Integration nicht im Blick?

Anfrage an die Bad Driburger Parteien

Bad Driburg. Bilinda Jungblut, Vorsitzende des Asylkreises, stellt in ihrer Pressemitteilung eine Anfrage an die Parteien, die sich in den letzten drei Wochen vor der Kommunalwahl am 13. September 2020 präsentierten und deutlich machten, „wes Geistes Kind sie sind“. Wörtlich heißt es in der Mitteilung:

Bilinda Jungblut


„Sie benennen ihre Ziele und Themen ihres fortführenden oder zukünftigen politischen Handelns für unser Stadtgebiet.

Ich verfolge mit großem Interesse ihre Ausführungen und kann sagen, dass ich ein deutliches Engagement bei den Parteien, CDU, SPD, Die Grünen, ÖDP, FDP, UWG erkenne. Sie wollen sich z.B. für zukunftsorientierte Familienpolitik, angepasste Verkehrsentwicklung, für ein stabiles Wirtschaftssystem – gerade in dieser Pandemie – für Mobilität, Umweltschutz, Barrierefreiheit und soziale Gerechtigkeit und noch vieles mehr, einsetzen. Dies alles sind hervorragende, zukunftsweisende Ziele, die den Bad Driburger BürgerInnen sicherlich helfen, sich in unserer Stadt wohl, sicher und mit ihren Anliegen wahrgenommen zu fühlen.

Doch einen Bereich vermisse ich! Der Bereich der Integration kommt fast bei allen Parteien, bis auf eine, nicht vor. In unserer Kernstadt leben seit 2013 inzwischen gut 40 syrische Familien und jeweils 1 irakische, afghanische, tschetschenische Familie. Hinzu kommen noch einige Einzelpersonen, ganz zu schweigen von den MigrantenInnen, die schon über 20 Jahre unter uns wohnen.

Ich glaube, den Mitgliedern der Parteien sind diese Personen nicht – geschweige denn persönlich – bekannt. Sie wissen nichts von ihrem Schicksal, von ihrem Schmerz über den Verlust ihrer Heimat, ihren engsten Verwandten, ihrem Beruf, ihrem Besitz, von ihrer Angst, in einer völlig fremden Kultur zurecht zu kommen, sich mit unseren Behörden, deren System sie nicht kennen können, auseinanderzusetzen, von ihrem Bemühen, hier Kontakte zu knüpfen, die deutsche Sprache zu erlernen, sich um Arbeitsplätze zu kümmern, von ihrer Trauer, von manchen Deutschen diskriminiert zu werden.

Seit 37 Jahren kümmert sich der Asylkreis „Zum verklärten Christus“ um diese Menschen. Zu den Mitarbeitern des Asylkreises können sie mit allen Anfragen und Schwierigkeiten kommen. Oft sind die Mitarbeiter des Asylkreises sehr überrascht, welch großes Vertrauen, welche Freundlichkeit, Respekt und Dankbarkeit seitens der Flüchtlinge ihnen geschenkt wird.
Viele ausländische Mitbürger haben inzwischen eine Arbeitsstelle gefunden. Ihnen war es wichtig, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Die Kinder besuchen die örtlichen Schulen. Zwei haben sogar in diesem Jahr hier ihr Abitur gemacht. Und soweit Plätze vorhanden sind, gehen die Kleinen in die Kita. Eine Reihe dieser ausländischen Personen, deren Situation den behördlichen Vorgaben entspricht, beantragten und erhielten ihren „unbegrenzten Aufenthalt“. Einige ausländische Mitbürger haben auch schon die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt. Weitere werden folgen, sobald sie die Bedingungen erfüllen.

Leider erhält der Asylkreis keinerlei Anfragen über die Situation dieser Geflüchteten von den Politikern. Es nimmt auch niemand mit politischer Verantwortung an den internationalen Treffen teil, die vom Asylkreis angeboten werden. Registrieren die Politiker unserer Stadt nur, dass ja diese MigrantInnen jetzt in Bad Driburg leben, und damit ist es gut? In Kürze werden das aber künftige WählerInnen sein.
Ich bitte alle Politikerinnen und Politiker, sich mit den Fragen der Integration auseinanderzusetzen und das Möglichste zu bewirken, damit aus dem IHR und WIR ein solidarisches Miteinander, ein gleichberechtigtes WIR entstehen kann.“

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