beteiligten zu minimieren

Mit einer zeitlich begrenzten Übernahme der Eurobahn durch den NWL können wir unseren Fahrgästen weiterhin verlässliche Verkehrsleistungen anbieten und geben gleichzeitig den Mitarbeitenden eine langfristige, sichere Perspektive“, sagt Joachim Künzel, Geschäftsführer des Nahverkehr Westfalen-Lippe. Der NWL hatte im Rahmen eines aktiven Risikomanagements Wirtschaftsprüfer und Juristen mit der Prüfung verschiedener Handlungsoptionen beauftragt, wie das Bahnangebot für die Fahrgäste bei größtmöglicher Schonung der öffentlichen Haushalte gesichert werden kann.

Das Ergebnis liegt nun vor: Eine Interimsübernahme der Gesellschaftsanteile durch den NWL ist demnach die bestmögliche Option, um das Leistungsangebot zu stabilisieren und die finanziellen Risiken für alle Beteiligten zu minimieren. Der NWL könnte die aktuell stark defizitären Verkehrsverträge der Eurobahn in Einklang mit europäischem Recht anpassen sowie neu ausschreiben. Der Betrieb wäre bis zum Auslaufen des letzten Verkehrsvertrages 2032 gesichert. Auf diese Weise kann das Unternehmen für Investoren attraktiver gemacht werden. Nach dem Rückzug der französischen Muttergesellschaft Keolis aus dem deutschen Markt im Jahr 2021 war es bisher nicht gelungen, einen Käufer zu finden.

Streckennetz der Eurobahn in NRW

Die Eurobahn ist mit rund 30 Prozent des Angebotes der größte Leistungserbringer auf der Schiene in Westfalen-Lippe und beschäftigt rund 900 Mitarbeitende in ganz NRW. Durch den anhaltenden Fachkräftemangel und drastische Verteuerungen gerade bei den Energiekosten haben viele Eisenbahnverkehrsunternehmen mit massiven Herausforderungen zu kämpfen. Diese treffen insbesondere die Eurobahn, die nach dem Ausstieg von Keolis trotz erheblicher Anstrengungen nicht ausreichend viele Triebfahrzeugführerinnen und -führer mobilisieren konnte und deshalb zurzeit nicht mehr den vertraglich vereinbarten Leistungsumfang erbringen kann. Das führt dazu, dass nicht erbrachte Leistungen nicht vom NWL vergütet werden und zudem vertragliche Strafzahlungen anfallen. 

Die wirtschaftliche Abwärtsspirale könnte der NWL nun durch die temporäre Übernahme der Eurobahn-Anteile für einen symbolischen Euro stoppen und die Zukunft des Unternehmens wieder in geregelte, zielführende Bahnen lenken. Mit der Interimsübernahme soll auch sichergestellt werden, dass es zu keiner kurzfristigen finanziellen Belastung der Kreise und kreisfreien Städte in Form einer zusätzlichen Umlage kommt. Zur Umsetzung dieser Lösung ist zunächst die vollumfängliche Zustimmung aller Kreise und kreisfreien Städte in Westfalen-Lippe erforderlich, bevor dann weitere Beschlüsse in den fünf Mitgliedszweckverbänden und abschließend in der NWL-Verbandsversammlung im Januar 2025 erfolgen können.


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Ein zuverlässiges Nahverkehrssystem in Westfalen-Lippe sowie über die Region hinaus erhalten und ausbauen – dieses Ziel verfolgt der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, kurz NWL.

Seit seiner Gründung im Januar 2008 ist der NWL dafür zuständig, gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und dem Zweckverband go.Rheinland als Aufgabenträger den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in NRW zu organisieren. Das NWL-Gebiet, in dem rund 5,6 Millionen Einwohner leben, reicht vom Kreis Steinfurt bis zum Märkischen Kreis und nach Siegen-Wittgenstein. Insgesamt verkehren auf dem knapp 2.000 Kilometer langen Streckennetz des NWL 57 Nahverkehrslinien.


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