Händels „Messias“ in der Südstadtkirche
Hoffnung, Trost und Suche nach Erlösung
Elisabeth Affani
Bad Driburg. Am Samstag durften die Höxteraner in Händels Musik eintauchen, am späten Sonntagnachmittag erlebten die Besucher in der Kirche „Zum verklärten Christus“ das Oratorium „Der Messias“ unter der Leitung von Kantor Torsten Seidemann. Es war das große Jahreskonzert der Musikgesellschaft Bad Driburg e.V. und eine Gemeinschaftsleistung, auf die alle Beteiligten stolz sein dürfen.
Als am 13. April 1742 in Dublin der Halleluja-Chor als Gotteslob das erste Mal erklang, hielt es die Zuhörer, unter ihnen King George II. – der von Hannover –, der Legende nach nicht auf den Stühlen. Das Publikum in der Südstadtkirche sprang zwar nicht aus den harten Bänken auf, doch applaudierte es den Musizierenden begeistert. Stehende Ovationen gab es nach dem Amen des Schlusschores.
Zweieinhalb Stunden konnten in Bad Driburg die Zuhörer gebannt die Musik und die Bibelzitate im „Messias“ verfolgen, gemeinsam mit dem Tenor Martin Logar das Krumme grad und das Raue gleich machen, mit ihm hoffen, dass der Trost aller Völker erscheint, das Herz voll von Traurigkeit wegen der Sünden des Volkes und dem Stachel des Todes.
Der Bariton Georg Thauern übernahm den versöhnlicheren Part: Das Volk sieht ein großes Licht, in dem sogar die Heiden wandeln und die Feinde Gnade erwerben. Die Posaune kündigt die Auferstehung an. „Er erscheint, so spricht Gott, der Herr.“
Die Wonne verkündet in Zion das Erscheinen des Messias, des Gesalbten, und Jerusalem wird Gutes verheißen. Daniela Bianca Gierok vermittelte mit ihrer warmen Altstimme diese Suche nach Trost, die Hoffnung, dass die Boten den Frieden verkünden. „Dann wird erfüllt, was da geschrieben stehet.“
Zion soll erwachen und frohlocken, wenn der Messias einzieht. Alle Mühseligen und Beladenen werden süßen Trost erhalten, Ruhe und Seelenheil finden. Friederike Webel konnte den Jubel mit ihrer hellen Sopranstimme hörbar machen: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet.“
Der Chor bekräftigte die Hoffnung aller Völker auf Reinigung und Läuterung, wenn der Friedefürst in Zion, also in Jerusalem erscheint. Die Sängerinnen und Sänger des Projektchores erinnerten in den Chorälen an die Geschichte Jesu, als Kind uns zum Heil geboren, als Mann verschmäht und verachtet. „Der Herde gleich, so irrten wir zerstreut“, bis die Rettung naht.
Das Orchester La réjouissance mit seinem Konzertmeister Gregor van den Boom gab dem barocken Werk den alles verbindenden Charakter, den Klang der Verheißung und frohen Verkündigung, des Dunkels über Erde und Menschen, den Klang des Lichtes und der zarten Hoffnung, dass ein gnädiger Gott über allem und allen thront.
King George II. führte, als der Messias uraufgeführt wurde, noch den erfolglosen Kolonialkrieg gegen Spanien. Zwei Jahre später kämpfte er gegen Frankreich, 1756 ließ er sich an der Seite Preußens in einen europäischen Krieg verwickeln.
Die Universität Göttingen trägt immer noch seinen Namen, und die Händel-Festspiele gehören in dieser Stadt zum festen Repertoire.
Werke wie Georg Friedrich Händels Oratorium erscheinen immer noch wie die Predigt in der Wüste. Mögen der Krieg in der Ukraine und Russland und das Sterben in Israel und Palästina möglichst rasch ein Ende finden. In wenigen Monaten ist Weihnachten, und wieder wird um „Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ gebetet. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Titelbild: v.l. Friederike Webel,Georg Thauern,Daniela Bianca Gierok, Martin Logar – Fotos: Hubert Meiners
Dem Projektchor möchte ich meine große Hochachtung aussprechen. Einige Sängerinnen und Sänger haben in diesem hohen Alter viel Kraft und Einsatz gezeigt. RESPEKT.