Was haben Max Planck und Max Raabe gemeinsam?
Elisabeth Affani
Bad Driburg. Das Glasstadtfest ist verklungen, am Tag der Wissenschaft wurde die erste Gründung des Max Planck-Instituts 1946 in Bad Driburg im Clemens-Studienheim gewürdigt.
Max Planck war in Bad Driburg. Bei Personen von gesellschaftlichem Rang, und darum handelt es sich bei dem Physik-Professor und Begründer der Quantenphysik, spricht man gern davon, dass sie am Ort „weilten“.
Er kam auf Anregung von Heimo Dolch, der im Studienheim St. Clemens, kurz auch Clementinum genannt, als Dozent der Theologie tätig war.
„Der fromme Protestant Planck kam gerne und mehrfach mit seiner Frau Marga nach Bad Driburg. Er weilte im Klemensheim u.a. in der Zeit vom 31.10. bis zum 26.11.1946. Das Haus versorgte in der auch für Wissenschaftler spürbaren Hungerszeit das Ehepaar Planck mit dem Lebensnotwendigen, er revanchierte sich mit Vorträgen für die Studenten“, heißt es auf der Seite clementinum-paderborn.de.
Max Plancks Sohn Erwin war im Januar 1945 von den Nazis in Plötzensee hingerichtet worden.
Eine andere Geschichte ist mit einem anderen Max verbunden, eine Erfolgsgeschichte. Anfang der 1990er Jahre berichtete ein Mitglied der Kantorei Bad Driburg, dass der Sänger Max Raabe einst Schüler im Clementinum und Sänger in der Kantorei war.
„Max Raabe, 1962 in Lünen geboren, hat eigentlich schon immer gesungen – im Jugendchor, der Kantorei und auf dem Fahrrad“, heißt es auf der Seite des Sängers und Mitbegründers des Palast-Orchesters.
Aber ein Schüler namens Max Raabe ist in keiner Schülerliste zu finden. Erst wenn man detektivische Fähigkeiten entwickelt, stößt man auf einen Bericht im lokalen Teil der Seite rheinpfalz.de in Zweibrücken im Jahre 2018. Der Homburger Stadtarchivar Hans-Joseph Britz schildert dort ein Treffen bei einem Konzert mit seinem „Schulkameraden“ Max Raabe:
„Anfang der 80er Jahre habe ich zusammen mit Max Raabe, der eigentlich Matthias Otto heißt, im westfälischen Bad Driburg nahe Paderborn ein katholisches Internat besucht, das Klemens-Hofbauer-Kolleg. Das war eine Spätberufenenschule, auf der im Beruf stehende Männer aus ganz Deutschland das Abitur nachholen konnten, um dann zu studieren. Man sang gemeinsam in der Schola und im Chor und begegnete sich öfters. Ich weiß noch, dass Max Raabe mir half, ein kleines Museum einzurichten, in dem die Geschichte des Hauses dargestellt wurde. Immerhin brachte die Schule über 1000 Priester hervor. Ich sehe noch sein Zimmer vor mir: ziemlich das kleinste, in der sogenannten Opa-Flur-Kommune direkt neben der Hauskapelle. Er stellte keine Ansprüche, war nicht eingebildet. Im Gegenteil: Man konnte mit ihm lachen, er erzählte gerne mit Witz und hintergründigem Humor. Die Mitschüler mochten ihn. Auf einem Foto sieht man Max mit dem vor drei Jahren in Afrika tödlich verunglückten priesterlichen Freund Horst Klabes, der sein Mentor war. Damals hatte man ja nicht viel Geld und so war ich unschlüssig, ob ich mir auf dem Driburger Flohmarkt ein altes Electrola-Grammophon kaufen sollte. Max ermutigte mich zum Kauf. Es steht noch heute in meinem Wohnzimmer und wird benutzt. Damals legten wir abends die einzige Schallplatte auf: ‚Rosamunde, schenk mir dein Herz und sag ja…‘ und stellten das Grammophon auf das Geländer des Balkons. Es schallte über das ganze Schulgelände, erst recht, als Max lautstark mitsang – und mancher davon wach wurde. Es gab im Jahreslauf des Internats zwei große Hausfeste: Zum einen das Patronatsfest des Heiligen Clemens Maria Hofbauer Mitte März und ein Herbstfest. Hier trat Max, der spätere Begründer und Leiter des Berliner Palastorchesters, mit einem Schulfreund aus Lünen auf. Beide in Frack und Zylinder, er als Sänger, sein Kollege am Piano. Lange Zeit sang er auch im Kirchenchor und der Kantorei seines Heimatortes, oft solo in der Christmette an Heiligabend … Am Samstagabend, als wir uns nach dem Konzert in der Zweibrücker Festhalle unterhielten, erinnerten wir uns an die gemeinsame Schulzeit und an ehemalige Kollegen, die ihn oft und immer wieder nach Konzerten aufsuchen. Er freut sich jedes Mal …“
Der Max war also eigentlich ein Mat(t)hias, der Raabe ein Otto. Geboren wurde er 1962 in Lünen rund 30 Kilometer nördlich von Dortmund, seine Eltern waren Bauern. Er sagte der SZ 2010 in einem Interview: „Wie alle in unserer Gegend waren wir katholisch, vor dem Essen und Schlafen wurde gebetet, sonntags ging es in die Kirche. Ich war ein fleißiger Messdiener, in der Gemeinde aktiv, bei den Pfadfindern, fuhr auf Jugendfreizeiten. Ich war auch im Kinderchor, bei Bunten Abenden – und auf Jahresfeiern habe ich vorgesungen.“ Er gibt dem NDR 2022 ein Interview und behauptet: „Ich musste auf Beerdigungen immer lachen – auch als Messdiener. Und deswegen bin ich dann nach Berlin getürmt.“ An anderer Stelle will er 1986 nach Berlin gegangen sein.
Kein Wort verliert er über seinen Schulabschluss, seine Berufsausbildung, das Clementinum oder die Kantorei Bad Driburg.
Sein Mentor Horst Klabes war dem Paderborner Clementinum zufolge von 1981 bis 1984 Schüler im Bad Driburger St. Clemens, machte dort im Winter 1984 Abitur und wurde 1991 in Paderborn zum Priester geweiht.
Es ist immer gut, eine Chronik zur Hand zu haben. Mathias Otto nahm laut dem Report 1984 als Clementiner an der Konzertreise der Kantorei Bad Driburg in die Bretagne mit ihrem Leiter Heinrich Bentemann teil. Er gestaltete künstlerisch das Titelblatt des Reports. Die Kantorei-Chronik verzeichnet im gleichen Jahr, am 11. März, im Clementinum die Vorstellung einer Schallplatte, die vom 28. bis 30. Oktober 1983 in der Kreuzkirche des Studienheims St. Clemens aufgenommen wurde.
Vielleicht hat auch daran Max-Matthias mitgewirkt und Lieder von Melchior Vulpius, Johann Hermann Schein, Ernst Pepping, Hans Leo Hassler, Franz Liszt und Max Reger mitgesungen.
Man weiß es nicht.