Ehemaliger Bocholter Stadtbaurat legt Finger in die Wunde

Ulrich Paßlick stellt Bad Driburg in Sachen Fahrradinfrastruktur schlechtes Zeugnis aus

Bad Driburg. Sein Bad Driburger Kollege, Baudezernent Martin Kölcer lud zum öffentlichen “Impuls Radverkehr” am vergangenen Montag ins Bad Driburger Rathaus ein.

Martin Kölczer begrüßt die Anwesenden.

Knapp 50 Zuhörer waren gekommen, um sich über den ausführlichen Vortrag des ehemaligen Stadtbaurat Ulrich Paßlick (62) der 75 000 Einwohner zählenden Vorzeigestadt Bocholt, nahe der Niederländischen Grenze,
über dessen Konzept in Sachen Fahrradinfrastruktur zu informieren.

Dipl. Ing. Ulrich Paßlick

Fast 24 Jahren leitete Ulrich Paßlick (parteilos) das Bocholter Baudezernat. Der gebürtige Münsteraner war zuvor achteinhalb Jahre Bauamtsleiter in Rees. Mit 27 Jahren war der Stadtbaurat 1984 Deutschlands jüngster Bauamtsleiter.

Ulrich Paßlick stellt seine Präsentation vor.

Nach seinen Ausführungen zu den Begebenheiten in seiner Wahlheimat, wo natürlich andere topografische Bedingungen vorliegen als hier im Mittelgebirge werden mittlerweile 36 Prozent der Fahrten mit dem Fahrrad absolviert. Das liegt weit über dem Bundesdurchschnitt, so Paßlick. Zu bedenken gab er aber, dass dieser in den 50ern sogar bei 54 Prozent lag. “Hier am Niederrhein, zur Grenze nach Holland und dem Münsterland hat das Radfahren schon immer eine wesentliche Bedeutung als Fortbewegungsmittel gehabt”, so der Vortragende.

Und trotzdem sei ein Gesamtkonzept mit entsprechenden Inhalten wie dem Radwegeausbau, Straßenrückbau, Lückenschließungen, auch für unsere Mittelgebirgstopografie möglich.

Im Zuge des nun immer stärkeren Umweltbewusstsein der Bevölkerung insgesamt, scheint das Thema Radinfrastruktur auch in Bad Driburg angekommen zu sein. Anders ist die recht lebhafte Diskussion im Anschluss an den Vortrag unter den anwesenden Gästen nicht zu verstehen. Sei es die im Laufe des Jahres markierten Radschutzstreifen in der Dringenberger- und Pyrmonter Straße, deren Sinnhaftigkeit sich offenbar bei etlichen Driburgern noch nicht rumgesprochen hat, (BDiB berichtete) die wiederholte Forderung nach einem Rückbau des Konrad-Adenauer-Ring, um hier endlich sichere Radspuren installieren zu können oder die Schaffung von sicheren Radwegen aus Bad Driburg hinaus zu den Ortsteilen.



Paßlick wunderte sich zum Beispiel, dass er ab Paderborn überhaupt keinen direkten Fahhradweg nach Bad Driburg entdeckte. So etwas wäre dort, wo er weg kommt nicht vorstellbar. Immer mehr Fahrräder mit Trethilfe, sogenannte E-Bikes oder Pedelecs fahren auf den Straßen. Paßlick selbst hatte vor dem Vortrag am Abend selbst die Bad Driburger Kernstadt und einige Ortschaften unter die Lupe genommen und unseren Ort mit seinem Fahrrad erkundet. Dabei waren ihm nur wenige Radfahrer auf den Straßen begegnet. Selbst um den Kurpark musste er einen Umweg fahren, so der verwunderte Experte.
Baudezernent Martin Kölczer, Carola Mikus (Klimabeauftragte), Christa Heinemann (stellv. Bürgermeisterin) sowie Gastredner Ulrich Paßlick. (v.l.n.r.)


Fazit des Vortrages: Der Experte rät zur Erstellung eines Gesamtmobilitätskonzept auf Grundlage einer authentischen Bestandsanalyse unter dringender Einbindung der Bürgerschaft.