Delegierte des Gustav-Adolf-Werks tagten
Elisabeth Affani
Bad Driburg. Man muss nicht in Kriegsgebiete reisen, um beurteilen zu können, welche schlimmen Folgen der Krieg für Junge, Alte, Frauen, Männer und Kinder hat. Die furchtbaren Nachrichten aus der Ukraine werden inzwischen durch Schreckensbotschaften aus dem Nahen Osten überlagert.
Auch in Bad Driburg leben vor dem Krieg geflüchtete Menschen, vor allem Mütter und ihre Kinder fanden hier Schutz und Sicherheit.
Von „Eurowaisen“ war bisher eher nicht die Rede. So werden Kinder bezeichnet, die in der Ukraine und anderen europäischen Ländern zurückbleiben, wenn ihre alleinerziehenden Mütter in Deutschland arbeiten und Geld verdienen.
Mit diesen „Arbeitsmigrantinnen“ befassten sich Delegierte des Gustav-Adolf-Werks am Montag im Rahmen einer dreitägigen Versammlung in Bad Driburg. Die verschiedenen Landeskirchen der Evangelischen Kirche Deutschlands hatten Vertreter aus 21 Hauptgruppen und 19 Frauengruppen zu dem Treffen des Diasporawerks entsandt.
Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die Dr. Oliver Claes, Öffentlichkeitsreferent des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, Bad Driburg im Blick zusandte.
Die Kinder bleiben in der Heimat zurück und müssen wie ihre Mütter mit Verlusterfahrungen leben. Es betrifft im Osten Europas Millionen von Kindern.
Anschaulich berichteten Magdalena und ihr Sohn Andrej aus der Slowakei über ihre Erfahrungen. Die alleinerziehende Mutter arbeitete 13 Jahre lang in Deutschland, zunächst in einer Fleischfabrik in Westfalen, dann an verschiedenen Orten als 24-Stunden-Pflegerin. Andrej blieb bei seinen Großeltern. Nur selten nahm die Mutter an einem Wochenende die über 2000 Kilometer lange Busreise auf sich, um ihren Jungen zu sehen.
„Kinder wollen keine Projekte oder Eurowaisen sein. Sie möchten einfach Kinder sein.“
Wanda Falk, Direktorin der Diakonie in Polen, schilderte die Möglichkeiten, die unter der Trennung leidenden Kinder psychosozial zu unterstützen. Das Gustav-Adolf-Werk und die Frauengruppen in den Gemeinden leisten dies in Polen, Litauen, der Slowakei, Rumänien, Bulgarien, aber auch in Portugal. Sie kooperieren dabei mit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa.
Für die schulische Betreuung benachteiligter Kinder in der Ukraine werden Spenden gesammelt. Mit der Kindergabe 2024 des Gustav-Adolf-Werks werden Familien unterstützt, die „keine strukturelle Möglichkeit haben, ihre Kinder zu Hause am Videounterricht teilnehmen zu lassen“. Alexander Gross hat dafür Räume im Keller seines Pfarrhauses im Gebiet Odessa geschaffen. Er ist Synodenpräsident der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine.
Dank der Spenden konnte das Gustav-Adolf-Werk in der Ukraine seit Kriegsbeginn unter anderem Containerhäuser für Kriegsflüchtlinge, Generatoren, Hilfstransporte und sogar einen Traktor und einen Pflug bereitstellen.
Titelbild: V.ln.r. Martin Dutzman, Präsident des GAW, Andrej Lacko und Magdalena Lackova, Wanda Falk, Generaldirektorin der Diakonie in Polen
Fotos: Maaja Pauska
Infobox
Das Gustav-Adolf-Werk e.V. ist das Diasporawerk der EKD (Evangelische Kirche Deutschlands) und nimmt gemäß Artikel 16 der Grundordnung der EKD vom 13.07.1948 im Zusammenwirken mit der EKD, ihren Gliedkirchen und Gemeinden die besondere Verantwortung für den Dienst in der Diaspora wahr.
Die Arbeit wird von bundesweit 21 Hauptgruppen und 19 Frauengruppen getragen. Das GAW hilft seinen Partnerkirchen beim Gemeindeaufbau, bei der Renovierung, beim Kauf und beim Neubau von Kirchen und Gemeinderäumen, bei sozialdiakonischen und missionarischen Aufgaben, bei der Aus- und Weiterbildung von kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern u. a.
Jährlich werden verschiedene Projekte mit mehr als zwei Millionen Euro unterstützt.