Gegen das Vergessen
Doris Dietrich
Bad Driburg. Im August fand die Ausstellung „Stolen Memories“ viele interessierte Besucher. Die gemeinnützige Organisation „Arolsen Archives“ ist nun mit einer weiteren sehenswerten Sammlung von Fotos und Informationen in unserer Stadt.
Unter dem Titel #LastSeen möchte der Träger der Ausstellung an die Deportation jüdischer Mitbürger erinnern und bittet um Unterstützung bei der Suche nach Fotos am Tag der Deportationen. Im Frühjahr 1942 wurden auch jüdische Bürger aus Bad Driburg deportiert. Von den verschleppten Kindern, Frauen und Männern kehrte niemand in ihre Heimatstadt zurück. Wie kann man das Erinnern an diese Ereignisse wachhalten? In Bad Driburg wurde überlegt, wie man auch heute dieser Menschen gedenken kann. Es wurde eine Projektgruppe gebildet, um geeignete Veranstaltungen zu organisieren. Zu den Initiatoren gehörten Andreas Amstutz und Burkhard Nickel sowie Karin Rosemann als Stadtheimatpflegerin, Renate Mügge und Dr. Udo Stroop vom Heimatverein und Peter Fabian. Auch die Volkshochschule mit ihrer Leiterin Janine Brigant-Loke sicherte ihre Unterstützung zu. Die Stadtverwaltung schuf die Rahmenbedingungen.
Am Freitag dem 11. November fand am historischen LKW die Eröffnungsveranstaltung zu #LastSeen statt.
Burkhard Nickel von der Projektgruppe „denk-mal“ begrüßte die Anwesenden. Gleichzeitig wurde auch die Ausstellung „Der Nationalsozialismus-Tragik des Terrors“ eröffnet. Detlef Gehle überbrachte die Grüße des Rates und führte anschaulich die Tragweite und Verantwortung eines jeden vor Augen. Die Geschichtslehrer Stephanie Knaup und Raphael Fecke betreuten ihre Schüler bei der Forschungsarbeit. Zwei Schülerinnen des Gymnasiums St. Xaver stellten ihre Ausstellungsstücke vor. Lisa Möller erforschte das Leben des jüdischen Fußballers Gottfried Fuchs und stellte sein Leben auf einem großen Fußball dar. Lina Schopp berichtete über ihre Arbeit an einem Stolperstein. In ganz Deutschland gibt es viele dieser Erinnerungssteine. „Es wäre doch eine sehr gute Sache, wenn wir auch in Bad Driburg solche Stolpersteine hätten“, äußerte Lina im anschließenden Gespräch.
Man kann die Exponate vom 11. – 25. November 2022 zu den Öffnungszeiten des Bad Driburger Rathauses im Foyer in der 1. Etage betrachten. Zur musikalischen Umrahmung spielten Maya-Lotte Kluwe und der Musiklehrer David Feldpausch jiddische Lieder.
Von den Arolsen Archives wurde ein Grußwort der Projektleiterin Dr. Alina Bothe verlesen. Die Projektgruppe denk-mal wünscht sich viele Impulse durch die Ausstellung.
Titelbild: 80 Jahre – selber Ort, selbe Stelle (Archiv Meiners)
Infos zu #Lastseen
Bei den Fotografien, die uns von NS-Deportationen aus dem Deutschen Reich vorliegen, handelt es sich häufig um die letzten bekannten Bilder der Verfolgten vor ihrer Ermordung. Die Bilder zeigen das Unrecht im lokalen Kontext. Die Deportationen fanden auf öffentlichen Plätzen, vor Gebäuden und in Straßen statt, die oft heute noch die jeweiligen Orte prägen. Es gibt jedoch zahlreiche Leerstellen, denn von vielen Deportationen sind keinerlei Bilder bekannt und auch die bekannten Fotografien und Filme zeigen stets nur einen kleinen Ausschnitt des Geschehens. Im Rahmen von #LastSeen bitten wir Freiwillige, uns bei der Suche in verschiedenen Regionen und Städten zu unterstützen.