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27. Januar – Tag des Gedenkens

Frankfurt/Amsterdam/Birkenau/Bergen-Belsen/Bad Driburg. (dd) Januar 1945 befreite die Rote Armee die Gefangenen des Konzentrationslagers in Auschwitz. Während der NS-Zeit ermordeten die Nazis dort über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Der Jahrestag der Befreiung wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts. Sicher kennt fast jeder das Schicksal des jüdischen Mädchens Anne Frank. Anne Frank versteckt sich vor den Nazis während der Besetzung der Niederlande. Nach zwei Jahren wird sie entdeckt. 1945 stirbt sie im KZ Bergen-Belsen.

Gedenkstein Anne Frank in Bergen-Belsen

Interessantes aus ihrem Leben

Anne Frank wird am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. Ihre Schwester Margot ist drei Jahre älter. In Deutschland sieht es nicht gut aus: Viele Menschen sind arbeitslos und arm. Hitler bekommt in dieser Zeit mit seiner Partei immer mehr Anhänger. Hitler hasst die Juden und macht sie für alle Probleme im Land verantwortlich. Er macht sich die antisemitischen Gefühle zunutze, die in Deutschland herrschen. Wegen des Antisemitismus und der schlechten Wirtschaftslage entschließen sich Otto und Edith Frank, Annes Eltern, nach Amsterdam zu ziehen. Otto gründet dort eine Firma, die mit Pektin handelt, einem Geliermittel für Marmelade. Anne fühlt sich in den Niederlanden schnell zu Hause. Sie lernt die Sprache, findet Freundinnen und besucht eine niederländische Schule in der Nachbarschaft. Ihr Vater arbeitet hart für sein Geschäft, aber es ist schwierig, eine Existenz aufzubauen.

Hier wohnte Anne Frank in Amsterdam

Am 1. September 1939, als Anne 10 Jahre alt ist, überfällt Nazi-Deutschland Polen. Der Zweite Weltkrieg beginnt. Nicht lange danach, am 10. Mai 1940, überfallen die Nazis auch die Niederlande. Fünf Tage später kapituliert die niederländische Armee. Nach und nach erlassen die Besatzer immer mehr Gesetze und Verordnungen, die den Jüdinnen und Juden das Leben erschweren. So dürfen sie unter anderem Parks, Kinos und Läden nicht mehr betreten. Wegen dieser Regeln darf Anne immer weniger Orte besuchen. Ihr Vater verliert seine Firma, da Juden keine Firmen mehr besitzen dürfen. Alle jüdischen Kinder, also auch Anne, müssen in gesonderte jüdische Schulen wechseln. So gehen die Nazis ständig einen Schritt weiter. Juden müssen einen gelben Stern an der Kleidung tragen, und es gibt Gerüchte, dass alle die Niederlande verlassen müssen.

Als Margot am 5. Juli 1942 eine Aufforderung erhält, sich zur Arbeit in Nazi-Deutschland zu melden, sind ihre Eltern misstrauisch. Sie glauben nicht, dass es um Arbeit geht und entschließen sich, am nächsten Tag unterzutauchen. Die Familie versteckt sich, um der Verfolgung zu entrinnen. Im Hinterhaus seiner Firma an der Prinsengracht 263 richtet Annes Vater seit dem Frühjahr 1942 einen geheimen Unterschlupf ein. Dabei helfen ihm seine ehemaligen Angestellten. Nicht viel später kommen noch vier weitere Personen in das Versteck. Es ist sehr beengt, Anne muss sich leise verhalten und hat oft Angst.

Zum 13. Geburtstag, als die Familie noch nicht untergetaucht ist, bekommt Anne ein Tagebuch geschenkt. In den zwei Jahren im Versteck schreibt Anne über Ereignisse im Hinterhaus, hält aber auch ihre Gefühle und Gedanken fest. Außerdem schreibt sie kleine Geschichten, fängt einen Roman an und schreibt in ein Schöne-Sätze-Buch Passagen aus Büchern ab, die sie liest. So hilft ihr das Schreiben, die Tage im Versteck durchzustehen. Als der Kulturminister der niederländischen Regierung aus dem Exil in Großbritannien über Radio Oranje die Bevölkerung dazu aufruft, Tagebücher und andere Dokumente aus der Kriegszeit aufzubewahren, kommt Anne auf eine Idee: Sie will ihre losen Tagebücher zu einer fortlaufenden Geschichte umarbeiten, die den Titel Het Achterhuis (Das Hinterhaus) bekommen soll. Anne beginnt mit der Überarbeitung ihres Tagebuchs. Doch bevor sie damit fertig ist, wird sie zusammen mit den anderen Untergetauchten am 4. August 1944 von Polizisten entdeckt und verhaftet. Die Polizei inhaftiert auch zwei Helfer. Bis heute steht nicht fest, aus welchem Grund die Polizei in das Haus eindrang. Trotz der Verhaftung und Hausdurchsuchung bleibt ein Teil von Annes Aufzeichnungen bewahrt: Die beiden Helferinnen retten die Unterlagen, bevor das Hinterhaus im Auftrag der Nazis ausgeräumt wird.

Auschwitz-Birkenau

Anne wird nach Auschwitz deportiert

Von der Zentrale des deutschen Sicherheitsdienstes über ein Gefängnis in Amsterdam und das Durchgangslager Westerbork verschleppen die Nazis die Untergetauchten in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Mit mehr als tausend anderen ist Anne drei Tage lang unterwegs. Die Menschen sind in Viehwaggons eng zusammengepfercht. Es gibt kaum etwas zu essen und zu trinken, und ein kleines Fass muss als Toilette dienen. Bei der Ankunft in Auschwitz entscheiden Nazi-Ärzte, wer zu schwerer Zwangsarbeit geeignet ist und wer nicht. Ungefähr 350 Menschen aus Annes Transport werden gleich danach in den Gaskammern ermordet. Anne wird mit ihrer Schwester und ihrer Mutter in das Arbeitslager für Frauen geschickt. Otto kommt in ein Männerlager.

