“Rote Haus” aus Dornröschen-schlaf erwacht

Sanierung der landeseigenen Flüchtlingsunterkunft fast abgeschlossen

Alexander Bieseke

Bad Driburg/Detmold. Der Umbau des Roten Hauses in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete in Bad Driburg sei abgeschlossen. Die Weberhaus Nieheim gGmbH (Kolping) als Eigentümerin und Bauherrin hat das Gebäude an die Bezirksregierung zur Nutzung übergeben.

Heute war die regionale Presse geladen. Ein stufenloser Zugang zum Hauptgebäude, wo die Begehung starten sollte, endete für BDiB vor dem Hauptportal, da ich selbst mit meinem Rollstuhl die Stufen nicht bewältigen konnte. Hingegen konnte ich bei der eigentlichen Führung und Besprechung im benachbarten “Roten Haus” teilnehmen, da hier auf eine vollkommene Barrierefreiheit bei der Sanierung geachtet wurde.

Das Haupthaus ist nicht barrierefrei zugänglich. Hier endete zunächst für BDiB der Pressetermin.

Vorgesehen sei, im Laufe des Monats Mai schrittweise mit der Belegung zu starten. Die Kapazität des Gebäudes solle wie geplant bis zu 200 Plätze betragen. 

Die Bauarbeiten des nach Plänen des damaligen Architekten Josef Lucas 1955 bis 1956 erbaute Michaelheim, habe im Herbst 2022 begonnen. Das Gebäude wäre bis dahin nicht genutzt worden. Es umfasse neben Erdgeschoss und Keller drei Obergeschosse. Das “Rote Haus” wurde zunächst teilweise entkernt und anschließend umgebaut. Dabei wurden einige Einzelzimmer zu Familienzimmer zusammengelegt. Der Hauteingang zum großzügigen Treppenhaus mit der typischen 50er-Jahre-Steintreppe blieb dabei im Originalzustand erhalten, wie einige noch gut erhaltene Bodenbeläge und einiges an Einbaumobiliar.  Selbst auf den Erhalt eines in den 80ern in den historischen Wandschrank eingebauten Radio, bestand der zuständige Architekt André Reckeweg aus Paderborn. 

Nicht nur diese Treppe verleiht dem Gebäude den Charme der 50er Jahre.
Einbauradio aus den 80ern
Ein Schreibstuhl aus vergangenen Tagen

“Sämtliche Sanierungsmaßnahmen fanden in Abstimmung mit dem Denkmalschutz statt. Heizkörper und Türen zeigen den Charme der 50er ebenso auf wie die damalige Farbgestaltung, die lediglich entsprechend aufgefrischt wurde. Die vorhandenen Fenster wurden mit einer Doppelverglasung versehen”, so Reckeweg. Besonderes Augenmerk wurde in Sachen Barrierefreiheit gelegt, so Reckeweg. So wurde auch ein Aufzugsschacht an das Gebäude integriert, welcher vom Hof des Haupteinganges bis in die obere Etage führt. Barrierefreie Toiletten und Nasszellen wurden ebenfalls installiert.

Die Arbeiten hätten den Betrieb der Zentralen Unterbringungseinrichtung im Haupthaus und im ehemaligen Schwesternwohnhaus nicht beeinträchtigt, so Wolfgang Gerhard, Leiter des Kolpingwerks Paderborn. Mit den 5 Millionen Umbaukosten sei man bei 3000m² Wohnfläche weit unter 2000 Euro für dem Quadratmeter geblieben, so Gerhard.

Das Gebäude mit insgesamt rund 4.000 Quadratmeter Fläche, darunter 3000 bebaut, verfügt über circa 60 Bewohnerzimmer sowie mehrere Gemeinschafts- und Schulungsräume. Die Kapazität der ZUE wird nach vollständiger Inbetriebnahme des Roten Hauses 500 Plätze (zuvor 300 Plätze) betragen. Aktuell wohnen 270 Schutzsuchende in der Unterkunft. Die Bewohnerschaft setzt sich aus 30 Nationalitäten zusammen.

Bei der kommunalen Zuweisung von Schutzsuchenden werden der Stadt Bad Driburg die im Roten Haus geschaffenen Plätze auf die Aufnahmequote zu 100 Prozent angerechnet. Bei einer Anerkennung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) werden die Bewohner der ZUE in Bad Driburg innerhalb des Landes NRW verteilt. Beide Verteilverfahren organisiert die Bezirksregierung Arnsberg im Rahmen ihrer landesweiten Zuständigkeit, so Ann-Christin Thiele, zuständige Dezernentin der Bezirksregierung Detmold.

Einrichtungsleiter Ford David erklärte, dass es durchaus eine Herausforderung darstellen, wenn 30 Nationalitäten im Haus vertreten seien. Jedoch stünden die rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  immer wieder mit Rat und Tat zur Seite. Auch mit der Nachbarschaft sei man im engen Austausch. Die zugewiesenen  “Neuankömmlinge” würden gleich zu Beginn an die bestehende Hausordnung herangeführt. Auch bei den Arbeiten der Pflege in und im das Haus können sich die Personen beteiligen. Dabei erhalten Sie einen Aufschlag auf Ihr Taschengeld in Höhe von 0,80 Euro in der Stunde, so David der Presse gegenüber. Auch bei der Küchenarbeit treffen sich regelmäßig die Bewohnerinnen und Bewohner.

Eine zusätzliche nutzbare Küche erlaubt landestypische Kost auf eigene Kosten zuzubereiten.

Trägerin der ZUE in Bad Driburg ist die Bezirksregierung Detmold. Um die Betreuung der Geflüchteten kümmert sich im Auftrag der Bezirksregierung die Weberhaus Nieheim gGmbH. Für die Sicherheit sorgt das Unternehmen All Service.

Auf dem gut erhaltenen historischen Bodenbelag vor der Einbauwand mit dem Charme der 50ern stehen v.l. André Reckeweg, Wolfgang Gerhard, Ann-Christin Thiele sowie Ford David.

Infobox

Kommunen und das Land NRW sind weiterhin gefordert, Kapazitäten zur Unterbringung von Geflüchteten zu schaffen, um Obdachlosigkeit zu vermeiden. Land und Kommunen bilden dabei eine Verantwortungsgemeinschaft.

Das Land ist für die Aufnahme und eine erste Unterbringung der Asylsuchenden, die Kommunen für die dauerhafte Unterbringung zuständig. Um die Kommunen und auch die Zivilgesellschaft in der aktuellen Situation in dieser Aufgabe zu unterstützen, werden die Unterbringungskapazitäten in den Landeseinrichtungen erhöht. Landesunterkünfte reduzieren die Belastung der kommunalen Familie. Gemäß Vereinbarung der Landesregierung mit den kommunalen Spitzenverbänden sollen deshalb 41.000 Plätze in Landesunterkünften als Unterbringungskapazitäten in ganz Nordrhein-Westfalen geschaffen werden. Davon müssen im Regierungsbezirk Detmold rund 5.000 Plätze bis Ende 2024 aktiv vorgehalten werden.

Der Regierungsbezirk Detmold leistet hier gemäß der Vereinbarung zwischen Land und Kommunalen Spitzenverbänden von Ende September seinen Anteil und trägt mit dem Start des Roten Hauses in der ZUE in Bad Driburg zur Stabilisierung des Landesaufnahmesystems bei.

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