Mit Doris Dietrich zur “Santa Maria del Toto“
Bad Driburg. Bei herrlichem Sonnenschein und frischem Wind ging die Wanderung zur Marienkapelle. Schon auf dem Weg nach oben hat man einen herrlichen Blick über Bad Driburg und weit ins Land. Im Jahr 1932 wurde an der Stelle der heutigen Kapelle nach Entwurf zweier im Clementinum angestellter Schreinergesellen eine kleine Holzkapelle errichtet.
Es kann sein, dass der spätere Märtyrer Eduard Müller, selbst Schreiner von Beruf, hierbei mitwirkte, da er als Klementiner stets Möglichkeiten annehmen musste, um sein Schulgeld aufbringen zu können. Der Kölner Bildhauer Paul Rautzenberg schuf 1934 für die Kapelle eine schöne Madonna, die auf ihrem Schoß das Jesuskind trägt und ihren Mantel über zwei Schüler breitet, von denen der eine andächtig die Hände faltet, während der andere studiert –
“ora et labora” steht auf dem Schemel zu Füßen Mariens. “Unsere liebe Frau von St. Klemens – Schutzpatronin der Jugend” steht auf dem Steinsockel darunter.
Auch Eduard Müller wird dieses Bild gekannt und wie alle Klementiner hier Zuflucht im Gebet gefunden und eine Kerze angezündet haben. Wind und Wetter hatten der Holzkapelle im Laufe der Jahre sehr zugesetzt. Deshalb stiftete der Konrektor des Studienheims, selbst Absolvent der Schule, Johannes Kley im Jahr 1952 den kleinen Steinbau, den wir noch heute vorfinden. Kley liegt auf dem kleinen Friedhof neben der Kapelle begraben. Er war durch einen Gewinn im Fußball-Toto unerwartet in den Besitz von 68.000 DM gelangt, die er zur Verfügung stellte.
Daher heißt die Kapelle im Volksmund auch “Santa Maria del Toto”. In der Apsis der Kapelle ist ein Glasrohr mit Erde aus dem Marienwallfahrtsort Lourdes vermauert. Die Klementiner gestalteten damals die Umgebung der Kapelle, die sich aus heimischen Muschelkalk und eingedeckt mit Buntsandsteinplatten aus dem Solling harmonisch in die Landschaft einschmiegt, zu einer schönen Anlage. Damit ging zugleich ein Versprechen in Erfüllung, das der Gründer und Rektor des Clementinums, Prälat Bernhard Zimmermann, zwölf Jahre zuvor, am 1. April 1941, gegeben hatte, als das Studienheim von den Nationalsozialisten enteignet und geschlossen worden war.
Um den zahlreichen Kriegstoten ein ehrendes Andenken zu bewahren, wurden 1968 rechts neben der Kapelle drei Steinskulpturen aufgestellt: Auferstandener Christus, Judaskuss und kreuztragender Christus. Sie stammen aus der Werkstatt des Bildhauers Heinrich Lückenkötter aus Oelde, dem Bruder des damaligen zweiten Rektors und ehemaligen Schülers von St. Klemens, August Lückenkötter. Die Freunde von St. Klemens treffen sich jeweils am Freitag nach Allerseelen um 15.00 Uhr Totengedenken und Gräbersegnung an der Kapelle.