Anne stirbt in Bergen-Belsen

Anfang November 1944 wird Anne erneut auf einen Transport geschickt. Zusammen mit ihrer Schwester kommt sie in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihre Eltern bleiben in Auschwitz zurück. Auch in Bergen-Belsen sind die Umstände fürchterlich: Es gibt kaum etwas zu essen, es ist kalt und Anne bekommt wie ihre Schwester Fleckfieber. Im Februar 1945 sterben beide an den Folgen der Krankheit, erst Margot und etwas später Anne. Annes Vater Otto überlebt als Einziger der Untergetauchten aus dem Hinterhaus den Krieg. Er wird von Soldaten der sowjetischen Armee aus Auschwitz befreit. Während seiner langen Heimreise in die Niederlande erfährt er, dass seine Frau Edith gestorben ist. In den Niederlanden erfährt er auch, dass Anne und Margot nicht mehr leben.

Bergen-Belsen

Annes Tagebuch wird weltberühmt

Die erhalten gebliebenen Tagebuchaufzeichnungen von Anne beeindrucken Otto sehr. Er liest, dass Anne gern Schriftstellerin oder Journalistin werden wollte und dass sie vorhatte, die Geschichten über das Leben im Hinterhaus zu veröffentlichen. Freunde überzeugen Otto davon, das Tagebuch zu publizieren. Am 25. Juni 1947 erscheint Het Achterhuis (Das Hinterhaus) in einer Auflage von 3000 Exemplaren in den Niederlanden. Und dabei bleibt es nicht: Das Buch wird in rund 70 Sprachen übersetzt, es gibt ein Theaterstück und einen Film. Menschen auf der ganzen Welt lernen Annes Geschichte kennen, und 1960 wird das Versteck ein Museum: das Anne Frank Haus. Otto bleibt bis zu seinem Tod im Jahr 1980 dem Anne Frank Haus eng verbunden. Er hofft, dass alle Menschen, die das Tagebuch lesen, sich der Gefahren von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus bewusstwerden. 

Schicksal der Juden von Bad Driburg

Die Gedenkstele vor dem Haus Lange Straße 68 erinnert an den ehemaligen Standort des Wohn- und Geschäftshauses der jüdischen Familie Schiff. Von allen jüdischen Familien wohnte Familie Schiff wohl am längsten in Bad Driburg. Moses Schiff wurde am 27.07.1864 in Bad Driburg geboren. Er war in der Stadt ein bekannter Kaufmann, der mit Fellen, Häuten und Altmaterial handelte. Seine drei Jahre jüngere Frau Philippine führte in dem Haus eine kleine Pension und ein Geschäft, in dem sie Hüte, Putz- und Modewaren verkaufte. In der Pogromnacht 1938 wurden die Fenster der Pension Schiff eingeworfen, Moses Schiff wurde zusammen mit weiteren jüdischen Männern für einige Zeit festgenommen.

Ab 1941 wurden alle in Bad Driburg lebenden Juden im Haus der Familie Schiff zwangseinquartiert. In einem solchen »Judenhaus« lebten die Menschen unter katastrophalen Wohnverhältnissen auf engstem Raum zusammen und wurden von der Gestapo überwacht. Durch die »Judenhäuser« sollte Wohnraum für den »arischen« Teil der Bevölkerung geschaffen werden. Gleichzeitig erleichterten sie die Organisation der Massenvernichtung der Juden im Nationalsozialismus. Das Haus der Familie Schiff wurde Ausgangspunkt der Deportationen. In der Region um Bad Driburg wurden die Juden über den Bahnhof Bielefeld in Zügen Richtung Osten gebracht. Ihr letztes Hab und Gut wurde ihnen noch am Bahnhof abgenommen.

Deportation

Die Familie Schiff wurde am 30.03.1942 auseinandergerissen, als die Töchter Paula und Hertha nach Warschau deportiert wurden.
Nur wenige Monate später, am 28.07.1942, mussten auch Moses und Philippine Bad Driburg verlassen. Sie wurden in das sogenannte »Altenghetto« des Konzentrationslagers Theresienstadt im heutigen Tschechien gebracht. Keiner der vier hat die Konzentrationslager überlebt. Einzig der Sohn Rudolf konnte vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs in die USA auswandern und seine Eltern von dort aus bis zu ihrer Deportation unterstützen. Tochter Erna heiratete 1933 den katholischen Glashändler August Böger. Die »Mischehe« bewahrte sie zunächst vor der Deportation. Erst im Jahr 1944 kam sie doch in das berüchtigte Frauen-Lager Elben bei Kassel. Ihrem Mann gelang es, sie mit einem ärztlichen Attest aus dem Lager zu befreien, nachdem sie zuvor sehr schwer erkrankt war. Bei Eis und Schnee brachte er sie mit einem Schlitten zurück in das 80 Kilometer entfernte Bad Driburg. Bis zum Kriegsende wurde sie von Nachbarn im Keller versteckt. Das Haus der Familie Schiff wurde im Jahr 1995 abgerissen.

Im Jahr 2008 wurde auf Initiative des gemeinnützigen Vereins »Bürgerpunkt« die Sandsteinstele errichtet.

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